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Puppentheater Aus dem Inneren eines Feuerzeugs

Der Magdeburger Leonhard Schubert inszeniert am Puppentheater „Das blaue Licht“. Premiere ist am 24. Oktober.

Von Kathrin Singer 19.10.2015, 23:01

Magdeburg l Nach dem Studium in die Heimatstadt zurückzukehren, stand eigentlich nicht auf dem Plan. Leonhard Schubert wollte sich freispielen, irgendwo anders. Ein festes Ensemble sollte es schon sein, denn „nirgendwo anders bekommt man so viel Praxiserfahrungen“.

Frank Bernhardt, künstlerischer Leiter des Puppentheaters, machte ihm aber ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte: Ein Festengagement zusammen mit den Studienkollegen Florian Kräuter, Lennart Morgenstern und Freda Winter. „Das war ein genialer Zufall, es gab 2013 hier einen Ensemblewechsel. Keine Frage, so eine Möglichkeit gibt es nicht oft.“

Leonhard Schubert, 1988 geboren, wurde vor allem von Ingo Hetschs legendärer Schülertheatergruppe „Durch-Schnitt“ am Hegel-Gymnasium geprägt. Freie Kammerspiele und Puppentheater erkannten die Qualität der spielwütigen Gymnasiasten und luden sie immer wieder zu Rahmenprogrammen ein. Kaum eine andere Magdeburger Schultheatergruppe brachte auch so viele Profischauspieler hervor: Neben Leonhard Schubert und seinem Ensemblekollegen Richard Barborka gingen etliche weitere mittlerweile gestandene Schauspieler und Regisseure wie Matthias Reichwald, Benjamin Schaup, Michael Morche und Jennifer Krannich ihre ersten Bühnenschritte bei „Durch-Schnitt“.

Schubert wollte natürlich Schauspieler werden, geriet aber dann über ein freiwilliges soziales Jahr ans Puppentheater. Das scheint mittlerweile eine „Schmiede“ für Puppenspielernachwuchs zu sein, denn auch Richard Barborka, seit 2014 fest im Ensemble, bewegte hier seine ersten Figuren, und Laura Mattern begann jüngst ihr Puppenspielstudium in Berlin.

„Es ist einfacher, einer Puppe zu glauben als einem Menschen.“

„Wenn du wirklich Interesse hast, ist das hier ein geiler Ort“, sagt Leonhard Schubert, der als FSJler alle Regieassistenzen am Haus übernehmen konnte und dadurch das Puppenspiel mit seinen breiten Darstellungsmöglichkeiten lieben lernte. Allein der größere Abstand zur Figur ermögliche dem Publikum mehr Identifikation. „Es ist viel einfacher, einer Puppe zu glauben als einem Menschen, einfach weil die Spielvereinbarung viel deutlicher ist.“ Auch die Personage sei größer, sagt Schubert, der mit einem Grinsen zugibt, dass er zum Beispiel mit großem Vergnügen ältere Damen spielt.

Dass er beschreiben und beobachten kann, wichtige Grundlage für einen Regisseur, hat er bei der Vordiplom-Inszenierung für eine Mitstudentin erfahren. Florian Kräuter war hier schon mit von der Partie. Nun also „Das blaue Licht“, Schuberts erste Magdeburger Regie und Kräuters erstes Solo. Fünf Monate haben die beiden an der Stückentwicklung gearbeitet, ein Aufwand, den Schubert, wie er zugibt, ein wenig unterschätzt hat. Ein Solo zu inszenieren sei nicht unbedingt einfacher, im Gegenteil: „Es gibt keine Interaktion zwischen den Spielern, sondern du musst immer Input von außen geben.“

Manipulierbarkeit von Menschen, die Auswüchse von Rache im Namen der Gerechtigkeit sind die Themen, die Leonhard Schubert an seiner Inszenierung interessieren: „Das blaue Licht“ erzählt vom um seinen Lohn geprellten Soldaten, der sich das erste Mal in seinem Leben wehrt. Das eher unbekanntere Märchen der Brüder Grimm trägt Motive von Hans Christian Andersens „Feuerzeug“.

Erzählt wird die Geschichte bei Leonard Schubert aus der Perspektive des rätselhaften Lichtmännleins, das die Zuschauer ins Innere eines überdimensionalen Feuerzeugs mitnimmt. Der Künstler Jonathan Gentilhomme, Student an der Burg Giebichenstein Halle, hat Atelier mit Puppenbühne getauscht und einen Raum kreiert, der mit Metall und überdimensionalem Docht Materialien verwendet, die tatsächlich in echten Feuerzeugen verbaut werden.

„Ich hoffe, wir erzählen das Märchen so vielschichtig, dass Zuschauer aller Altersstufen etwas mitnehmen können“, sagt Schubert über sein Stück, das für Zuschauer ab 9 Jahren konzipiert ist.

Premiere im Puppentheater am 24. Oktober um 19 Uhr (ausverkauft), weitere Vorstellungen im Oktober: 26., 27., 28., 29. und 30.