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Sascha Arangos Roman zwischen Krimi und Komödie

26.02.2014, 11:44

München Henry Hayden geht es gut. Er hat großen Erfolg als Schriftsteller, lebt mit seiner Frau in einem riesigen Haus an der Küste und scheint jeden Tag seines Lebens zu genießen. Jedenfalls bis zu dem Moment, in dem Sascha Arangos Roman "Lügen und andere Wahrheiten" einsetzt.

Ein Ultraschallbild beweist, dass Henrys Affäre mit seiner Lektorin nicht ohne Folgen geblieben ist. Auf einmal ist damit sein ganzer schöner Lebensstil in Gefahr. Wenn seine Frau ihn verlassen sollte, wäre nicht nur sein Geld weg, sondern auch seine Karriere. Denn seine Frau ist die wahre Kraft hinter seinem Erfolg. Und das, wo sein neuer, lange erwarteter Roman kurz vor der Veröffentlichung steht.

Aber damit hören Henrys Probleme nicht auf. Ein merkwürdiger Mann hat sich an seine Fersen geheftet und will aufdecken, wer Henry ist und welche Vergangenheit er verbirgt. Henry bemerkt dieses Vorhaben erst sehr spät, als der Mann schon viele Einzelheiten zusammengetragen hat. Denn eines ist klar: Henry hat viel zu verbergen. Und er selbst weiß: "Wer mich enttarnt, wird zweifellos berühmt."

Allmählich gerät Henry unter Druck, seinen aus vielen Lügen und einigen wenigen Wahrheiten zusammengesetztes Leben zu sichern. Dabei entwickelt er eine rege Fantasie und Tatkraft, die der Roman durchaus mit Sympathie, aber zugleich auch mit ironischer Distanz begleitet. Dabei ist Henry alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse. Er lügt und betrügt, wann immer er sich einen Vorteil davon verspricht, ohne Rücksicht auf andere.

Sehr geschickt bezieht der Roman die Leser mit ein und vereinnahmt sie für Henrys Standpunkt: "Die Lügner unter uns werden wissen, dass jede Lüge ein Quantum Wahrheit enthalten muss, um überzeugend zu sein. Ein Spritzer Wahrheit ist oft genug, aber er muss sein, wie die Olive im Martini."

Aus dieser Ausgangssituation entwickelt Sascha Arango eine turbulente Krimihandlung, in der zusätzlich noch ein übereifriger Polizist, eine intrigante Sekretärin und ein verhaltensauffälliger Hochseefischer für zusätzliche Verwirrung sorgen. Der Roman ist so voll überraschender Wendungen, Unwahrscheinlichkeiten und seltsamer Zufälle, dass er äußerst geschickt und erfolgreich zwischen Krimi und Komödie pendelt und in beiden Genres überzeugt.

Sascha Arango hat sich bislang hauptsächlich als Drehbuchautor einen Namen gemacht. Zweimal wurde er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Die leicht ironische Grundhaltung seiner Figuren und seiner Erzählung zeigt sich auch in den "Tatort"-Folgen um den Kieler Kommissar Borowski, gespielt von Axel Milberg.

In "Die Wahrheit und andere Lügen" zeigt Arango, dass er seine hintersinnige Herangehensweise an Kriminalgeschichten auch in Romanform höchst unterhaltsam darbringen kann.

Sascha Arango: Die Wahrheit und andere Lügen. Bertelsmann Verlag, München, 299 Seiten, Euro 19,99, ISBN 978-3-570-10146-9