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Kuba Furcht vor leeren Läden

Auf Kuba werden die Lebensmittel knapp. Die Krise in Venezuela wirkt sich auch beim Verbündeten aus.

12.05.2019, 23:01

Havanna (dpa) l Jedes Mal, wenn die Lastwagen mit den tiefgefrorenen Hähnchen kommen, bilden sich vor den Geschäften in Havanna lange Schlangen. Stundenlang warten die Menschen unter der brennenden karibischen Sonne, bis sie dran sind. Angesichts der sich verschärfenden Versorgungskrise in Kuba will die sozialistische Regierung künftig Lebensmittel und Hygieneartikel rationieren. Unter anderem dürfen Kubaner nun Hühnchen, Reis, Eier, Bohnen, Wurst, Seife, Waschmittel und Zahnpasta nur noch in festgelegten Mengen kaufen, wie Handelsministerin Betsy Díaz sagte. Ziel sei eine „gerechte und vernünftige“ Verteilung der knappen Produkte in der Bevölkerung.

Bereits Anfang des Jahres merkten die Kubaner, das irgendwas nicht stimmte. Dann bestätigte der Vorsitzende der Kommunistischen Partei und ehemalige Präsident, Raúl Castro, in der Nationalversammlung die schlimmsten Befürchtungen: „Die Lage kann sich noch weiter verschlechtern.“

Jetzt geht in Kuba die Angst um. Erinnerungen werden wach an die so genannte Sonderperiode nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre. Damals brach die auf den Handel mit dem Ostblock ausgerichtete kubanische Wirtschaft weitgehend zusammen. „Heute ist unsere Lage eine andere. Die Wirtschaft ist breiter aufgestellt“, sagte Castro. „Aber wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten.“

Der Preis für das bei Kubanern sehr beliebte Schweinefleisch gilt als guter Indikator für die wirtschaftliche Situation der Insel. Seit Anfang des Jahres steigt der Preis. Mittlerweile kostet das Pfund fast drei US-Dollar, während der durchschnittliche Monatslohn noch immer bei etwa 30 Dollar liegt.

„Es heißt, wir würden in die Sonderperiode zurückfallen. Ich weiß gar nicht, wann wir sie hinter uns gelassen haben“, sagt Rosario Águeda. Sie wartet vor einem Geschäft in ihrem Viertel, um staatlich subventionierte Lebensmittel zu kaufen. Alle Kubaner haben Anrecht auf eine Reihe von Grundnahrungsmitteln. Über ein Rationierungsheft erhalten sie pro Monat sieben Pfund Reis, vier Pfund Zucker, einen halben Liter Öl, ein Paket Kaffee, ein Paket Nudeln, 300 Gramm Bohnen, fünf Eier und ein Pfund Hühnchen. Kinder bekommen zudem einen Liter Milch pro Tag.

Noch muss niemand in Kuba hungern, aber der Speiseplan ist sehr eintönig und die Kubaner verbringen viel Zeit damit, Schlange zu stehen. Die Regierung in Havanna macht das US-Embargo gegen Kuba für die Versorgungsengpässe verantwortlich. Verschärft wird die Lage noch dadurch, dass Kuba kaum selbst Lebensmittel produziert. Rund 80 Prozent der Lebensmittel werden importiert. In diesem Jahr sollen Nahrungsmittel im Wert von zwei Milliarden Dollar eingeführt werden.

Das Geld allerdings ist knapp. Kuba soll bei Lieferanten schon mit 1,5 Milliarden Dollar in der Kreide stehen. Die sozialistische Karibikinsel erhält von Venezuela Öl im Austausch für die medizinischen Dienste entsandter Ärzte. Dieses Öl verkauft Kuba auf dem Weltmarkt und beschafft sich so Devisen. Wegen der schweren Krise in Venezuela haben sich die Öllieferungen allerdings inzwischen auf 50.000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag halbiert.

Angesichts des Machtkampfs in Venezuela ziehen die USA die Daumenschrauben weiter an. Zuletzt verhängte das Finanzministerium Sanktionen gegen zwei Unternehmen und ihre Schiffe, die Öl von Venezuela nach Kuba transportieren. Mit diesen Maßnahmen will Washington den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro in die Knie zwingen. Dass sie damit auch Kuba treffen, dürfte für die Hardliner im Weißen Haus ein willkommener Nebeneffekt sein.

Die wichtigste Einnahmequelle der sozialistischen Karibikinsel ist die Entsendung von Ärzten ins Ausland. Einen Großkunden hat Kuba allerdings bereits verloren. Der rechtspopulistische brasilianische Präsident Jair Bolsonaro kündigte den Vertrag und schickte Tausende Mediziner nach Hause.

Der zweite Pfeiler der kubanischen Wirtschaft ist der Tourismus. Auch zahlreiche Deutsche besuchen die Karibikinsel. Zuletzt wuchs kurzem Klagen gegen Unternehmen zugelassen haben, die Eigentum nutzen, das während der Revolution 1959 enteignet wurde. „Wer am meisten darunter leiden wird, ist das kubanische Volk“, sagte zuletzt der Vorstandschef der spanischen Hotelkette Meliá, Gabriel Escarrer.