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Drama Rührender Film mit Starbesetzung: "Peanut Butter Falcon"

Eigentlich sind Filme wie "The Peanut Butter Falcon" ein wenig aus der Zeit gefallen, so warmherzig und gemütlich kommen sie daher. Vom Kitsch hält sich das Drama aber wegen einiger Glücksgriffe erstaunlich fern.

Von Christian Fahrenbach, dpa 14.12.2019, 11:32

New York (dpa) - Auf den ersten Blick kommen einem einige Elemente aus "The Peanut Butter Falcon" sehr bekannt vor.

Da sind ungewöhnliche Freunde auf der Flucht, da sind die typischen hübschen Bilder eines Roadmovies und da ist Shia LaBeouf, seit dem Actionhit "Transformers" ein Filmstar der ersten Liga. Dann aber überrascht einen "The Peanut Butter Falcon" in seinen 97 Minuten doch sehr. 

Im Zentrum steht Zak (Zack Gottsagen), ein junger Mann mit Down-Syndrom, der aus dem Altenheim abhaut, in das er gesteckt wurde. Er will seinen Traum zu verwirklichen: Er will auf die Wrestlingschule seines Idols, dem "Salt Water Redneck". Auf dem Weg trifft er Tyler (LaBeouf, der trotz seines Star-Status sehr zurückhalten spielt), ebenfalls ein Rebell auf der Flucht vor zwei halbseidenen Typen, denen er Geld schuldet.

Tyler wird zum Mentor und Freund, zusammen streifen die beiden durch die Flussdeltas North Carolinas, trinken Whiskey und fangen Fisch - und sie überzeugen Eleanor (Dakota Johnson, "Fifty Shades of Grey"), eine junge Pflegerin, die eigentlich Zak zurück ins Heim bringen soll, sie auf dem Weg nach Florida zu begleiten.

Das klingt heimelig - und ist es dank der gelungenen Vision der Regisseure Tyler Nilson und Michael Schwartz auch: Die Figuren kommen gut zusammen, Bilder, Geräusche und Musik funktionieren wie ein eigener Charakter und die Schauspieler spielen durch die Bank gut eingelebt ihre Rollen.

Schön ist das aber nicht nur wegen der Handlung, sondern auch, weil viele kleine Momente so gut funktionieren. "Hey, kann ich mit dir mit?", fragt Zak beim allerersten Treffen den noch etwas abweisenden Tyler. "Warum würde ich dich dafür brauchen, mit mir mitzukommen?", fragt der. "Vielleicht können wir Freunde sein. Und Buddys. Und Bro Dogs. Und Abhängen. Und Chillen", zählt Zak gewinnend auf. 

Der Ton stimmt auch deshalb, weil die Macher hinter der Kamera großzügig Vorbilder aus Film und Literatur anklingen lassen. In seinem Gefühl für einen ungewöhnlichen Ort erinnert das Drama an die gefeierte Perle "Beasts ot the Southern Wild" aus dem Jahr 2012, die beiden Hauptfiguren schnurren zusammen wie im liebgewonnenen Klassiker "Rain Man" und die eigentliche Geschichte ist im Grunde eine gelungene Version von "Mark Twain". Der Lohn: Schon jetzt kommt der Film gut auf Festivals an und zählt auch zum erweiterten Kreis der Kandidaten für die kommende Oscar-Saison.

"The Peanut Butter Falcon" gewinnt seine Stärke aber auch, weil es ein Werk ist, das die große Vielfalt der USA zeigt. Er vermittelt ein überraschend anderes Bild dieses unendlich komplexen Landes und seiner quer durch alle Bevölkerungsgruppen gütigen Charaktere. Vielleicht ist allein diese Leistung nicht das Schlechteste in Zeiten wie diesen.

- The Peanut Butter Falcon, USA 2019, 97 Min., FSK ab 12, von Tyler Nilson und Michael Schwartz, mit Zack Gottsagen, Shia LaBeouf, Dakota Johnson

The Peanut Butter Falcon