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Literatur Bestseller-Autor Wolfgang Hohlbein wird 65

Der Bestseller-Autor Wolfgang Hohlbein zählt zu den meistgedruckten Autoren Deutschlands. Am Mittwoch feiert er seinen 65. Geburtstag.

14.08.2018, 23:01

Neuss (dpa) l Wolfgang Hohlbein schreibt seine Bestseller immer von Hand. Er sitzt an einem schwarzen Tischchen in seinem Wohnzimmer und füllt eine ledergebundene Kladde nach der anderen. Seite um Seite mit klarer, kleiner Schrift. Kein Wort ist durchgestrichen, nichts auf die Schnelle hingeschmiert. Auf diese Weise hat Hohlbein über 200 Bücher geschrieben. Mit einer weltweiten Gesamtauflage von etwa 44 Millionen gilt er als einer der meistgedruckten deutschen Schriftsteller. Heute wird der in Neuss lebende Bestseller-Autor 65 Jahre alt.

Man würde nicht vermuten, dass dieser freundliche Mensch gruselige Thriller schreibt, die empfindlichere Naturen besser nicht vor dem Zubettgehen lesen sollten. „Ich habe das Glück, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben“, sagt der komplett schwarz gekleidete Hohlbein. Als Arbeit empfinde er das Schreiben nicht. Der schmal gebaute Mann trägt Vollbart und Brille, die grau melierten Haare reichen bis weit über die Schultern.

An seinem stillen Pult schreibt der Autor seit Jahrzehnten stetig ein Buch nach dem anderen: nicht nur Gruselgeschichten, sondern auch Kinder- und Jugendbücher, historische Krimis, Fantasyromane und Märchen. Mehrere Bücher hat Hohlbein zusammen mit seiner Frau Heike (63) geschrieben. Schon der erste Roman des Paares, das Fantasy-Jugendbuch „Märchenmond“, wurde 1982 ein Bestseller. Damals gab es außer dem Schriftsteller Michael Ende keinen, der in dem Genre unterwegs war. Hohlbein, ein gelernter Industriekaufmann, hatte zuvor seinen ungeliebten Job mutig an den Nagel gehängt.

Die Hohlbeins sind Familienmenschen. Sie haben sechs erwachsene Kinder, genauso viele Enkelkinder. Fast alle wohnen Tür an Tür in einer Reihenhaus-Reihe am Rand von Neuss im Rheinland. Im Haushalt leben auch vier Hunde und zwei Katzen. Von hier aus, wo man auf Mais- und Kohlfelder blickt, bricht er auf zu Lesereisen und Fantasy-Treffen. Dorthin gehen die Hohlbeins auch mal kostümiert – er in einem mittelalterlichen Gehrock, Ehefrau Heike als Fantasy-Lady.

Demnächst wird seine Kinderbuchreihe „Die Wolf-Gäng“ in Hessen verfilmt. Darin geht es um Jugendliche mit außergewöhnlichen Fähigkeiten aber auch normalen Schwächen, etwa eine Fee mit Flugangst. Und natürlich arbeitet der unermüdliche Autor an einem neuen Buch. Worum es geht, verrät er nicht. Einer seiner letzten Thriller, das „Mörderhotel“, ist an einen historischen Fall aus dem Chicago des ausgehenden 19. Jahrhundert angelehnt. Es geht um ein Hotel mit Falltüren und Geheimgängen, in dem Menschen verschwinden und schreckliche Dinge passieren.

Den „Hauptspaß“, sagt Hohlbein, habe er an Mittelaltergeschichten. „Das ist der kleine Junge in mir“, sagt er vergnügt mit leiser Stimme. Ändert sich nach dem 65. Geburtstag für ihn etwas? Eher nicht. In fünf Jahren, also nach dem 70., werde er es vielleicht etwas ruhiger angehen lassen, sagt er.

Einstweilen schreibt der Hobby-Motorradfahrer wie es scheint mühelos fleißig weiter, vorzugsweise nachts, und lebt nach seiner Fasson. „Ich nehme mir die Freiheit heraus, nicht erreichbar zu sein“, sagt er. Das Handy hat Hohlbein auf prepaid umgestellt. Er telefoniert so selten, dass zehn Euro alle sechs Monate reichen, berichtet er. Dass er trotz seiner auffälligen langen Haare auf der Straße meist nicht erkannt wird, stört ihn nicht: „So kann ich mit der Familie in die Eisdiele gehen.“