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Ausnahmezustand: Wie Autoren die Buchmesse erleben

09.10.2014, 15:02

Frankfurt/Main - Als Studentin baute Saskia Hennig von Lange auf der Buchmesse Stände auf. In diesem Jahr präsentiert die Frankfurter Autorin ihren neuen Roman "Zurück zum Feuer".

Ihr Messe-Zeitplan steht seit Wochen und ist eng getaktet: Radioaufnahmen, Interviews, Gespräche mit Verlegern und Lektoren - dazwischen in die Kamera blinzeln für ein Foto.

Für die meisten der rund 1000 Autoren, die nach Frankfurt kommen, bedeutet Buchmesse Stress. In diesem Jahr hat sich die Messe etwas Neues einfallen lassen: Erstmals gibt es einen Rückzugsort nur für Schriftsteller - Leser, Verlagsmitarbeiter, Journalisten und auch Self-Publisher müssen draußenbleiben.

Für Saskia Hennig von Lange, die beim österreichischen Verlags Jung und Jung publiziert, ist es die dritte Messe. Mit den Jahren komme die Routine, sagt die 38-Jährige. "Ich bin da ganz entspannt. Das Wichtigste ist für mich das Schreiben. Die Messe begreife ich als Arbeit, danach verschwinde ich wieder in meinem Privatleben." Sie will hier Kontakte knüpfen, ihr Netzwerk ausbauen und interessante Gespräche führen. Überraschungen gibt es auch. Am ersten Messetag lief sie an Altkanzler Helmut Kohl vorbei. "Da weiß ich wieder: Messe ist Ausnahmezustand."

Wer in die Autoren Lounge in einem Seitenflügel der Halle 5.1. will, muss sich an einem Counter mit Namen und Verlag registrieren. Drinnen gibt es ein Café mit klassischer Musik und grünen Stühlen im 60er-Jahre-Design sowie einen Nebenraum für Veranstaltungen. Am ersten Messetag seien an die 60 Autoren in diesen neu geschaffenen Rückzugsort gekommen, sagt Buchmessen-Mitarbeiterin Angela Müller. Bisher blieben den Autoren nur die Cafés auf dem Messegelände oder die Flucht in den Innenhof zwischen den Hallen, aber wer einigermaßen bekannt ist, ist auch dort nicht vor Selfie-verrückten Lesern sicher.

Die dänische Schriftstellerin Janne Teller organisiert in der Lounge an den drei Fachbesuchertagen drei Diskussionsrunden zum Thema "Grenzen und Barrieren, Kulturen und Scheidewege". "Frankfurt Undercover" nennt sie ihr Projekt, zu dem sich über 25 Autoren angemeldet haben. Am Donnerstag hatten sich PEN-Präsident Josef Haslinger, Arnon Grünberg, Moritz Rinke und knapp zehn weitere Schriftsteller mit Janne Teller im Debattenraum eingeschlossen - unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Am Freitag wollen die Teilnehmer ihr Ergebnis präsentieren: "Ein Kompendium von Ideen, ein Geschenk von Schriftstellern an die Politik", wie Teller sagt, die selbst als Konfliktberaterin von EU und UN in Afrika und im Nahen Osten unterwegs war. "Die Frankfurter Buchmesse antwortet damit auf den verstärkten Wunsch von Autoren nach Austausch", sagt Buchmessen-Direktor Juergen Boos.