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Musikfestival Unerschöpfliche Kreativität

Bei Carsten Gerth laufen die Fäden für das Festival SinusTon zusammen, das am 29. Oktober beginnt. Klaus-Peter Voigt sprach mit ihm.

25.10.2015, 23:01

Volksstimme: Sie offerieren mit SinusTon keine elektronische Musik im herkömmlichen Sinn. Diese Bezeichnung hat sich zunehmend unter anderem für Popmusik herausgebildet. Bei ihnen geht es stark experimentell zu ...

Carsten Gehrt: Stimmt. Bei uns steht der elektrische Strom am Ausgangspunkt, der in Klänge umgewandelt wird. Da gibt es keine Genres, keine Vorgaben. So entstehen unendlich viele Klangfarben, eigenwillige Töne, die eine Symbiose miteinander aber auch mit Vokalgesang oder traditioneller Musik eingehen. Das Experiment steht im Vordergrund. Auch wir als Veranstalter lassen uns stets aufs Neue überraschen.

Nimmt man den Begriff Sinuston wörtlich, dann ist der ein theoretisches Konstrukt mit nahezu perfekter Form, der in der Natur nicht vorkommt und selbst mit technischen Mitteln kaum zu erzeugen ist. Das klingt zugegeben sehr nüchtern und sachlich.

Ist es aber keineswegs. Viele Komponisten und Musiker, die sich mit elektroakustischer Musik beschäftigen, loten mit ihren Stücken und Projekten eine große Bandbreite der Tonkunst aus. Und natürlich muss man sich darauf einlassen, braucht offene Ohren. Die Kreativität scheint unerschöpflich. Während noch vor wenigen Jahren immer neue technische Lösungen für die Klangerzeugung entwickelt wurden, steht heute der Computer mit der passenden Software im Vordergrund, er wurde ein normales Arbeitsmittel. Der Umgang mit so erzeugten Klängen setzt zusätzlich auf die räumliche Wirkung, wenn Lautsprecher in großer Zahl als Ausdrucksmöglichkeit dienen.

Solche Konzerte sind sicher nicht für jedermann das Richtige?

Wir sehen die elektroakustische zeitgenössische Musik als eine Nische, die keinesfalls vernachlässigt werden soll. Das Publikum ist überschaubar. Für unseren Verein geht es darum, ein wenig Trends zu verfolgen, Künstler mit einem Namen in der Szene nach Magdeburg zu holen. Dass das gelingt, belegen allein drei Uraufführungen während des Festivals, die eigens für SinusTon geschrieben wurden. Insgesamt gibt es sieben Konzerte, einen Vortrag und einen Workshop. Künstler kommen unter anderem aus Griechenland, China, Polen und Deutschland.

Was erwartet das Publikum?

In diesem Jahr steht das Festival unter dem Motto „Klangsprachen“. Zum Eröffnungskonzert „Vocaloid“ im Gesellschaftshaus zeigen die dort zur Aufführung kommenden Werke die vielgestaltige Verfremdung vokaler Ausdrucksformen. Zu hören ist beispielsweise ein musikalisches Hörspiel. Dazu kommt die Sichtbarmachung von Musik durch eine tänzerische Umsetzung.

Im Kunstmuseum Unser Lieben Frauen, mit dem wir kooperieren, treten die Maulwerker aus Berlin auf. Sie sind Spezialisten in den Schnittmengen von Musik und Theater, Musik und Sprache, in der Durchdringung von Musik und Raum, von Klang und Stille. Und lassen Sie mich noch sagen, dass es unser Anliegen ist, vor allem kleine, intime Räume beim Festival zu nutzen. Das fördert den Meinungsaustausch, schafft Möglichkeiten sich auf die Experimente einzulassen. So sollte es gelingen, den Beweis anzutreten, dass auch ungewöhnliche Klänge unmittelbar ansprechen und begeistern können.