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Ausstellung Bilder vom Menschen

„Seht, da ist der Mensch“, Leitwort des Katholikentages 2016, ist Ausgangspunkt für ein zweiteiliges Ausstellungsprojekt des Kunstmuseums.

Von Grit Warnat 30.04.2016, 01:01

Leipzig l Baumwollspinnerei. Halle 12. Werkschau steht in großen Versalien über dem Rolltor. Was als Nadelsetzerei und Sattlerei im Jahre 1899 entstanden war, dient heute als 900 Quadratmeter große Ausstellungshalle in einem Areal zwischen Kunst und Industriearchitektur. Das hat sich in den vergangenen Jahren bemerkenswert entwickelt. Galerien sind ansässig, nationale und internationale Künstler sind regelmäßig in Halle 12 zu Gast. Jetzt nutzt das Kunstmuseum Magdeburg das einstige Werksgebäude mit den großen Oberlichtern und seinem morbiden Charme für eine Ausstellung zum 100. Deutschen Katholikentag 2016. Ab heute ist „Seht, da ist der Mensch“ geöffnet.

Magdeburgs Museumschefin Annegret Laabs fungiert als Kuratorin der Schau. Sie hat sich für 18 nationale und internationale zeitgenössische Künstler entschieden, die sich allesamt sehr grundsätzlich in ihrem Œuvre mit dem Menschen beschäftigen.

Laabs betont beim Presse­rundgang, dass es sich nicht um eine Porträtausstellung handele, sondern die ausgewählten Künstler sehr facettenreich auf die menschliche Existenz blicken würden – mit Fotografien, Installationen, Videos. Dafür hat das Museum auch auf den eigenen Bestand zurückgegriffen, 30 Prozent der gezeigten Arbeiten stammen aus den Sammlungen, alles andere sind Leihgaben von Einrichtungen und der Künstler selbst.

Lucas Foglia ist mit Arbeiten aus seiner Fotoserie „A Natural Order“ vertreten. Der amerikanische Fotograf setzt darin auf das Leben von Menschen außerhalb der amerikanischen Gesellschaft, jenseits der Zivilisation. Er konfrontiert mit dem Ursprünglichen.

Ursula Neugebauer hat nach langen Gesprächssitzungen Frauen porträtiert, die als Prostituierte auf dem Berliner Straßenstrich arbeiten. Sehr zart zeichnet sie Mund und Augen und Nase. Ihr Werkzyklus erfordert eine nahe Betrachtung, erst dann wird ersichtlich, dass es sich hier nicht um eine vermeintliche Bleistiftskizze handelt. Neugebauer arbeitet mit den Haaren der Frauen.

Joel Sternfeld erzählt unspektakulär in seinen Farbfotografien vom amerikanischen Leben mit seinen vielschichtigen Milieus. Der Magdeburger Fotograf Hans-Wulf Kunze porträtiert junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsensein. Dank eines Fotobildbandes und daraus entstandener Videobilder blickt auch das Künstlerduo Michael Meier und Rico Scagliola auf die Jugendgeneration, ihr Großwerden in digitalen Bildwelten und ihre Lust an der fotografischen Selbstinszenierung.

Die Geschichte der Bilder der Menschen sei in der christlich-abendländisch gepägten Kunst die Geschichte der religiösen Bilder, sagt Annegret Laabs. „Ohne das Christentum wäre das Bild, das wir heute vom Menschen haben, so nicht denkbar.“ Die Ausstellung sei Anlass, heute über das Bild des Menschen, das globale Menschsein nachzudenken. Dabei gehe es nicht ausdrücklich, so unterstreicht die Museumschefin, um den christlichen Menschen.

Das Leitwort des 100. Katholikentages ist gleichzeitig Ausstellungstitel – nicht nur für Teil 1 des Projektes. 2017 ist anlässlich des dann stattfindenden Reformationsjubiläums ein zweiter Teil geplant. Laut Laabs in veränderter Form, mit neuen Künstlern und anderen Arbeiten. Und dann wieder im eigenen Haus, im Kloster Unser Lieben Frauen.

Mehr Informationen unter: http://www.mensch.kunstmuseum-magdeburg.de/