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John von Düffels "Wassererzählungen"

04.03.2014, 09:50

Köln ­ Das offene Meer, Schwimmteiche, ein schwarzer Pool, strömender Regen, Moor und Aquarien: Der Autor und Theater-Dramaturg John von Düffel befasst sich wieder mit seinem Lieblingselement.

"Wassererzählungen" lautet der Titel seines neuen Buchs mit elf Kurzgeschichten. Allerlei Gewässer geben darin die Kulisse ab für Einsamkeit, Krankheit, Ängste und den Tod - aber auch für Schönheit und Stille.

Der leidenschaftliche Schwimmer von Düffel (47) legte schon 1998 mit "Vom Wasser" einen Familienroman vor, der inzwischen preisgekrönt ist. Die Essays "Schwimmen" sowie "Wasser und andere Welten" folgten 2000 und 2003. ""Wir kehren immer zum Wasser zurück" ist der erste Satz, den ich in Prosa geschrieben habe", heißt es auf von Düffels Homepage.

In vielen der elf "Wassererzählungen" geht es um die Entfremdung von Paaren und um zerfallende Familien. Eine erwachsene Frau besucht ihren sterbenden Vater, eine Schwangere verliert ihr Baby, einem Geschiedenen entgleitet seine pubertierende Tochter. Kinder spielen eine zentrale Rolle für das Erleben und Fühlen der Erwachsenen. Auch Tiere haben diese Funktion, aber nicht nur Wassergeschöpfe wie Molche und Fische, sondern auch Hunde.

Wasserratten und Schwimm-Asse kommen auch vor: Ein junger Mann ertrinkt fast in der eiskalten Ostsee, eine japanische Vorschwimmerin erläutert ihren eigenartigen Job, ein verlorener Hobbyschwimmer beeindruckt eine aufstrebende Ex-Praktikantin, und ein sportlicher Familienvater erregt in einer Feriensiedlung die Aufmerksamkeit seines Nachbarn.

Welche Faszination geht vom Schwimmen aus? "Schwimmen vertreibt die bösen Geister", sagt die ehemalige Praktikantin. Und versteht darunter: "Egal, wie müde, lustlos oder wasserscheu man sich vorher fühlt, nachher fühlt man sich immer besser." Die Japanerin spricht nur von "Reinigung".

Von Düffel erzählt stringent und wählt dafür mal die Ich-Perspektive, mal die dritte Person und mal den Dialog. Sein Ton ist oft melancholisch, die Sprache schnörkellos, mitunter aber auch trivial. Besonders dicht sind dagegen seine Schilderungen der Innensicht von Paaren. Die meisten Geschichten lesen sich spannend. Das Ende ist mal überraschend, mal seltsam banal. Mit dem Wasser als zentralem Element geht der Geschichtenband keienswegs unter, der Leser sehnt sich aber an einigen Stellen nach dem Ufer.

John von Düffel: Wassererzählungen. DuMont Buchverlag, Köln, 255 S., Euro 19,99, ISBN 978-3-8321-9744-5