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Buch Vom Glück des Lesens

Die Statistik zeigt: Es gibt immer weniger Menschen, die Bücher kaufen. Am Montag ist Welttag des Buches. Ein Plädoyer für das Buch.

Von Grit Warnat 23.04.2018, 01:01

Magdeburg l Es gibt Menschen, die kommen an keinem Buchladen vorbei. Sie müssen reingehen, stöbern, schauen. Sie sind voller Neugierde auf das, was es Neues gibt an Literatur. Und sie kaufen selbst dann, wenn daheim noch zwei, drei eingeschweißte Bücher liegen, bereit, gelesen zu werden.

Für solche Menschen ist Buchkauf ein Glücksmoment.

Das Buch kam 2016 auf Platz 14 im Ranking der 51 häufigsten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen. Das hört sich erst einmal recht gut an, auch, dass 18,8 Prozent der Bundesbürger ab 14 Jahren nach Feierabend „häufig“ Bücher lesen, weitere 27,5 Prozent immerhin „gelegentlich“ angeben. Doch der Vergleich mit dem Vorjahr (2015 lasen noch 19,7 Prozent „häufig“ und 28,3 Prozent „gelegentlich“) zeigt den Trend: Deutsche greifen weniger zum Buch. Zudem zeigt diese Erhebung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels eine Verschiebung hin zu Selten- und Nichtlesern.

Es gibt für die Branche noch eine schmerzhafte Zahl: Die Kunden, die für den privaten Bedarf (also ohne Schul- und Fachliteratur) Bücher kaufen, lag 2016 bei 30,8 Millionen. Das Jahr zuvor waren es noch 2,3 Millionen mehr. Laut Börsenverein hat die Branche von 2013 bis 2017 knapp sechseinhalb Millionen Buchkäufer verloren. Da kann auch nicht wirklich trösten, dass Kunden 2016 durchschnittlich 12,2 Bücher pro Jahr und Kopf kauften und damit 0,7 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.

Warum weniger Menschen Bücher kaufen, ist angesichts des nicht erweiterbaren 24-Stunden-Tages leicht zu erklären. Es ist die gefühlte Zeitknappheit, die jeder Einzelne von uns tagtäglich verspürt. Das Zeitkorsett für Job und Familie ist eng. Es wurde noch enger angesichts der überbordenden Informationsflut. Face­book, Twitter, Internet. Alles will bedient werden. Aber die Zeit kann nicht beliebig erweitert werden.

In seiner Rede zur Eröffnung der Buchmesse Leipzig vor wenigen Wochen hatte Heinrich Riethmüller, der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, gesagt, dass Befragte diese Situation als große Belastung ansehen würden. Andererseits aber würden viele sehr positive Gefühle und Erfahrungen mit dem Buchlesen assoziieren. Riethmüller sagte, dass es als Ruhepol in der Hektik des Alltags und als Balsam für die Seele empfunden werde. „Bücher bieten die Möglichkeit, für eine gewisse Zeit aus der Multi-Tasking-Gesellschaft herauszutreten.“

Passionierte Buchfreunde – ob nun Käufer oder eifrige Bibliotheksbenutzer – werden das bestätigen. Wer sich zurückzieht und sich Zeit zum Lesen gönnt, der findet schnell einen Gegenpol zum Alltagsstress. Buchlesen ist Erholung. Man muss es nur so für sich begreifen.

Bücher bringen uns zum Lachen und Weinen, sie können Kinder und Erwachsene wunderbar beseelen. Sie sind Geschichten- und Weltenerzähler und manchmal auch Zeitmaschine. Sie nehmen uns mit ihrer Story und Sprache mal mehr, mal weniger gefangen. Sind sie richtig gut, können sie auch Macht über uns gewinnen. Dann machen die Seiten zwischen den Buchdeckeln schnell schlaflos.

Zum heutigen Buchtag sollte man ein Buch verschenken. Bloß welches? Jeder liest anders mit seinen Interessen, Lebenserfahrungen, seiner ganz eigenen Fantasie. Auch das macht die Faszination Buch aus: Jeder formt ein sehr persönliches Bilderkino von Figuren und Handlungen. Das macht Empfehlungen alles andere als einfach. Aber empfehlen darf man natürlich und schwärmen davon, dass Lesen ein wunderschönes Hobby ist, ja, dass Bücher unglaublich bereichern und wahrlich glücklich machen können.