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Bibliothek Elektronische Medien legen zu

Bibliotheken mussten während des Corona-Lockdowns geschlossen bleiben. Nach und nach kehrte zuletzt wieder etwas Normalität ein.

Von Massimo Rogacki 24.10.2020, 01:01

Magdeburg l Horte des Wissens waren Bibliotheken schon immer. Neben dem gedruckten Wort sind in den rund 10.000 Bibliotheken in Deutschland heute digitale Angebote im Kommen. Bibliotheken werden zunehmend als Treffpunkt und Begegnungsort genutzt, es finden Workshops und Lesungen statt. Den "Tag der Bibliotheken" hat der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker vor 25 Jahren ins Leben gerufen, um auf ihren Wert als unverzichtbare Kultur- und Bildungseinrichtungen aufmerksam zu machen,

Zu diesem Anlass finden bundesweit Veranstaltungen statt. In diesen Corona-Tagen ist das Angebot etwas überschaubarer. Auch Bibliotheken müssen auf Hygiene-Auflagen und Abstandsregeln achten, sie müssen Vorgaben für Veranstaltungen im Blick behalten. In der Stadtbibliothek Magdeburg wird es heute nichtsdestotrotz eine Lesung geben, Besucher können außerdem den historischen Bestand der Stadtbibliothek erkunden. Bibliothekssprecher Maik Hattenhorst ist optimistisch, dass die Angebote rege genutzt werden.

Nach der coronabedingten Schließung von Ende März bis Anfang Mai hat die Bibliothek ein Konzept für den sicheren Besuch umgesetzt, die Leser zieht es wieder verstärkt in den Büchertempel. 115.000 Besucher in der Zentralbibliothek und in den Stadtteilbbibliotheken, 380.000 Entleihungen in den zurückliegenden sechs Monaten – "das ist beinahe wieder Vorkrisenniveau", sagt Hattenhorst.

Zugelegt habe in den vergangenen Monaten die Onleihe. In der Bücherei können E-Books, E-Paper, Hörbücher entliehen und Datenbanken durchsucht werden. In Corona-Zeiten werde in jedem Fall mehr digital gelesen, sagt Hattenhorst.

Wer eine Alternative zu Netflix und Co. sucht, findet seit Anfang September auch ein Streaming-Angebot bei der Bibliothek. Die Plattform "filmfriends" ist seit dem Start rund 200-mal genutzt worden.

Und die Veranstaltungen? Auch die werden nach dem Lockdown wieder frequentiert. 5000 Teilnehmer verzeichnen die Einrichtungen seit Mai. In normalen Jahren sind es jährlich 30.000. Eine Veranstaltung in der Stadtbibliothek habe kürzlich sehr viel Zuspruch erhalten. Autorin Katharina Nocun stellte ihr Buch "Fake Facts" vor. Thema: Verschwörungstheorien.

In den Bibliotheken in Halle, Schönebeck, Genthin, Stendal, Wernigerode oder Burg stehen anlässlich des Tages der Bibliotheken keine speziellen Veranstaltungen oder Angebote an. Das hat nicht unbedingt mit Corona zu tun. "Bei uns ist jeden Tag Bibliothekstag", sagt Stefanie Obieglo, Leiterin der Stadtbibliothek Burg. In den kommenden Tagen und Wochen sollen wie gehabt Autorenlesungen und Projekte mit Kindern stattfinden.

In der Stadtbibliothek Wernigerode gibt es ebenfalls kein gesondertes Angebot. Einen eigener Bibliothekstag werde in den kommenden Tagen veranstaltet, heißt es von der Bibliothek. Zudem steht ein Kunsthandwerkermarkt an.

Stellt sich noch die Frage nach dem Leseverhalten in Pandemie-Zeiten. Stehen bei den Lesern neuerdings Titel wie Albert Camus’ "Die Pest" oder Márquez’ "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" hoch im Kurs? Maik Hattenhorst von der Stadtbibliothek Magdeburg muss passen. Am Ende eines jeden Jahres könne er mehr sagen, dann würden die zurückliegenden zwölf Monate ausgewertet.

Auf jeden Fall zugenommen habe die Nachfrage nach Ratgebern und Sachbüchern. Seit Jahren bereits steige das Interesse an Kinder- und Jugenbuchtiteln. Diesen Trend registriert auch Stefanie Obieglo in Burg. Verstärkt Kinder, Jugendliche und Senioren ziehe es in diesen Tagen in die Bibliothek. Viele suchten nach einem Ort, wo noch gesellschaftliches Leben stattfinden kann, so Obieglo.

Laut einer GfK-Auswertung greift aktuell jeder Fünfte häufiger zu Büchern als sonst. Der Buchhandel registriert ein Plus von 3,6 Prozent bei Kinderbüchern. Der Umsatz mit E-Books stieg im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum selben Zeitraum 2019 um 17,8 Prozent.