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Ausstellung Von Zingg bis Zille

Das Kulturhistorische Museum Magdeburg zeigt eine Auswahl seiner Graphischen Sammlung in einer Sonderschau.

Von Grit Warnat 04.03.2016, 00:01

Magdeburg l 1906, als das einstige Kaiser-Friedrich-Museum mit seinem bemerkenswerten Kunstbestand eröffnet wurde, gehörte die Graphische Sammlung zu den größten Sammlungen am Haus. Sechs Kabinette waren der öffentlichen Präsentation von Druckgraphik und Zeichnungen vorbehalten, großformatige Arbeiten von Friedrich Overbeck oder Zeichnungen von Ludwig Richter gehörten Anfang des letzten Jahrhunderts zu den Ausstellungsstücken.

Heute umfasst der Sammlungsbestand etwa 440 Zeichnungen des späten 18. und des 19. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum. 100 Skizzen, Entwürfe, Studien, Zeichnungen wurden für die Sonderschau „Von Zingg bis Zille – Deutsche Zeichnungen im 19. Jahrhundert“ aus dem Depot geholt.

Der Ausstellung voran ging die jahrelange wissenschaftliche Erforschung des Bestandes, deren Aufarbeitung in einem aufwändig gestalteten und von der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung geförderten Katalog vorliegt. Dem druckfrisch vorliegenden Buch folgt jetzt die Ausstellung mit einer Auswahl an Arbeiten unter anderem von Andrian Zingg, Carl Blechen, Ludwig Richter, Heinrich Zille und Wilhelm Busch. Museumschefin Gabriele Köster nennt als einen Höhepunkt der Schau die großformatigen Kartons von Moritz von Schwind (1804–1871). Zwei seiner Kartons aus dem Sammlungsbestand, darunter die imposante Kohle-Kreide-Zeichnung „Die Poesie“, 2,60 Meter hoch und einen Meter breit, konnten dank des Förderprogramms Kunst auf Lager der Kulturstiftung der Länder restauriert werden. Ebenso restauriert und jetzt ausgestellt ist die Schwindsche Darstellung des Erzengels Michael, der den Satan besiegt, einst geschöpft als ein großer Bogen. Der Karton diente als Entwurf für das als verschollen geltende Gemälde des Heiligen Michael. Beide Arbeiten werden in den originalen Rahmen von 1906 präsentiert, sicher hinter Glas.

Großformatig, jedoch aus mehreren Einzelblättern zusammengesetzt ist Friedrich Overbecks „Christus und Maria“, um 1853. Einst stark beschädigt, wurde das Werk 2014 restauriert. Laut Restaurator Lars Herzog-Wodtke aus Essen handelt es sich bei den geklebten Papieren um einen Entwurf für eine Arbeit im Kölner Dom, die allerdings wohl wegen ihrer zu sinnlichen Darstellung nie ausgeführt wurde.

Kuratorin Karin Kanter, seit zehn Jahren Leiterin der Graphischen Sammlung, setzt in dieser Sonderschau auf Porträts und Figuren, Landschaften und historische Ereignisse, Illustration und Religion. Wer sich Zeit zum Betrachten gönnt, wird vieles in dieser Schau entdecken können: Die schmauchenden Männer bei Wilhelm Busch, das kleine Mädchen mit gehobenem Rock bei Zille, Carl Blechens Knaben mit bloßen Füßen in Holzpantinen.

Der Katalog ist im Deutschen Kunstverlag erschienen und im Museumsshop sowie im Buchhandel für 39 Euro erhältlich.