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Barock-Oper Arminio ohne Schlacht

Das Nordharzer Städtebundtheater bringt die selten gespielte Händel-Oper „Arminio“ auf die Bühne.

Von Grit Warnat 04.09.2015, 01:01

Halberstadt l Johannes Rieger ist bekennender Händel-Fan. Er hat am Halberstädter Theater alle drei bis dato aufgeführten Opern des 1685 in Halle geborenen Barock-Komponisten musikalisch geleitet. Zuletzt war es „Orlando“ in der Spielzeit 2008/09. Das Haus hat also eine längere szenische Barock-Abstinenz hinter sich. Dass sie am 19. September mit der „Arminio“-Premiere endet, freut Musikdirektor Rieger. Er setzte die Oper auf den Spielplan, in seinen Händen liegt die musikalische Leitung.

Freunde und Herausforderung. Das Theater stemmt die Oper mit einigen Gästen. Für die Inszenierung musste ein Countertenor verpflichtet werden und Spezialisten für Alte Musik, die das Orchester verstärken. Der Countertenor kommt vom Theater Würzburg. Rieger: „Es ist ein Wahnsinnsgewinn für das Stück, dass Denis Lakey die Rolle des Arminio singen wird.“

Der gebürtige Kapstädter hat eine hervorragende Ausbildung hinter sich und mit vielen renommierten Ensembles zusammengearbeitet, war bei der Aufführung der Oper „Julius Cäsar“ auch schon einmal in Halberstadt zu hören. Ohne Gelder von Lotto wäre das Engagement nicht möglich gewesen, sagt Rieger. Denis Lakey zur Seite steht die neu engagierte Bénédicte Hilbert. Die sehr barockaffine Solistin wird als Tusnelda zu erleben sein.

„Arminio“ ist Händels Opern-Spätwerk. 1737 in London uraufgeführt, wird sie heute kaum noch gezeigt. Dass sie im vergangenen Jahr in Halle auf dem Opern-Programm stand, sei nicht zu ändern, sagt Rieger. Man habe sich schon frühzeitig für dieses Opern-Projekt entschieden, vor allem auch, weil man in ihm Anküpfungspunkte zum spielzeit-übergreifenden Projekt des Hauses sehe. Das ist „Mythos Deutschland“ überschrieben und widmet sich den 25-jährigen Jubiläen Wende und Wiedervereinigung.

Der „Arminio“-Stoff thematisiert den legendären Sieg der Germanen über die Römer während der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9 nach Christus. In die Geschichtsbücher ging sie auch als Varusschlacht oder Hermannsschlacht ein. Hermann der Cherusker (Arminius) betrat damit die Bühne der deutschen Geschichte. „Schwerpunkt ist aber nicht das Schlachtengetümmel, sondern ein Familiendrama. Die Schlacht ist lediglich geschichtlicher Hintergrund“, sagt Rieger, der betont, dass die Oper auch einen regionalen Bezug habe.

Der Intendant erklärt, dass zwar Kleist über den nationalen Mythos 1808 ein Drama geschrieben hatte, aber es Friedrich Gottlieb Klopstock war, der als Erster die Dramentrilogie „Hermanns Schlacht“ herausbrachte und somit bereits 1769 den Namen prägte. Klopstock wurde 1724 in Quedlinburg geboren, am dortigen Theater findet die „Arminio“-Premiere statt.

Rieger steht vor seiner insgesamt sechsten Händel-Premiere. Wird es heroisch werden? Sicher auch, sagt der Intendant und fügt hinzu: „Aber nur unterschwellig. Wir wollen auf keinen Fall die Barockoper an sich verändern. Es werden die Gefühle der Menschen, die Gefühlsumschwünge im Zentrum stehen.“

Die Rezitative gibt es auf Deutsch, die Arien auf Italienisch. So wurde es zu Händels Lebzeiten von Telemann praktiziert. Telemann hatte den in London lebenden Händel in Hamburg aufgeführt. Johannes Rieger: „Es ist ein Gewinn, wenn man die Handlung auf Deutsch hat.“