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Kakteenzucht Es stachelt im Wintergarten von Klühes

Während die Natur Winterschlaf hält, blüht es im Wintergarten von Friedrich Klühe in Kabeliz in den schönsten Farben.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 14.01.2019, 13:16

Kabelitz l Es sind seine Kakteen, die zu jeder Jahreszeit mit Blüten in rosa, rot, gelb, weiß und auch blau die sonst meist tristen Pflanzen zum Strahlen bringen.

Wenn Friedrich Klühe sein Jagdhorn hervor holt und für den nächsten Auftritt der Bläsergruppe Elbe-Havel-Land übt, dann lässt er den Blick schweifen über die bizarre Landschaft in seinem Wintergarten. Statt gewöhnlich üppiger Grünpflanzen sind es unzählige stachlige Kakteen, die hier wachsen und gedeihen und von Zeit zu Zeit Blüten treiben, die den Betrachter in Verzückung versetzen.

Kakteen waren schon die Leidenschaft des Kabelitzers, als er 1980 als Soldat in Schwerin diente. Weil Blumen wohl eingehen würden, schenkte Mutter Antonie ihm einen Kaktus. Aus einem wurden viele. Und als Friedrich Klühe 1989 mit seiner Frau Sabine und Tochter Susanne zurück nach Kabelitz zog, wurde vor dem Hausbau am Ortsrand neben seinem Elternhaus erst einmal ein Gewächshaus errichtet. Hier verbrachte er so manche freie Minute, züchtete Kakteen aller Gattungen, ganz kleine und auch große wie den Schwiegermutterstuhl. Oder die „Königin der Nacht“. Wieviele es sind? „Vielleicht 1500, vielleicht auch 2000 – ich kann es nicht sagen. Es geht ja auch immer mal etwas ein“ – obwohl er ihnen beste Pflege zukommen lässt und ihnen auch gut zuredet, verrät er schmunzelnd sein Erfolgsrezept.

Um nicht immer ins Gewächshaus im Garten der Eltern gehen zu müssen, planten Klühes im Frühling 2013 den Anbau eines Wintergartens, der genügend Platz für das stachlige Hobby bietet. Das Holz war schon geliefert und der Termin für die Errichtung des neuen Wintergarten-Kakteenhauses geplant, als im Juni das Wasser der Elbe immer höher stieg. Und dann der Deich brach. Was tun und wie die Pflanzen schützen? „Viel machen konnte ich nicht. Ich hab nur die Fenster geöffnet, damit die Sonne nicht die Pflanzen verbrennen konnte – es wusste ja niemand, wie lange man nicht auf das Grundstück gelangt. Die Beete standen auf Tischen ja etwas höher, so dass meine Sorgen vor der Flutung nicht ganz so groß waren, so hoch würde das Wasser doch wohl nicht steigen ...“ Klühes hatten tatsächlich Glück. Das Deichbruchwasser flutete „nur“ den Keller des Wohnhauses und im Gewächshaus stand es 30 Zentimeter hoch – zwei Zentimeter Luft bis zu den Beeten!

Nach dem großen Aufräumen machten sich Klühes an das Bauprojekt. Mit Hilfe von Freunden wurde der gläserne Garten gerichtet. Auch neue Tische und Beete entstanden und nahmen ihren Platz ein. Und dann kam der große Umzug: Stacheliges zu transportieren, war eine große Herausforderung. Freunde wie Jürgen Köppe halfen, mit Schubkarren ging es vom Garten zum Haus. Den Schwiegermutterstuhl hievte ein Flaschenzug hoch auf die Karre und dann auf den neuen Platz in einem Bodenbeet. Bis alles an Ort und Stelle war, dauerte es etliche Tage.

Aber die Mühe hat sich gelohnt: Entstanden ist eine alles andere als karge Wüstenlandschaft. Die zu einander passenden Kakteen stehen beisammen. Die einen sind Jahrzehnte alt, die anderen erst ein paar Monate im „Kindergarten“, selbst gezogen von Friedrich Klühe. Er beliest sich, tauscht sich mit anderen Züchtern aus, „man lernt immer noch dazu“. Die Bewässerung ist ein ausgeklügeltes System, viele Pflanzen vertragen zu bestimmten Zeiten nur sanfte Benebelung. 40 Grad sollte das Regenwasser, das für leichte Säure noch mit Essigsäure versetzt wird, haben. Die Fußbodenheizung sorgt für optimale Temperaturen. Wurzelläuse, die Rote Spinne oder zu viel Wasser, die die Wurzeln faulen lassen, sind die Feinde der Kakteen.

Wenn sie dann blühen, wird die Mühe und die Zeit, die Friedrich Klühe investiert, belohnt. Am liebsten mag er es pink oder magenta. Sehenswert ist die Königin der Nacht, die aber nur einmal im Jahr für wenige Stunden blüht. Ansonsten blüht immer irgendwas auf den Beeten oder in den Schalen, die von der Decke hängen.

Bei Kaffee und Tee genießen es Friedrich Klühe und seine Frau, im Wintergarten zu sitzen und einfach nur zu schauen, was da so ganz langsam vor sich hin wächst. Und dabei wird dann auch fast immer eine neue Blüte entdeckt.