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Konzert Der Gute-Laune-Mann am Piano

Joja Wendt geht auch in Magdeburg wieder auf Tour. Er hat sie „Die Kunst des Unmöglichen“ überschrieben.

Von Grit Warnat 23.02.2017, 00:01

Magdeburg l Es tut fast weh, wenn man als Morgenmuffel mit Joja Wendt verabredet ist. Nicht nur, weil die noch langsame Auffassungsgabe dem schnellen Erzählen des Mannes hinterherhinkt. Dieser Joja Wendt ist alles andere als piano. Vor allem sprüht er vor Elan und guter Laune.

„Ich habe schon gute Laune, wenn ich aufstehe“, sagt der Pianist, und über sein Gesicht zieht sich ein großes Strahlen. Kein Zweifel: Er sagt nicht nur, er sei ein Gute-Laune-Mensch, er ist es. Als er sich dann in der Magdeburger Maritim-Piano-Bar ans Instrument setzt und spielt, steigert sich sein Gut-Aufgelegt-Sein noch.

Das Klavier gehört zu seinem Leben. Ebenso das morgendliche Spiel zu Hause in Hamburg. Daheim ist der Ablauf klar geregelt. Tee für ihn, Tee für seine Frau, dann Klavier und danach Frühstück.

Dieser Alltag aber ist für Joja Wendt kaum Alltag. Konzertleben bedingt Reisen. Jetzt die Tour – und damit die Kunst des Unmöglichen.

Wer Joja Wendt schon auf der Bühne erlebt hat, der ahnt, was sich dahinter verbirgt. Denn seine Fans wissen um das Erlebnis des etwas anderen Klavierkonzertes.

Bei ihm ist das sehr unterhaltsam. Sein Eskimo-Lied beispielsweise spielt er mit Nase und Fäusten. Mit Helmut Zerlett, Keyboarder und ehemals Bandleader in der Harald-Schmidt-Show, trinkt er schon mal Wein an der Tastatur. Gläser auf einem Tablett, die jemand im Publikum zum Klingen bringt, nennt er sein Glasorchester. „Ich will das Publikum immer mitnehmen“, sagt er. Natürlich auch beim legendären Wacken-Open-Air. Da würde man einen Klavierspieler nicht verorten, außer er lässt das klassische spanische Stück zum Hard-Rock-Song werden.

Natürlich rümpfen Klavier-Puritisten die Nase. Joja Wendt stört das nicht: „Klavier kann man immer anders hören. Ich beleuchte viele, viele Facetten.“ Und: Er will alle Leute ansprechen, auch jene, die sonst nicht in ein Klavierkonzert gehen. „Ich bin mehr der Anwalt für Jedermann. Nicht für Klassik-Nerds, nicht für Jazz-Nerds.“

Mit dem Mix aus Perfektion und Wendt’scher Spielart hat er seit Jahren großen Erfolg. „Bei mir wird ein Konzert zu einem Klavier-Event“, sagt er über seine Art auf der Bühne. „Bei mir gibt es gute Musik, keine Witze, aber lustige Anekdoten.“

Medien nennen ihn gern mal „Piano-Entertainer“, „Piano-Artist“ oder „Cross-Over-Pianist“, auch „Geschichtenerzähler am Piano“. Den Begriff Artist findet er nett, Entertainer, so sagt er, mag er auf seine Person bezogen aber nicht. „Eigentlich bin ich ein Allround-Virtuose, der sein Instrument beherrscht und Genres mischt. Ich spiele Jazz, Boogie-Woogie, klassische Titel, moderne Musik.“ Damit füllt er in Deutschland nahmhafte Konzerthäuser.

Dass er auch in China so erfolgreich ist, liegt an einer seiner ausgefallenen Ideen. Der Hamburger war eingeladen ins chinesische „Wetten dass..?“ „Der Volkssport in China ist Tischtennis. Da habe ich den Flügel zugeklappt, ein Tischtennisnetz draufgesetzt, und zwei Weltmeister im Ping Pong den Rhythmus angeben lassen. Das war so ein Knaller, dass ich drei Jahre lang in die größten chinesischen Fernsehshows eingeladen wurde.“ Joja Wendt, der selbst im Spielbetrieb Tischtennis-Aktiver ist, lacht, als er das erzählt. „Wenn ich jetzt nach China reise, überlege ich, was ich wieder machen könnte.“

Der Hamburger ist kaum zu bremsen, wenn er über seine Kunst redet. Dann schwärmt er natürlich von seinem Instrument, das den Vorteil habe, einen Ton sofort wiederzugeben, wenn man eine Taste drücke. „Das ist das Schöne, wenn man anfängt Klavier zu lernen“, sagt er. „Die Kollegen Brönner oder Garrett mussten sich erst mit der Tonerzeugung beschäftigen.“ Und natürlich erzählt er auch von Studien, dass Leute, die Klavier spielen, besser in Mathe seien, analytisch besser denken können. „‚Leute macht!‘, sage ich immer. Man bereichert sein Leben. Aber das weiß du eben erst, wenn Du es gemacht hast.“

Wendt, der jetzt fast so schnell redet wie er seinen Hummelflug spielen könnte, setzt sich in der Piano-Bar wieder an die Tasten, spielt und erzählt zugleich von seiner Begeisterung für dieses Instrument, für die Musik. Man spürt, wie wichtig es ihm ist, diese Begeisterung weiterzugeben. Mit seinen Ideen, mit seinem Elan und mit seiner ungebremst guten Laune.

Und die ist wirklich ansteckend. Selbst für Morgenmuffel.