1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Buch
  6. >
  7. Ildikó von Kürthy: Nie zu spät für einen Neuanfang

EIL

Ildikó von Kürthy: Nie zu spät für einen Neuanfang

04.04.2014, 05:07

Hamburg - Nicola Lubitz (43) hat über Nacht alles verloren, was ihr bis dahin wichtig war: den Mann, mit dem sie seit Jahren in einer immer langweiligeren Ehe lebte, das schicke Penthouse und ihre gesellschaftliche Stellung, die sich in der Mitgliedschaft in diversen Clubs widerspiegelte.

Aber möchte sie dieses Leben überhaupt wiederhaben oder gibt es auch noch andere Optionen? Die Protagonistin in Ildikó von Kürthys neuem Roman "Sternschanze" muss mit Anfang 40 wieder ganz von vorne anfangen - und erlebt dabei etliche Überraschungen.

Um sich in die Gefühlslage einer Single-Frau zu versetzen, führte die Bestsellerautorin, die mit ihrem Ehemann und ihren beiden Söhnen (7 und 3) in Hamburg lebt, eine Art "Doppelleben" und mietete eine kleine Wohnung im Hamburger Szeneviertel Sternschanze. "Ich wollte etwas mehr Abenteuer, Inspiration und Unvorhergesehenes in mein geregeltes Leben einladen", sagte Kürthy im dpa-Interview. Dabei habe sie alle Gefühle mit offenen Armen empfangen besonders die negativen. "Denn wenn es mir schlecht geht, ist das am allerbesten. Glück ist schnell erzählt. Kummer macht kreativ. Ich wollte mal wieder richtig unglücklich sein - und das ist gelungen."

Herausgekommen ist ein "echter Kürthy", der mit viel Humor und Einfühlungsvermögen an die Vorgänger-Romane - angefangen mit "Mondscheintarif" (1999) bis "Endlich!" (2010) - um die Seelennöte und Sorgen von modernen Frauen anknüpft. Ihr schwuler Freund Erdal ist natürlich genauso wieder mit von der Partie wie dessen Partner Karsten und Leonie, die Mutter der Kinder der beiden, sowie die aufmunternde Freundin. Sie alle wollen Nicola helfen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen - wobei diesmal auch ernstere Themen wie der Verlust der Eltern und der Abschied von Hoffnungen und Träumen angesprochen werden. Als Zugabe gibt es Einblicke in das illustre Leben der Hamburger High Society - inklusive Friseur- und Pediküre-Terminen und fragwürdigen Diätkochkursen.

Probleme mit dem Älterwerden scheint die 46-Jährige selbst nicht zu haben. "Was soll daran schwer sein? Jedes Alter hat seine Tücken", meint die Autorin. Im Moment bemerke sie jedoch erstaunt, "wie man gleichzeitig älter werden und dennoch in einigen Punkten ein hyperventilierender Teenager bleiben kann". Gleichzeitig gehe es ab einem gewissen Alter jedoch um mehr. "Wenn Beziehungen zerbrechen, zerbrechen im Zweifelsfall gleichzeitig auch Familien. Wir wissen: Das hier ist keine Generalprobe, das ist das Leben. Mit Mitte vierzig nimmt man endgültige Abschiede. Manche Ängste verlassen einen nie und mancher Kummer auch nicht. Es gehört zum Erwachsenwerden, das einzusehen und im besten Fall einigermaßen friedlich zu akzeptieren."