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Berlin Die „geniale Käthe“

Das Berliner Käthe-Kollwitz feiert sein 30-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum ist das Schwester-Museum aus Köln zu Gast.

Von Sigrid Hoff 27.05.2016, 23:01

Berlin (epd) l In ihren Arbeiten wandte sie sich gegen Krieg und soziale Ungerechtigkeit, mit ihrer zeitlosen Kunst und der Botschaft „Nie wieder Krieg!“ schrieb sich Käthe Kollwitz (1867 – 1945) in die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts ein. Seit 30 Jahren widmet sich das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin dem Lebenswerk der berühmten Zeichnerin und Bildhauerin.

Mehr als 50 Jahre hatte die Künstlerin im einstigen Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg gelebt und gearbeitet, wo ihr Mann als Armenarzt tätig war. Nach der Teilung Deutschlands wurde ihr Werk im Osten Berlins durch Ausstellungen in der Akademie der Künste/Ost, dem Kupferstichkabinett und dem Ott-Nagel-Haus gewürdigt.

In West-Berlin schmiedeten Kollwitz-Verehrer, unterstützt von den in Köln lebenden Erben, Pläne für ein eigenes Museum. Treibende Kraft war der Antiquar und Kunsthändler Hans Pels-Leusden.

Ihn faszinierten die „geniale Käthe“, wie er sie nannte, und ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Mensch. In seiner eigenen Sammlung legte er den Schwerpunkt auf heitere Mutter- und Kind-Darstellungen aus den 1930er Jahren sowie auf ihre Selbstbildnisse. Sammlungsschwerpunkte bildeten Plakate und Zeichnungen, insbesondere die Blätter, die den Entstehungsprozess für das „Gedenkblatt für Karl Liebknecht“ von 1920 zur Ehrung des ermordeten KPD-Mitbegründers dokumentieren. Sie besitzen in der Dauerausstellung heute einen prominenten Platz.

Am 31. Mai 1986 konnte das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin in der Fasanenstraße 24 unweit vom Kurfürstendamm eröffnen. Dafür hatte Pels-Leusden die Villa Grisebach bezogen und über 90 Werke seiner Kollwitz-Sammlung gestiftet. Er finanzierte zunächst auch den Betrieb des Hauses. Die Kollwitz-Erbengemeinschaft erteilte dem Museum anlässlich seiner Gründung die Rechte für den einmaligen Abguss des kompletten plastischen Werks mit 15 Bronzegüssen, die in der Dauerausstellung präsentiert werden. Bis heute vermisst das Museum jedoch die berühmte Kleinplastik „Kindergruppe“, die 1987 gestohlen wurde.

Eine wichtige symbolische Geste wurde der neuen Institution auch aus dem Ostteil Berlins zuteil: Die Witwe des Bildhauers Gustav Seitz schenkte dem Museum die Erlaubnis zum Abguss des Kollwitz-Denkmals, das seit 1960 am einstigen Wohnort der Künstlerin im Bezirk Prenzlauer Berg steht. Es bildet noch heute den Endpunkt des Ausstellungsrundgangs. Mit mehr als 50 Ausstellungen in den vergangenen 30 Jahren ist das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin mittlerweile fester Bestandteil der reichen Berliner Museumslandschaft.

Der Höhepunkt im Jubiläumsjahr: anlässlich des 30. Geburtstags ist das nur wenig ältere Kölner Schwester-Museum erstmals mit einer Sonderschau Gast in Berlin. Unter dem Titel „Zeichnungen und Zustandsdrucke aus den intensiven Jahren 1910/1911“ werden 22 Arbeiten der Künstlerin zum Thema Abschied und Tod präsentiert.