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Max-Ophüls-Festival: Jeans statt Smoking

Das Max-Ophüls-Festival gilt als Karriere-Sprungbrett deutschsprachiger Nachwuchsfilmer und Schauspieler. Der Andrang ist groß, doch die Veranstaltung hat Geldprobleme.

Von Jörg Fischer, dpa 27.12.2015, 13:17

Saarbrücken (dpa) - In Saarbrücken geht's leger zu, aber nicht minder ambitioniert als bei Filmfestivals in Berlin oder München. Statt Smoking oder Abendkleid prägen Jeans und Lederjacke das Bild - selbst bei der Gala des Max-Ophüls-Preises, wie Produzenten aus München einmal pikiert angemerkt haben sollen.

Das alljährliche Stelldichein des deutschsprachigen Filmnachwuchses hat Tradition. In fast 40 Jahren hat es sich zur Erfolgsgeschichte entwickelt. Das Treffen ist aus den Terminkalendern vieler Cineasten, Nachwuchs-Filmschaffenden und Produzenten nicht wegzudenken. In gut drei Wochen beginnt die 37. Auflage des MOP (18.-24. Januar), wie es abgekürzt genannt wird.

Das MOP ist nicht mehr nur eine kleine Nische, sagt die künstlerische Leiterin Gabriella Bandel stolz. Die 56-Jährige verantwortet im Januar zum letzten Mal die Filmauswahl. Auch mit den Finanzproblemen muss sich künftig ein neuer Leiter herumschlagen.

Der Leiter der Hamburg Media School, Richard Reitinger, betont: Der MOP ist das wichtigste Festival für den deutschsprachigen Nachwuchsfilm. Es gebe inzwischen zwar viele Festivals. Aber: Die Konzentration auf den Nachwuchs gibt es nur in Saarbrücken.

In den Kinos der saarländisch Landeshauptstadt laufen ab Mitte Januar eine Woche lang wieder rund 160 Spiel- und Dokumentarfilme sowie kurze und mittellange Streifen, davon 61 im Wettbewerb von Filmemachern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. Im ersten Jahr waren es gerade einmal 15 Streifen. Rund 42 000 Cineasten dürfte es diesmal wieder ins Kino ziehen, 60 Mal mehr als 1979. Viel mehr geht nicht, allein schon weil der Platz fehlt.

Viele Jungfilmer finanzieren ihre Anreise selbst. Denn in Saarbrücken bietet sich Gelegenheit wie sonst nirgendwo, um Kontakte zu Produzenten und Redakteuren zu knüpfen, die auf der Suche nach Talenten sind. Beim Festival entstehen Karrieren, schwärmt Bandel.

Das MOP - immer im Schatten der Biennale im Februar - wird in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen. Denn die in Saarbrücken im  Wettbewerb stehenden Regisseure und Schauspieler sind noch ziemlich unbekannt. Zu den früher Ausgezeichneten zählen Regisseure wie Tom Tykwer und Detlev Buck oder Schauspieler wie Julia Jäger, Til Schweiger, Nadja Uhl oder Axel Prahl.

Sieben Leiter hatte das MOP bisher. Wer auf Bandel, die sieben Jahre lang an der Spitze des Festivals stand, folgt, soll erst im Februar oder März entschieden werden. Auf jeden Fall muss ihr Nachfolger den Kampf um mehr Geld fortsetzen. Denn das Budget ist seit 15 Jahren mit rund einer Million Euro weitgehend gleichgeblieben, die Kosten etwa für Mieten oder Reisen und Unterbringung der Gäste steigen aber stetig. Das muss sich auf jeden Fall ändern, wenn man das auf dieser Basis weiterleben will, mahnt Bandel.

Das Zauberformel lautet: neue Sponsoren. Denn die Stadt - eine der höchstverschuldeten deutschen Kommunen - will ihren Anteil von rund 300 000 Euro pro Jahr zwar nicht verringern, aber auch nicht erhöhen. Das Festival ist das einzige kulturelle Event, mit dem Saarbrücken über die Landesgrenzen hinaus präsent ist, sagt der MOP-Geschäftsführer, der Saarbrücker Kulturdezernent Thomas Brück.

Er hält Einsparungen bei den Ausgaben für machbar, hofft aber vor allem, dass sich das Land über seinen bisherigen Anteil von rund 125 000 Euro hinaus noch stärker engagiert und mehr Unternehmen von der Bedeutung des MOP überzeugt werden können. Denn die seien bisher beim Sponsoring eher zurückhaltend, weil sie Glamour und damit Strahlkraft auch über die Landesgrenzen hinaus vermissten.

Filmfestival Max Ophüls Preis