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Kabarett Frieden mit Volksliedern

Drei Kabarett-Urgesteine stehen in Magdeburg gemeinsam auf der Bühne. „Rentenbescheide(n)“ heißt ihr neues Programm.

Von Klaus-Peter Voigt 03.02.2017, 23:01

Magdeburg l Sie haben es getan. 20 Jahre nach einem Sommertheater auf dem maroden Hof der Galerie Süd des Stadtteils Sudenburg, damals in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Vorreiter in Sachen Kleinkunst unter freiem Himmel, stellen sich Frank Hengstmann, Bernd Kurt Goetz und Klaus Schae­fer als Dreierbande ins Rampenlicht. Gleichberechtigung wird dort großgeschrieben, nur wenige kurze Soloauftritte unterbrechen den Ensemblegedanken. Die ins Rentenalter oder dessen Nähe gekommenen „Altstars“ treffen permanent aufeinander. Mit einem handfesten Streit, wer denn zuerst vors Publikum treten darf, beginnt der unterhaltsame Abend. Jeder stellt sich vor, berichtet kurz über sich, klärt über die landsmannschaftliche Herkunft auf. Ein gelungener Einstieg.

Bald wird klar: die Akteure beherrschen ihr Handwerk. Der Wortwitz kommt nicht zu kurz. Wenn es um die Bedeutung des Neunohrigen Gultzschs und anderen fantasievoll kreierten Tieren bei den vermeintlich überzogenen Wünschen von Naturschützern beim Autobahnbau geht, ziehen die Drei alle Register.

Vor allem musikalisch geht es zur Sache. Davon hätte das Publikum gern noch mehr gesehen und gehört. Beim Jagdlied, das die Kritik am Straßenbau aufgreift, springt der Funke ins Publikum über. Das geht mit und mischt sich mit Zwischenrufen immer wieder in den Ablauf auf der Bühne ein. Den Profis kann es nur recht sein, sie wissen damit umzugehen und reagieren schlagfertig. Nicht immer sind sie einer Meinung, wechselnde Bündnisse für eine Meinung schaffen Spannung. Jeder steht dann und wann einmal für sich allein. Die Konstellation zwei gegen einen prägt den Abend.

Der allerdings nimmt erst nach der Pause richtig Fahrt auf. In der ersten „Halbzeit“ sind die Unterhaltungen am Stammtisch streckenweise ohne einen klaren roten Faden, zeigen unnötige Längen. Streitbar bleibt mitunter die Wortwahl. Die wiederkehrende Verwendung von Begriffen der Fäkalsprache wertet die Texte keineswegs auf, ganz im Gegenteil. Und man weiß ja, die drei Kabarettisten können es besser, sollten da lieber zum Florett statt zum Säbel greifen.

Dass sie das beherrschen, beweist die besonders gelungene Szene am Stammtisch, wo das Gespräch mehrfach im Streit endet und die gemeinsame und gefühlvolle Intonation von klassischen Volksliedern Frieden schafft.

Im Stil einer Talkshow kommen die Kunstfiguren der Akteure ganz zum Schluss des Programms zu Wort. Der echte Machteburjer Manni Fest (Frank Hengstmann), der Berliner Niklas Hirt (Klaus Schaefer) und das vogtländische Unikum Harmut Götzlein (Bernd Kurt Götz) plaudern über Gott und die Welt, erinnern sich an den Sozialismus, loben die gute Bergmannsrente … Da machen allein die Dialekte und eigenwilligen Persönlichkeiten im Zusammenspiel Freude. Auf den Punkt gebrachte Gedanken – „Wo bitte gibt es das Koma, das die jungen Leute so gern saufen?“ – beweisen: die Herren im gesetzten Alter haben’s noch drauf.

Weitere Vorstellungen am Sonntag, 17 Uhr; am 7., 8. und 10. und 15. Februar, 19.30 Uhr