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Aus dem "Rocky"-Universum Boxerfilm "Creed II": Große Kämpfe, große Emotionen

Mit "Creed - Rocky's Legacy" hat Ryan Coogler das "Rocky"-Universum vor vier Jahren mit großer Schlagkraft neu belebt. Jetzt steigt Adonis erneut in den Ring.

Von Wolfgang Marx, dpa 21.01.2019, 10:08

Berlin (dpa) - In "Creed II - Rocky's Legacy" geht es gleich richtig zur Sache. Der stets finster und bedrohlich dreinblickende Viktor (Florian "Big Nasty" Munteanu) ist ein Furcht einflößender und muskelbepackter Hüne, der seine Gegner mit ein paar Punches gnadenlos schnell auf die Bretter schickt.

Noch schlägt sich der russische Boxer in abgewrackten Rummelbuden durch, aber die brutale Kampfmaschine macht sich nur für Größeres warm. Auf dem Weg nach ganz oben ist bereits Adonis Creed (Michael B. Jordan). Der Underdog hat sich in "Creed - Rocky's Legacy" (2015) bereits zum Sieger der Herzen aufgeschwungen, jetzt greift er in der Fortsetzung nach den Sternen - da aber stellt sich ihm Viktor in den Weg.

Mit "Creed" (2015) hat Ryan Coogler ("Black Panther") das "Rocky"-Universum erfolgreich wiederbelebt, für die gelungene Fortsetzung "Creed II - Rocky's Legacy" hat er die Regie jetzt dem Newcomer Steven Caple Jr. überlassen, ist aber als ausführender Produzent weiter mit an Bord.

Sonst aber alles wie gehabt: Das gesamte Personal aus dem ersten Teil ist wieder am Start - allen voran Sylvester Stallone. Den Coach von Adonis Creed holt auch diesmal die Vergangenheit wieder ein. Sein alter Widersacher Ivan Drago (Dolph Lundgren), der in "Rocky IV" (1985) den Vater von Adonis im Ring einst tödlich verletzte, tritt wieder in sein Leben - und Viktor Drago ist sein Sohn, den er mit unerbittlicher Härte für den finalen Fight trainiert.

Das Leben dieser vier Menschen ist auf fatale Weise miteinander verbunden. Triumph und Schmerz, Rache und Versöhnung liegen hier ganz dicht beinander. Wobei der großartig gealterte Dolph Lundgren (61) ein bisschen Pech mit seiner Rolle hat, denn die meiste Zeit muss er in fragwürdig designten Trainingsanzügen mürrisch und verkniffen in die Gegend stieren und Sätze wie "Mach ihn alle!" rufen. Er hat es vor allem auf Rocky abgesehen, mit dem er noch lange nicht fertig ist, nachdem dieser ihn im Ring einst besiegt hatte - und in die Misere stürzte.

Besondere Glanzlichter in "Creed II" sind natürlich wieder die nostalgischen Reminiszenzen: Rockys Treppe, Rockys Denkmal, Rockys kleiner Gummiball, Rockys Hut und das Restaurant Adrian's, in dem keine Bilder von Ivan Drago hängen, wie dieser bitter vermerkt, führen direkt in die Vergangenheit. Ein Cameo-Auftritt sorgt zudem für eine ganz besondere Überraschung.

"Creed II" mag vielleicht nicht ganz so smart wie Teil eins sein, aber die Fortsetzung wartet mit einer gelungenen Balance zwischen aufwühlenden Kampfszenen und großem Drama auf. Wobei die allgemein recht voraussehbare Dramaturgie von Boxerfilmen - Underdog kämpft sich gegen alle Widerstände durch - hier durch die persönlichen Dramen der Protagonisten die nötige emotionale Tiefe erhält. Große Gefühle und reichlich Tränen (der Zuschauer) federn die brutalen Ringschlachten gefühlvoll ab.

Ob daraus aber noch eine Trilogie wird? Das scheint eher fraglich. Sylvester Stallone (72) hat im letzten Jahr angekündigt, dass er nach über 40 Jahren im Film-Ring die Boxhandschuhe an den Nagel hängen wird. Für "Creed II" hat er noch einmal am Drehbuch mitgeschrieben - es wäre ein würdiger Abschluss für den zähen Fighter.

Creed II - Rocky's Legacy, USA 2018, 130 Min., FSK ab 12, von Steven Caple Jr., mit Michael B. Jordan, Sylvester Stallone, Dolph Lundgren, Tessa Thompson, Florian "Big Nasty" Munteanu

Creed II - Rocky's Legacy