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Buahaus Die verhüllten Meisterhäuser

Das Bauhaus in Dessau putzt sich heraus. Vieles ist im Jubiläumsjahr schon schick - doch nicht alles fertig.

Von Grit Warnat 22.03.2019, 00:01

Dessau l Wer dieser Tage die Meisterhaussiedlung sehen will und in die Ebertallee von Dessau einbiegt, sieht sich äußerst enttäuscht. Die drei legendären Doppelhäuser der einstigen Bauhaus-Stars sind verhüllt. Die Architektur aus kubischen Körpern liegt hinter weißen Bauplanen. Das Ensemble im kleinen Kiefernwäldchen hatte Bauhaus-Gründer Walter Gropius entworfen. Er selbst wohnte dort, zudem war die Siedlung Lebens- und Arbeitsstätte der Bauhausmeister. Seit 1996 ist sie Unesco-Welterbe.

Wo in den 1920er Jahren László Moholy-Nagy und Lyonel Feininger prominente Bewohner waren, hängt an der zugehängten Fassade ein Plakat: „Haus Feininger geöffnet/open 10 – 17 Uhr“. Auch am Nachbargebäude, einst bewohnt von Georg Muche und Oskar Schlemmer, der Hinweis aufs Geöffnetsein. Das Doppelhaus der Künstler Wassily Kandinsky und Paul Klee ist nicht nur verhüllt, sondern auch geschlossen. Baustelle seit 2018.

Ein Bauzaun zeigt an: Zutritt nicht möglich. Ein Pärchen steigt mit der Fotokamera ins geparkte Auto ein. Zu hören ein „Ärgerlich“. Und: „Ausgerechnet zum Jubiläum.“ Das Bauhaus wird in diesem Jahr 100 und feiert auch in Dessau groß den runden Geburtstag.

„Mit Saisonbeginn am 18. April 2019 werden alle Arbeiten abgeschlossen sein“, so die Antwort der Stiftung Bauhaus Dessau auf Anfrage der Volksstimme.

1,2 Millionen Euro gibt das Land Sachsen-Anhalt allein für die Sanierungsmaßnahme Meisterhäuser. Es geht unter anderem um Dacharbeiten, Putz- und Malerarbeiten im Innen- und Außenbereich. Im Landeshaushalt angegeben ist der Zeitraum 2017 bis 2020.

War die Baumaßnahme zeitlich nicht anders einzurichten? Die Stiftung erklärt auf Anfrage, der Großteil der Bau- und Sanierungsarbeiten sei bereits erledigt, doch es habe teilweise Verzögerungen gegeben aufgrund der komplexen, historischen Bausubstanz.

Verwiesen wird zudem auf witterungsbedingte Verzögerungen und die Hochkonjunktur im Bauwesen. „Ausschreibungsverfahren mussten aufgrund von überteuert angebotenen Kosten aufgehoben und wiederholt werden, oder Firmen sind ,überbucht‘ und kommen aufgrund fehlenden Personals in Zeitverzug“, heißt es weiter.

Tatsächlich wird am Bauhaus jede Menge saniert. Allein vom Land fließen im Zeitraum 2017 bis 2020 3,6 Millionen in mehrere Baumaßnahmen der Stiftung – darunter auch in das Ateliergebäude. Dessen Fassade, ebenfalls vor kurzem noch eingerüstet, sei wieder sichtbar, teilt eine Sprecherin mit. Im März sollen dort auch letzte Putz- und Malerarbeiten im Außenbereich beendet sein. Das Treppenhaus im Inneren erstrahle bereits in einer rekonstruierten Farbfassung neu – ebenso sei das Gestühl der historischen Bauhausbühne neu bespannt und in der Aula der Bühnenboden in seiner hölzernen Fassung vollständig saniert.

Die Meisterhäuser sollen mit dem Ende der Arbeiten ab 18. April wieder komplett erlebbar sein, heißt es von der Stiftung. Bis dahin also noch unschöne Verhüllung. Die sieht man im Magdeburger Kulturministerium gelassen. „Zu Ostern beginnt die touristische Saison. So gesehen sind die Sanierungen im Zeitplan“, teilt ein Sprecher mit.

In Berlin wurde das Jubiläumsjahr Mitte Januar eingeläutet, das Bauhaus Dessau startete am 23. Februar in seine Feierlichkeiten. Derzeit lädt es zum ersten von insgesamt drei Festivals ein und hat jede Menge Gäste in der Stadt.