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Handball-WM Deutschland ringt Kroatien nieder

Mit einem 22:21 (11:11) gegen Kroatien ist die deutsche Mannschaft ins Halbfinale der Weltmeisterschaft eingezogen.

Von Anne Toss 21.01.2019, 22:07

Köln l Mehr Unterstützung geht kaum: Vor dem Spiel gegen Kroatien stürmte die kölsche Kult-Band Höhner das Spielfeld und stimmte gleich mal den Weltmeister-Song von 2007 an. „Wenn nicht jetzt, wann dann“ schallte es durch die Lanxess-Arena. Und Sänger Henning Krautmacher legte sich fest: „Wir sind der Meinung, dass das dreckige Dutzend voll ist. Wir wollen den Pokal nach zwölf Jahren wieder holen.“ Der Applaus vor 19.250 Zuschauern – darunter rund 1000 Anhänger der Kroaten – legte nahe, dass der Großteil des Publikums eindeutig seiner Meinung war.

Und auch das DHB-Team hatte wohl die Lied-Zeile „Es wird Zeit, nimm dein Glück selbst in die Hand“ im Kopf, als es gegen Kroatien auf die Platte ging. Mit 22:21 (11:11) setzte sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB)  durch und besiegelte damit bereits den Einzug ins Halbfinale.

Dabei war der Start in die Partie alles andere als einfach. Nachdem die WM-Gastgeber schnell mit 0:2 ins Hintertreffen gerieten, stellte Hendrik Pekeler nach acht Minuten beim 2:3 den Anschluss wieder her. Der Aufwärtstrend bekam jedoch einen jähen Dämpfer, als Spielmacher Martin Strobel im Angriff ohne Fremdeinwirkung zu Boden ging. Sein Griff ging direkt ans linke Knie, mit der Trage wurde er vom Spielfeld und dann mit dem Krankenwagen ins Klinikum gebracht – und mit Verdacht auf Innenband- und Kreuzbandriss. „Dass Martin raus musste, war ein Schock für uns“, erklärte der Berliner Paul Drux. „Aber wir haben gut reagiert.“ Ob Bundestrainer Christian Prokop einen Spieler nachnominieren wird, konnte er kurz nach der Partie noch nicht sagen.

In der Folge fing sich das DHB-Team gleich zwei Zeitstrafen ein und musste das 4:6 (13.) hinnehmen. Prokop reagierte mit einer Auszeit. „Wir müssen hinten cleverer sein“, forderte er sein Team auf. Die Deutschen bekamen nun das Spiel der Kroaten über deren Kreisläufer Zeljko Musa besser in den Griff. Nur bei der Chancenverwertung haperte es mal wieder. Zum Beispiel als Patrick Wiencek zum 10:8 (26.) traf und sowohl Paul Drux als auch Uwe Gensheimer es danach verpassten, den Vorsprung weiter auszubauen.

Dagegen handelten sich Pekeler und Patrick Groetzki noch in der ersten Hälfte jeweils ihre zweite Zeitstrafe ein. Den Platz nutzten die Kroaten clever, gingen zwischenzeitlich sogar mit 11:10 (30.) in Führung. Fabian Wiede sorgte mit seinem Treffer zum 11:11 jedoch für den Ausgleich zur Halbzeitpause. Und sowohl Andreas Wolff als auch Prokop waren sich sicher: „Fabian hat heute den Ausschlag gegeben.“ Nicht nur als bester Werfer der DHB-Auswahl mit sechs Toren.

In der zweiten Halbzeit blieb es bis zur letzten Sekunde eng: Beide Teams konnten sich nicht entscheidend absetzen, beide Abwehrreihen dominierten das Geschehen. Doch in der 46. Minute traf Wiede erstmals zu einer Drei-Tore-Führung in dieser Partie (18:15). Als es schien, als würden die Kroaten allmählich resignieren, bauten die Deutschen den Gegner noch einmal auf – mit vergebenen Chancen. „Wir hatten einige klare Möglichkeiten, die wir hätten reinmachen müssen“, erklärte Fabian Böhm.

So kamen Musa & Co. sogar zur 19:18-Führung (55.). In der folgenden Auszeit stellte Prokop im Angriff auf das Spiel mit zwei Kreisläufern und in der Abwehr auf eine 3-2-1 um. Und die Deutschen behielten die Nerven. Uwe Gensheimer sorgte mit dem 22:20 für die Entscheidung und berauschenden Jubel in der Lanxess-Arena. "Es war vielleicht nicht unser schönstes Spiel", meinte Böhm, „aber wir haben gewonnen." Und das Ziel Halbfinale in Hamburg erreicht.