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Literatur DDR-Kultcomic „Abrafaxe“ ist 40

Seit vier Jahrzehnten erkunden die Abrafaxe die Welt - und die Abenteuer gehen weiter.

Von Sophia-Caroline Kosel 18.11.2015, 23:01

Berlin (dpa) l Die drei Knollen-Nasen-Helden sind unterwegs in Rom im Jahr 300. Ihre Mission: Sie sollen die zwei Germanenkinder Ule und Vada zum Hof des römischen Kaisers bringen. Doch dann landen Abrax, Brabax und Califax hinter Gittern – ausgerechnet an ihrem Geburtstag. „Wiedersehen im Colosseum“ heißt die Story in der Dezember-Ausgabe der Comic-Zeitschrift „Mosaik“. Es ist das 480. Abenteuer der Abrafaxe – und die drei Helden samt der 20 Mitarbeiter des Berliner „Mosaik“-Teams feiern damit ihren 40. Geburtstag.

Ob mit Don Quijote und Sancho Pansa in Spanien, mit den Beatles zur Barockzeit in London oder mit Knödel-Fanny in Knödlingen im Jahr 1705: Während es den meisten ihrer Leser verwehrt war, erkundeten die Abrafaxe ferne Länder. Zu DDR-Zeiten waren die Hefte stets Mangelware. Heute werden von der Zeitschrift im Monat etwa 70 000 Exemplare verkauft.

Um 1950 hatten die DDR-Oberen nach einer sozialistischen Antwort auf West-Comics wie „Micky Maus“ gesucht. Am 23. Dezember 1955 erschien das erste „Mosaik“ – mit den drei Helden Dig, Dag und Digedag, geschaffen vom Grafiker Hannes Hegen. Nach einem Streit um die politische Ausrichtung des Heftes, dessen Schöpfer Angestellte der DDR-Jugendorganisation FDJ waren, stieg Hegen 1975 aus.

Die Reise der Digedags war zu Ende – und drei koboldartige Wesen mit einer riesigen Muskete blickten zum Jahreswechsel 1975/76 vom Titel des DDR-Comic-Heftes. Mit der Geschichte „Das Geheimnis der Grotte“ begann die Ära der Abrafaxe. Geschaffen hat sie die Zeichnerin Lona Rietschel.

Acht Zeichner erwecken Monat für Monat die Abrafaxe zum Leben. Der blonde Abrax ist der Draufgänger und handelt sich so manchen Ärger ein, der rothaarige Brabax der kluge Kopf – und Califax der herzliche Gemütsmensch, der gerne gut isst und kocht. Trotz Computer-Ära werden die Storys noch immer per Hand gezeichnet. „Eine Linie, die ich auf einem elektronischen Tablet ziehe, sieht immer technisch aus“, erklärt der Geschäftsführer des Berliner Mosaik Steinchen für Steinchen Verlags, Klaus D. Schleiter.

Im Jubiläumsjahr gibt es dennoch einen Schritt Richtung Computerzeitalter: Zur Zeitschrift gibt es nun eine App, die mehr Hintergrundinfos bietet – wenn man das Handy über entsprechend markierte Stellen im Heft hält. Aber nicht auf alle Trends wollen Schleiter und sein Team aufspringen: „Wir kleben weiter kein Spielzeug auf das Heft vorne drauf.“

Mehr als 210 Millionen „Abrafax“-Hefte sind nach Angaben des Verlags bis heute erschienen. In Deutschland ist der Osten noch die Domäne – der Westen hat einen Marktanteil von 35 Prozent. Den Comic gibt es aber auch in Österreich, Belgien, Spanien und Italien – und nicht nur Kids lesen „Mosaik“. „Es hat sich zu einem Familienmagazin entwickelt“, freut sich Schleiter. Und Jens U. Schubert, der die Handlung schreibt, sagt: „Dass uns die Geschichten irgendwann ausgehen – diese Sorge habe ich nicht. Die Welt ist groß.“

Am 5. Dezember ist Tag der offenen Tür im Mosaik-Verlag, Lindenallee 5, Berlin.