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La Belle Saison: Liebesgeschichte zweier Frauen

In La Belle Saison müssen zwei junge Frauen in den frühen 70er Jahren nicht nur die Konventionen überwinden, sondern vor allem ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe in Einklang bringen. Ein wunderschöner, bildgewaltiger Liebesfilm in Zeiten des Aufbruchs.

Von Britta Schmeis, dpa 28.04.2016, 08:07

Hamburg (dpa) - Vor wenigen Monaten erst sorgte das Liebesdrama Carol für Aufsehen, nicht nur wegen der herausragenden Hauptdarstellerinnen, Cate Blanchett und Rooney Mara, sondern auch wegen der Thematik: eine lesbische Liebe im prüden Amerika Anfang der 50er Jahre.

Nun hat sich die französische Regisseurin Catherine Corsini in La Belle Saison - Eine Sommerliebe des gleichen Themas angenommen. Zwei Jahrzehnte und ein Ozean liegen zwischen den beiden Geschichten, vieles hat sich gewandelt. Die Akzeptanz ist gewachsen, andere Probleme sind entstanden.

Die 23-jährige Delphine (Izïa Higelin) hatte lange eine Liebesbeziehung mit einer Frau. Als sie dann erfährt, dass diese heiraten wird, festigt sich Delphines Entschluss, den elterlichen Hof in Richtung Paris zu verlassen. Es ist weniger eine Flucht vor der harten Arbeit und der ländlichen Idylle als vor den Konventionen, die für Frauen ein eher rechtloses Dasein als Ehefrau und Mutter vorsehen.

In der Hauptstadt angekommen, findet Delphine schnell einen Job und trifft durch Zufall eine Frauengruppe und deren selbstbewusste, attraktive Anführerin Carole (Cécile de France), von der sie sich von der ersten Minute angezogen fühlt. Carole aber lebt mit ihrem Freund zusammen. Denn die jungen Frauen vertreten keinen Radikalfeminismus, sondern kämpfen vielmehr gegen die Unterdrückung der Frauen und deren Rechte. Wir sind nicht gegen die Männer, wir sind für die Frauen, heißt es später einmal bei einem der vielen nikotin- und alkoholgeschwängerten Treffen.

Obwohl Carole nie zuvor eine lesbische Beziehung hatte und anfänglich irritiert bis abweisend auf Delphines Annäherungen reagiert, entdeckt sie schnell ihre Gefühle für die ruhige und bodenständige junge Frau vom Land. Es ist Delphine, die die unkonventionelle, charismatische Pariserin verführt. Die beiden verleben intime Stunden in Delphines kleiner Dachkammer.

Doch dann erleidet Delphines Vater einen Schlaganfall, und sie kehrt unverzüglich zurück auf den Hof. Von Sehnsucht verzehrt reist Carole ihr nach und beginnt, Mutter und Tochter bei der Landarbeit zu helfen. Ihre Beziehung halten die zwei Frauen geheim, bis Delphines Verehrer Antoine und dann auch ihre Mutter Monique dahinter kommen. Monique wirft Carole aus dem Haus. Hin und her gerissen zwischen ihrer Liebe zu Carole und der Verbundenheit zu ihren Eltern und dem ländlichen Leben muss sich Delphine entscheiden.

Regisseurin Catherine Corsini erzählt diese Geschichte in wunderschönen Bildern der sanften Landschaft der französischen Region Limousin und dem quirligen Leben von Paris. Es ist die Zeit des Aufbruchs in der Gesellschaft und in Delphines Leben. Zaghaft zeigt Corsini die Annäherung der beiden so unterschiedlichen Frauen, die Intimität und die zunehmenden Vertrautheit.

Am Ende aber scheitert diese ungewöhnliche Liebe nicht an den Konventionen und den auch noch in den 70er Jahren herrschenden Ressentiments, sondern vielmehr an unterschiedlichen Lebensentwürfen, die die beiden nicht miteinander vereinen können. So ist La Belle Saison gar nicht in allererster Linie die Geschichte einer lesbischen Liebe, sondern vielmehr die zweier Menschen, die letztendlich nicht zusammenfinden. 

(La Belle Saison, Frankreich 2015, 106 Min., FSK ab 12, von Catherine Corsini, mit Cécile de France, Izïa Higelin, Noémie Lvovsky)

La Belle Saison