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Kraftsport Im Ruderboot zum Training

Der Kraftsport der DDR lässt sich bis in die 1950er Jahre zurückverfolgen.

Von Karolin Pilz 23.09.2020, 23:01

Ferchland l Die Gründung des Vereins BSG Traktor Ferchland erfolgte im Jahr 1977 und der Verein stellte Mitte der 80er Jahre mit Erich Klitzke den Staffelleiter der Bezirksliga Mitte. Durch die Bekanntschaft zwischen den Sportfreunden Peter Wunsch aus Grieben und Erich Klitzke im Jahr 1974 fasste der Kraftsport auch in Ferchland Fuß. Das erste Jahr wurde noch in Grieben trainiert. Dafür ging es zunächst mit dem Ruderboot über die Elbe. „Bei Sturm, Wind und Dunkelheit war es teilweise eine abenteuerliche Angelegenheit. Nach der Elbüberquerung folgte ein drei Kilometer langer Fußweg und das haben wir bis in die Achtziger Jahre so gemacht, denn trainiert haben wir anfangs nur im Garten, bis uns ein Platz in der Sporthalle zur Verfügung stand“, erinnert sich Erich Klitzke.

Im Jahr 1975 begann Klitzke zunächst seine Ausbildung im Landkreis Havelland und nahm während seiner Lehrzeit am Wettkampf „Stärkster Lehrling“ teil. Der damals 17-jährige belegte unter zahlreichen Teilnehmern den dritten Platz.

Die erste Hantel für das gemeinsame Training in Grieben wurde im Produktionsarbeit-Unterricht im Stahlbau Parey gefertigt und wog stolze 75 Kilogramm. Im Jahr 1977 erfolgte die offizielle Gründung der Sektion und noch im selben Jahr folgten weitere Gründungen im Landkreis Genthin, wie „Einheit Genthin“ und „BSG Traktor Parey“. Aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes im Kraftsport wurde der heute 62-jährige Klitze im Wettkampfjahr 1983/1984 in die Kommission-Kraftsport im Deutschen Gewichtheber-Verband der DDR nach Berlin berufen. Als Staffelleiter der DDR-Liga Mitte umfassten die Bezirke Magdeburg, Halle, Leipzig und Cottbus sein Aufgabengebiet.

Er selbst nahm zwar an Kreis- und Bezirksmeisterschaften teil, doch war der zeitliche Aufwand für die Organisation in der Kommission enorm. „Damals haben wir noch alles schriftlich abgewickelt. Das ging auch alles, dauerte aber länger. Da habe ich dann nur noch als Staffelleiter fungiert“, fasst Klitzke zusammen. Höhepunkte waren stets die Besuche bei der DDR-Bestenermittlung, den späteren DDR-Meisterschaften, dem internationalen Kampfsportturnier in Neubrandenburg und den Europameisterschaften 1986 im Gewichtheben in Chemnitz.

Ab 1985 folgte gar ein großer Zuwachs durch Neugründungen von weiteren Kraftsport-Sektionen. Dabei wurden die Geräte noch immer fast alle selbst gefertigt und hergestellt. Denn der Zusammenhalt der Kraftsportler auf dem DDR-Gebiet war außerordentlich gut. Nur ins Ausland durften die Athleten nicht reisen, dafür fehlte es an der notwendigen DDR-Lizenz. „Ich möchte mich bei allen bedanken, die den Kraftsport in der DDR am Laufen hielten. Auch finanziell hat jeder immer etwas aus seiner eigenen Tasche gegeben. Ohne deren persönlichen Einsatz wäre all dies nicht möglich gewesen“, zeigt sich der 62-Jährige berührt. Die Abteilung Kraftsport in Ferchland löste sich 1994 wegen fehlender Sponsoren auf.