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Festtage Telemann als Konzertveranstalter

Georg Philipp Telemann war nicht nur Komponist, er war auch ein Musikunternehmer. Die 23. Telemann-Festtage beleuchten das.

Von Grit Warnat 24.11.2015, 00:01

Magdeburg l Telemann (1681–1767) war zu seinen Lebzeiten äußerst geschätzt. Sein Ruhm als Komponist hing auch mit seinem Engagement für ein öffentliches Musikleben zusammen. Er wollte Menschen für Musik gewinnen.

Heute würde man ihn Konzertveranstalter nennen, Unternehmer und Marketing-Mann. Telemann hatte nicht nur einen eigenen Verlag gegründet, er verkaufte Karten und schaltete für seine Hamburger Konzerte in dortigen Zeitungen Anzeigen. Er setzte auf ein zahlendes Publikum. „Telemann war ein Vorreiter unserer heutigen öffentlichen Konzerte“, sagt Carsten Lange, Leiter des Magdeburger Telemann-Zentrums. Lange nennt den Barockkomponisten auch Musikorganisator: „Telemann war ein Konzertveranstalter wie wir heute. Auch wir brauchen den Glanz der Werke, tolle Leute, die sie aufführen, und gute Räumlichkeiten.“

„Telemann und das Konzert“ sind die 23. Festtage vom 11. bis 20. März 2016 überschrieben. „Wir wollen einerseits die Ursprünge unseres etablierten Musiklebens darstellen“, sagt Lange, andererseits spiele man mit dem Begriff Konzert auf die musikalische Form, auf die Gattung an – vom solistischen Vortrag bis hin zum vielfältigen Zusammenspiel im Orchester. Und da aus dem damaligen öffentlichen Musikleben ebenso wie heute die Oper nicht wegzudenken ist, gehört zu den Festspiel-Höhepunkten erneut eine Opern-Inszenierung.

„Damon“ steht auf dem Programm, jene Oper, die Telemann erst für Leipzig schrieb, wo sie 1718 erklang, und dann für die Wiedereröffnung der Oper am Gänsemarkt in Hamburg überarbeitete. 1996 wurde sie zuletzt in Magdeburg aufgeführt. Lange spricht von einer „sehr geistreichen Oper“, deren Handlung sich um Damon dreht, der mit seinem Gefolge ins friedliche Arkadien einfällt. „Man kann sich gut unterhalten lassen, man kann die Oper aber auch als gesellschaftskritisches Stück sehen“, so der Telemann-Experte.

Die Opern-Produktion (Premiere 13. März im Magdeburger Opernhaus, weitere Aufführungen: 13., 18., 19. März) wird erneut eine Kooperation der Telemann-Festtage mit dem Theater Magdeburg und der Opera Fuoco. Mit dem französischen Ensemble unter Leitung von David Stern hatte es bereits 2010 eine erfolgreiche Zusammenarbeit gegeben. Damals wurde „Orpheus“ aufgeführt, die Inszenierung reiste auch nach Frankreich. Man sei über Folgeaufführungen im Nachbarland im Gespräch, so Lange.

David Stern und sein Ensemble gehören zu den Interpreten der Festspiele. 500 Mitwirkende aus 20 Ländern werden anreisen, darunter Daniel Hope und die Berliner Barocksolisten, Klaus Mertens und das Leipziger Barockorchester, Michael Schneider und sein Ensemble La Stagione Frankfurt, das italienische Ensemble Cordia unter Stefano Veggetti, Florian Heyerick aus Belgien sowie die Echopreisträger NeoBarock und Dorothee Oberlinger mit ihrem Ensemble 1700.

Carsten Lange tut sich angesichts dieser international angesehenen Spezialisten schwer, neben der Oper weitere Höhepunkte herauszupicken. Dann nennt er doch Beispiele, weil die Freude über manchen Auftritt besonders groß ist. Die Blockflötistin Dorothee Oberlinger, mehrfache Echo-Preisträgerin, wird im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen ein Wandelkonzert geben – Sololiteratur an verschiedenen Orten des romanischen Gemäuers (13. März, 14 Uhr).

Daniel Hope ist zu Gast, einer der großen Geiger unserer Zeit, und wird Telemann, Bach und Vivaldi spielen (13. März, 19.30 Uhr, Johanniskirche).

Und eine Welterstaufführung steht auf dem Programm. Thomas Fritsch hatte in einem Privatarchiv die 12 Gambenfantasien von Telemann aus dem Jahr 1735 gefunden. „Die zwölf Stücke waren verloren geglaubt. Die Entdeckung ist eine Sensation“, sagt Lange. Zu den Festtagen erklingen sie (19. März, 22 Uhr, Kloster Unser Lieben Frauen). Fritsch legt auch eine CD-Einspielung und eine Edition vor.

Das Programm unter www.telemann.org