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Schwedischer Regisseur Zum 100. Geburtstag: Ingmar Bergman wird gefeiert

2018 wird ein großes Jahr für Fans des gefeierten schwedischen Filmemachers Ingmar Bergman. Der Regisseur von "Das siebente Siegel" und "Persona" kommt zurück ins Rampenlicht - denn dann wäre er 100 Jahre alt geworden.

Von Lennart Simonsson, dpa 18.09.2017, 14:28
Es sind die großen, ewigen Themen, die Ingmar Bergman zeitlebens beschäftigten. Foto: Ekstromer/Pressensabild
Es sind die großen, ewigen Themen, die Ingmar Bergman zeitlebens beschäftigten. Foto: Ekstromer/Pressensabild Pressensabild/EPA

Stockholm (dpa) - "Grundsätzlichkeiten des menschlichen Lebens" waren es, die ihn beschäftigten. "Leben und Tod, Gott, Liebe, Sexualität, Männer und Frauen", zählt Jan Holmberg auf. "Sozusagen ewige Themen, die interessant bleiben."

Ingmar Bergman, gefeierter schwedischer Filmemacher, "Kinolegende" und "Jahrhundert-Regisseur" ("Der Spiegel"), wäre am 14. Juli kommenden Jahres 100 Jahre alt geworden.

Rund um die Welt feiern dutzende Theaterproduktionen, Bücher, Ausstellungen und Aufführungen von klassischen Bergman-Filmen das Jubiläum. Jan Holmberg ist als Direktor der Ingmar-Bergman-Stiftung oberster Verwalter von Bergmans Nachlass. Ziel der Events sei es, die verschiedenen Aspekte von Bergmans Werk zu beleuchten, sagt er. Denn dieser habe nicht nur Leinwand und Bühne als Regisseur seinen Stempel aufgedrückt, sondern auch als Autor Bemerkenswertes hinterlassen. Zehn Jahre nach seinem Tod am 30. Juli 2007 bleibe das Interesse an dem Schweden groß.

In den 89 Jahren seines Lebens war Bergman überaus produktiv. Sein Werk umfasst rund 60 Filme für Kino und Fernsehen, mehr als 170 Theaterproduktionen, sowie zahllose Drehbücher und autobiografische Texte. Einen Grund für sein immenses Schaffen sieht Holmberg in Bergmans Lebenssituation. Er habe sich "vollständig seiner Kunst verschreiben" können, "auf eine Art, die in der heutigen schwedischen Gesellschaft nicht mehr möglich ist". Heute teilten Paare die Verpflichtungen von Haushalt und Kindeserziehung mehr untereinander auf. Bergman hatte neun Kinder und war, neben weiteren Beziehungen, fünfmal verheiratet.

Bergmans Archiv umfasst handgeschriebene und getippte Manuskripte, Entwürfe, Notizbücher, Produktionspapiere, Fotos und rund 10 000 Briefe. Die Unesco listet den Nachlass als Teil des Weltdokumentenerbes. Das Archiv lagert im Schwedischen Filminstitut in Stockholm. Dort sprach Holmberg mit der Deutschen Presse-Agentur. Es beeindrucke ihn, wenn Forscher extra Schwedisch lernten, um Bergmans Schriften im Archiv im Original lesen zu können, sagt er.

Zum Jubiläum kündigte Holmberg das erste Remake eines Bergman-Films an - genauer einer Bergman-Fernsehserie. "Szenen einer Ehe", 1973 gedreht, soll Ende 2018 in einer Produktion des israelischen Regisseurs Hagai Levi gezeigt werden. Levi wurde für die HBO-Serie "In Treatment" bekannt (auf deutsch unter dem Titel "Der Therapeut" bei Sky). Das Remake wurde von Bergmans Sohn Daniel initiiert, sagt Holmberg. Zudem sind eine Handvoll neuer Dokumentationen über Bergman in Arbeit, darunter auch eine von Margarethe von Trotta ("Rosenstraße").

Auch zahlreiche Theaterstücke auf der Basis von Bergman-Skripten feiern zum Jubiläumsjahr Premiere. So zeigt das Münchner Residenztheater ab dem 30. September eine Bühnenfassung von Bergmans Film "Das Schlangenei" im Cuvilliés-Theater. Bergman arbeitete an dem Theater, nachdem er 1976 wegen eines Vorwurfs der Steuerhinterziehung aus Schweden geflohen war. Der Plot erzählt eine Kriminalgeschichte im Deutschland der 1920er, vor dem Hintergrund von Hyperinflation und aufziehendem Nationalismus.

In Hamburg feiert am 5. Oktober eine Produktion der "Szenen einer Ehe" Premiere am Ernst-Deutsch-Theater. "Nach der Probe", 1984 in Cannes gezeigt, kommt ab 20. Oktober im Düsseldorfer Schauspielhaus auf die Bühne und "Wolfsstunde", Bergmans surreales Horrordrama von 1968, läuft ab 27. Januar 2018 als Puppentheater im Theater Koblenz.

Holmberg rechnet damit, dass Bergmans Schaffen als Bühnenautor Teil seines Vermächtnisses bleiben wird. In den vergangenen Jahren wurde Bergman zu einem der meistgespielten Autoren Skandinaviens. Eine Bühnenfassung seines Films "Fanny und Alexander" (1982) - eine epische Familiensaga zu Beginn des 20. Jahrhunderts - lockte 100 000 Zuschauer ins Schwedische Nationaltheater in Stockholm. Ein Stück basierend auf "Szenen einer Ehe" zog in Buenos Aires sogar 150 000 Besucher an.

Seine ursprünglichen Zweifel daran, aus einem Film-Drehbuch ein Theaterstück zu produzieren, habe er revidiert, sagt Holmberg. Denn: "Die Filme sind so großartig." Alle großartigen Kunstwerke profitierten davon, neu interpretiert zu werden, sagt er nun. "Manchmal zeigt einem die Übersetzung in eine andere Sprache etwas, über das man zuvor nicht nachgedacht hat."

Website Ingmar Bergman