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Einblicke in die Männerwelt: Sivas

Ein kleiner Junge gewinnt mit seinem Kampfhund Respekt und Ansehen in seinem Dorf: Sivas ist der starke Erstlingsfilm des in Berlin lebenden Regisseurs Kaan Müjdeci.

Von Aliki Nassoufis, dpa 28.11.2015, 13:46
Brachte mit «Sivas» sein Erstlingswerk an den Start: der türkische Regisseur Kaan Mujdeci. Foto: EPA/Claudio Onorati
Brachte mit «Sivas» sein Erstlingswerk an den Start: der türkische Regisseur Kaan Mujdeci. Foto: EPA/Claudio Onorati ANSA

Berlin (dpa) - Beim Filmfest Venedig gab Kaan Müjdeci noch ungestört Interviews mitten im Festivalgedränge. Kaum einer erkannte den jungen Regisseur, der in der italienischen Stadt seinen Debütfilm Sivas präsentierte.

Doch nicht nur Kritiker feierten das Werk des Deutsch-Türken, auch im Wettbewerb 2014 wurde es wenig später mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet - und mittlerweile schickt die Türkei Sivas in das Rennen um einen Oscar im kommenden Jahr. Nun kommt der Film des in Berlin lebenden Müjdeci bei uns in die Kinos.

Der 35-jährige Regisseur taucht ein in das ärmliche Leben eines türkischen Dorfes. Im Mittelpunkt steht der Junge Aslan, der den verletzten Kampfhund Sivas aufnimmt und ihn aufpäppelt. Als das Tier dann Kämpfe gewinnt, steigt Aslans Ansehen nicht nur bei seinen Mitschülern. Auch die Männer des Dorfes wollen plötzlich teilhaben am Ruhm von Aslan und Sivas und dem damit einhergehenden Respekt. 

Ich möchte mit dem Film eigentlich über die Männerwelt erzählen, und der Hund ist dafür ein Symbol, sagte der Regisseur im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Er sehe Parallelen im Verhalten der Männer weltweit. Natürlich gibt es Unterschiede, aber ich meine vor allem das Auftreten. Zum Beispiel, wie sie ihre Körper trainieren und ihre Körper als Zeichen von Kraft und Macht präsentieren.

Dafür findet der gebürtige Türke einprägsame Bilder. Wenn im Kampf zum Beispiel die muskulösen Körper der Hunde aufeinanderprallen, ist die rohe Gewalt zu spüren. Oder wenn Aslan mit seinem Hund im Dorf auftaucht und das Tier fast so groß ist wie der Junge, dann strahlt dieser doch eine ungeheure Präsenz aus. Die Szenen, in denen er sich inmitten seiner Gleichaltrigen so etwas wie eine Führungsrolle erarbeitet, gehören zu den intensivsten des Films.

Müjdeci, der mit seinem Bruder in Berlin auch eine Bar und einen Modeshop betreibt, spitzt die Geschichte dabei zwar nicht auf einen Konflikt zu, sondern bleibt eher in der Rolle des Beobachters. Und doch gelingt es ihm gleichzeitig, mit seiner Handkamera Nähe zu seinen Figuren zu schaffen.

Vor allem aber ist ihm mit seinem Hauptdarsteller ein Glücksgriff gelungen: Der junge Dogan Izci trägt diesen Film scheinbar ohne Mühe. Sein Spiel wirkt natürlich und doch prägnant. Kess und ein bisschen vorlaut fordert Aslan dann schließlich auch in der Männerwelt der Hundekämpfe seinen Platz ein.

Service:

Sivas, Türkei/Deutschland 2014, 97 Min., FSK o.A., von Kaan Müjdeci, mit Dogan Izci, Ozan Celik, Muttalip Müjdeci

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