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Die Prinzen „Man kann Erfolge nicht erzwingen“

„Die Prinzen“ gehen wieder auf Tour. Grit Warnat hat mit Sebastian Krumbiegel über das neue Album, ein Jubiläum und die Tour gesprochen.

13.11.2015, 23:01

Volksstimme: In einem Familienalbum stecken Erinnerungen in Form von Texten und Fotos. Was steckt im Familienalbum der Prinzen?

Sebastian Krumbiegel: Auf alle Fälle das familiäre Verhältnis in der Band. Wir kennen uns alle seit Kindheit, also richtig gut. Der Titel des Albums bezieht sich aber auch auf unser familiäres Publikum. Die Leute wachsen nicht nur mit, sie wachsen auch nach. Mütter und Väter kommen in die Konzerte, Kinder sitzen auf den Schultern der Eltern und singen Lieder mit, die dreimal so alt sind wie sie selbst. Wir finden das großartig.

Das Cover erinnert aber eher an eine Mafia-Familie.

In der Band sind wir alle Fans von alten Mafia-Filmen wie „Der Pate“ und „Scarface“. Für unsere Fotosession haben wir uns mafiös gestylt. „La familia“ lässt grüßen.

Wie beschreiben Sie das neue Album? Ist es ein klassisches Prinzen-Album?

Ja, das ist es auf alle Fälle. Wir sind mit einer gewissen Schere im Kopf an die Produktion gegangen, weil wir jegliche Art von Instrumentarium weglassen wollten. Alles, was man auf dem neuen Album hört an Melodie und Harmonie, sind unsere Stimmen. Wir haben sozusagen nur Schlagzeug, Stimmen und ein bisschen Bass. Damit ist es wie bei unserer allerersten Platte „Das Leben ist grausam“.

„Gabi und Klaus“, „Du musst ein Schwein sein“, „Küssen verboten“, „Alles nur geklaut“. Der Bandname ist verbunden mit Gassenhauern. Kann man sich bei einem neuen Album an diesen Erfolgen messen?

Man kann solche Erfolge nicht erzwingen. Wir sind auch überhaupt nicht so drauf, dass wir unbedingt solche Hits rausbringen müssen. Ich finde, du musst authentisch das machen, was du fühlst. Das haben wir immer getan. Und man braucht Zeit. Damals wurden die Lieder auch mit der Zeit zu Hits. Ob heute beim „Familienalbum“ ein Hit dabei ist, das werden wir erst später wissen.

 

Bis auf das zwischenzeitliche „Best of“ hat es sieben Jahre zum neuen Studioalbum gedauert. Warum so lange?

Die ersten Jahre hatten wir jedes Jahr eine neue Platte und eine neue Tour. Jetzt hat uns nichts getrieben. Wir haben zuletzt etwas experimentiert, standen erst im Sommer in der Leipziger Oper mit großem Orchester und großem Chor auf der Bühne, haben in Kirchen, Theatern und Schlössern gespielt. Das hat Spaß gemacht. Diesen Spaß braucht man für sich selbst, um nicht irgendwann Dienst nach Vorschrift zu machen. Spaß ist wichtig für die Kreativität. Wir waren immer kreativ, und jetzt wollten wir mal wieder eine coole Platte rausbringen.

Die Band hat sich dafür nach Mallorca zurückgezogen. Warum?

Wir sind in Klausur gegangen. Das haben wir bei vielen Platten so gemacht. Wir schließen uns weg, damit auch wirklich keiner weg kann, kein Termin drückt. Wir waren zehn Tage auf Mallorca. Acht Songs sind entstanden, die alle auf dem Album sind.

Die Prinzen kommen bei Auftritten immer sehr harmonisch rüber. Ist dieses Gemeinschaftsleben noch der Thomaner-Schule zu verdanken?

Ich denke schon. Für uns war die Gemeinschaft immer wichtig. Natürlich läuft man Gefahr, sich auf den Geist zu gehen, je länger man sich kennt. Deshalb ist es ganz wichtig, sich zwischendurch mal in Ruhe zu lassen. Dann gibt es keinen Stress, dann freut man sich wieder aufeinander. Das ist wie bei Eheleuten.

Im nächsten Jahr hätten Sie sozusagen Silberhochzeit. Die neue Tour zum Jubiläum ist „25 Jahre auf Bewährung“ überschrieben. Das hört sich eher nach Strafe an als nach nettem Zusammenleben.

Eigentlich kannst du ja froh sein, wenn du Bewährung bekommst. (lacht) Aber der Titel hat natürlich hauptsächlich mit unserer Mafia-Spielerei zu tun. Und wir wissen, dass 25 Jahre keine Selbstverständlichkeit sind.

Auf dem neuen Album ist ein Song, der „Unsre besten Zeiten“ heißt. Im Text heißt es, dass diese besten Zeiten heute anfangen. Es geht also weiter?

Man guckt immer gern zurück. Wir haben geile Zeiten hinter uns, tierische Erfolge gefeiert, aber wenn du tief in dir drin fühlst, dass das Beste noch kommt, treibt dich das an. Auf alle Fälle haben wir vor, noch lange miteinander Musik zu machen. Was kommt, wissen wir noch nicht. Aber wir spüren, dass noch etwas Großes kommt.