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Filmfest Venedig Was passiert mit Eltern gefallener Soldaten?

Nach "Wolfskinder" ist Rick Ostermann erneut beim Filmfest Venedig. Dieses Mal wurde er für sein Drama "Krieg" mit Ulrich Matthes eingeladen. Ein Interview anlässlich der Premiere.

Von Interview: Aliki Nassoufis, dpa 08.09.2017, 09:12
Rick Ostermann fragte sich,  was mit den Familien passiert, wenn ein Soldat fällt. Foto: Jörg Carstensen
Rick Ostermann fragte sich, was mit den Familien passiert, wenn ein Soldat fällt. Foto: Jörg Carstensen dpa

Venedig (dpa) - Schon mit seinem Debütfilm war der deutsche Regisseur Rick Ostermann 2013 zum Festival in Venedig eingeladen worden.

In "Wolfskinder" erzählte er vom Schicksal der Mädchen und Jungen, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ohne ihre Eltern in Ostpreußen ums Überleben kämpfen mussten.

Nun ist der 38-Jährige erneut beim Filmfest vertreten und zeigt - wieder in der Nebenreihe Orizzonti - sein Drama "Krieg". Ulrich Matthes und Barbara Auer spielen darin ein Ehepaar, dessen Sohn bei einem Auslandseinsatz als Soldat ums Leben kommt. Anlässlich der Premiere am Freitag sprach Ostermann im Interview der Deutschen Presse-Agentur über seine Motivation für diesen Film und die besondere Zusammenarbeit mit Ulrich Matthes.

Frage: Mit "Wolfskinder" haben Sie auf wahre, historische Schicksale hingewiesen. Was hat Sie zu "Krieg" inspiriert?

Antwort: Ich wollte eine Geschichte erzählen über Soldaten, die im Auslandseinsatz sind und was es mit ihren Familien macht, wenn sie dabei umkommen. Die Idee hatte ich schon länger. Auf einer meiner Reisen für "Wolfskinder" fiel mir an einem Flughafen dann der Roman von Jochen Rausch in die Hände, und ich dachte: Das ist ja genau die Geschichte, die ich machen wollte!

Frage: Was hat Sie genau an dieser Thematik gereizt?

Antwort: Es gibt wahnsinnig viele Filme und Geschichten über Soldaten, die im Auslandseinsatz sind und dabei fallen. Aber ich habe mich immer gefragt, was mit den Familien, mit den Eltern passiert. Dieses Schicksal, das sie erleiden, wenn ihre Kinder nicht mehr da sind. Was passiert mit ihnen, wie verkraften sie das, wie leben sie damit?

Frage: Wie ist es zur Zusammenarbeit mit Ulrich Matthes gekommen, der hier den Vater Arnold spielt?

Antwort: Wir haben relativ früh an ihn gedacht. Ich habe ihm das Drehbuch auch ziemlich früh gegeben, und er war davon angetan. Dann haben wir uns getroffen, bestimmt noch mindestens ein Jahr vor Drehbeginn. Dabei haben wir gemerkt, dass es gut funktioniert. Hannah Hollinger hat ja das Drehbuch geschrieben und ich habe Ulrich Matthes dann auch in die weitere Drehbucharbeit miteinbezogen. Es war mir wichtig, dass er mit dabei war. Für mich war das ein Gemeinschaftsprojekt. Ich wollte, dass wir gemeinsam darüber nachdenken, wer dieser Arnold ist und warum er das macht, was er macht. Das hat von Anfang an toll geklappt.

Frage: Was ist es für ein Gefühl, jetzt wieder in Venedig vertreten zu sein?

Antwort: Ich fand es damals mit "Wolfskinder" schon fantastisch und war jetzt sehr überrascht, wieder eingeladen zu werden. "Wolfskinder" war ein Kinofilm, "Krieg" ist ein Fernsehfilm im Auftrag des WDR. Da ist es natürlich toll, dass wir mit einem Fernsehfilm eine solche Aufmerksamkeit bekommen - eine Einladung aus Venedig ist einfach großartig.

ZUR PERSON: Rick Ostermann wurde 1978 im nordrhein-westfälischen
Paderborn geboren. Er arbeitete zunächst unter anderem als
Regieassistent - wie bei "Die kommenden Tage" (2010) und "Meine
Schwestern" (2013) von Lars Kraume. "Wolfskinder" war sein
Spielfilmdebüt. "Krieg" ist sein zweiter Film, er wurde vom WDR mitproduziert. Der 38-jährige Ostermann lebt in Berlin.

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