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Ausstellung Arno Rink: "Glücklich, wer genug Kunst hat"

Die neue Ausstellung der Grafikstiftung in Aschersleben bringt die Arbeiten von Neo Rauch (57) und seinem Lehrer Arno Rink (76) zusammen.

Von Uta Baier 26.05.2017, 23:01

Sind Sie zum ersten Mal in der Grafikstiftung Neo Rauch in Aschersleben oder kannten Sie sie vorher schon?

Arno Rink: Ich war 2016 in der Grafikstiftung, als Neo Rauch seine Arbeiten zusammen mit denen seines Vaters zeigte.

Fanden Sie es eine gute Idee, dass der berühmte Sohn die Studienarbeiten seines früh gestorbenen Vaters ausstellt?

Ja, denn ich fand die Zeichnungen des Vaters unwahrscheinlich stark und sehr solide.

Hat das Ihre Entscheidung beeinflusst oder wollten Sie schon länger dort mit Neo Rauch ausstellen?

Neo Rauch hatte die Idee einer gemeinsamen Ausstellung und hat Bilder und vorrangig Zeichnungen hier bei mir im Atelier ausgesucht und mit nach Aschersleben genommen.

Haben Sie extra für die Ausstellung etwas Neues gezeichnet oder gemalt?

Ich habe genug und musste nichts extra machen. Glücklich, wer genug im Atelier hat.

Hatten Sie keine Lust, für die Ausstellung etwas Neues zu machen?

Doch, doch, ich hatte total Lust. Vor allem, weil Neo sagte, die Strecke der Erotik sollte ich bedienen, das würde er ja nicht machen. Deshalb wollte ich eigentlich Zeichnungen zu Khajuraho, der indischen Tempelstadt und ihren erotischen Reliefs, machen. Aber ich hatte nicht die Kraft.

Sie überlassen Neo Rauch und der Galerie die Auswahl und Hängung?

Ja, das wird eine Überraschung, aber ich mache mir keine Sorgen.

Gibt es zwischen Ihnen und Neo Rauch noch das Gefühl des Lehrer-Schüler-Verhältnisses?

Nein, überhaupt nicht mehr. Das wurde auch Zeit – für mich und für ihn. Zwischen uns existiert das schon lange nicht mehr. Wir sind Kollegen.

Sie haben einmal gesagt, dass Sie von einem gänzlich schwarzen oder gänzlich weißen Bild träumen, das Sie malen möchten, aber eigentlich nicht malen können, weil Sie ein gegenständlicher, ein Figurenmaler sind. Hat sich daran etwas geändert mit dem Alter und der Zeit, die Sie nun für die Kunst haben?

Natürlich klappt es nicht mit einem gänzlich schwarzen oder weißen Bild. Wie ich im Lauf der Zeit mitbekommen habe, geht es bei mir immer um eine Annäherung. Um ein mehr oder weniger dunkles Bild oder um ein mehr oder weniger helles Bild. Aber sie sind eben alle gegenständlich. Die Annäherung ist wichtig.

Werden Sie denn noch die geplanten Zeichnungen zur indischen Tempelstadt machen?

Momentan nicht. Ich habe seit zwanzig Jahren Krebs, der mich im zunehmenden Maße beeinträchtigt. Ich muss mit meinen Kräften haushalten. Ich bin im Atelier und mache, so gut es geht. Und wenn es nicht geht, ruhe ich mich aus.

Sie gehen weiterhin ins Atelier?

Also ohne Atelier wüsste ich überhaupt nicht, wie ich existieren sollte.

Hat die Krankheit Ihre Kunst beeinflusst? Manche Künstler reduzieren die Formate oder zeichnen nur noch.

Ich habe noch zwei, drei große Bilder, an denen ich weiterarbeiten muss. Eine zweite „Italienische Begegnung“ und die „Rote Judith“, an der ich immer noch arbeite und mit der ich heftige Geburtswehen habe. Daran halte ich mich jetzt fest.

Aber zur Ausstellungseröffnung reisen Sie nach Aschersleben?

Ich verreise ungern, aber meine Frau sagt, ich muss. Wenn ich vor Ort bin und Neo und die Mitarbeiter der Stiftung um mich habe, wird alles gut!

Aschersleben, Grafikstiftung Neo Rauch, Wilhelmstr. 21 – 23.

Eröffnung am 27. Mai ab 16 Uhr, Ausstellung: 28. Mai 2017 bis 29. April 2018.

Geöffnet ist die Schau mittwochs bis sonntags 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet 4 Euro, ermäßigt: 2,50 Euro.