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Carmen Nebel Zeitreise für das Oster-TV

Am Gründonnerstag kommt „Willkommen bei Carmen Nebel“ um 20.15 Uhr im ZDF. Am Sonnabend war in Magdeburg die TV-Aufzeichnung.

Von Klaus-Peter Voigt 20.03.2016, 23:01

Magdeburg l Gleich vier Bühnen füllen die riesige Handballarena aus. Das große Programm bei Carmen Nebel zum Frühlingsanfang verlangt förmlich nach Raum. Permanente Umbauten und Szenenwechsel geschehen in rasantem Tempo, ein knappes Dutzend Fernsehkameras fängt das Geschehen ein.

Seit der Premiere ihrer Abendshow vor nunmehr zwölf Jahren in Magdeburg hat sich an diesem Konzept nur marginal etwas geändert. Ein regelrechtes musikalisches Feuerwerk wird gezündet, da bleibt für die Zuschauer kaum Zeit zum Luftholen. Stolz verkündet die Moderatorin, dass 50 Hits zu hören sein werden.

Und schon geht es los. Semino Rossi eröffnet den Reigen nationaler und internationaler Stars mit „Quando, quando“, einem Ohrwurm, hörenswert und gefühlvoll interpretiert. Schon springt der Funke weiter. Ireen Sheer, Peggy March und Cindy Berger singen Hits der 1970er und 1980er Jahre. Modern Talkings „You‘re my heart, you‘re my soul“ ist ebenso dabei wie „Y.M.C.A.“ der Village People.

Carmen Nebel setzt eine Zäsur, plaudert mit Vicky Leandros, die seit 50 Jahren auf der Bühne steht. 500 Albumveröffentlichungen weltweit sind eines ihrer Markenzeichen. Schmunzeln in Saal beim Einspiel eines Interviews aus den ersten Jahren der Karriere der Griechin.

Damals erzählte die heute 63-Jährige mit einem Fünkchen Stolz, dass ein Gespräch mit ihr vom Fernsehen in Farbe aufgezeichnet wurde. Schließlich steht die nach wie vor attraktive Sängerin im langen schwarzen Kleid auf der Bühne, fährt mit Theo nach Lodz, lässt den Bouzoukiklang wundervoll durch die Sommernacht schallen.

Musik nonstop ist zu hören. Howard Carpendale und Marianne Rosenberg treten auf. Für Wencke Myhre bleibt etwas mehr Raum. Filmsequenzen führen in ihre Heimat Oslo. Die Tochter der Schlagerstars stellt unter anderem die einstige Grundschule und die Hochzeitskirche ihrer Mutter vor. Das macht Spaß und beweist, dass Tempo allein keine gute Show macht, sondern stille Momente und kurzes Innehalten durchaus ihre Berechtigung haben. Dann mit „Er hat ein knallrotes Gummiboot“ und „Ein Hoch der Liebe“ die Ohrwürmer der sympathischen Norwegerin. Der Funke springt sofort über.

Vor allem bei den Damen im Publikum hat dann die Boygroup „Caught in the Act“ einen Stein im Brett. VoXXclub bringt herzerfrischend und flott „Geiles Himmelblau“ nach Magdeburg. Die Jungs in ihren Krachlederhosen zeigen, wie die neue Volksmusik hoffähig geworden ist. Und auch Beatrice Egli, Gewinnerin der zehnten Staffel der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“, schafft es, den Saal zu begeistern. Und sie gesteht ein, wie es ihr Spaß macht, jede Bühne zu nutzen, sich damit einen Traum zu erfüllen.

Insgesamt ein musikalisch runder Abend, der seine Schwächen der ersten Show noch nicht abgelegt hat. Es fehlt an Ruhepunkten, zu schnell werden Gespräche geführt, die letztlich zur Nebensache mutieren, meist nur an der Oberfläche kratzen.

Der emotionale Heiratsantrag von René an Katharina steht dafür beispielhaft, Persönliches über die beiden Liebenden ist kaum zu erfahren, nicht einmal, woher sie kommen. Der achtjährige Johannes aus Österreich misst erfolgreich seine Merkfähigkeit beim Memospiel mit Schauspielerin Anja Kling, die letztlich nur Staffage bleibt und die der Zuschauer nur kurz zu Gesicht bekommt. Bei der Aufgabe gilt es neun Zwillingspärchen wieder zueinander zu bringen. Aber warum diese Mädchen und Jungen ausgewählt, aus Ulm, Frankfurt und anderen Städten eigens nach Magdeburg geholt wurden, bleibt das Geheimnis der ZDF-Macher.

Zu sehr bleibt „Willkommen bei Carmen Nebel“ bei solchen „Einlagen“ oberflächlich, vergibt sich die Chance, ein wenig mehr Informationen zu vermitteln. Schade.