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Die "Urkatastrophe" - Neue Bücher zum Ersten Weltkrieg

31.10.2013, 12:01

Hannover - Das tödliche Attentat auf den habsburgischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand vor fast 100 Jahren veränderte die Welt. Der Anschlag am 28. Juni 1914 setzte eine Kriegsmaschine bis dahin unbekannten Ausmaßes in Gang.

Die verhängnisvollen Sommertage waren der Ausgangspunkt für millionenfaches Sterben und Leid, für eine Neuordnung Europas, für Bolschewismus, Nationalsozialismus und für den Hass, der direkt in den nächsten Weltkrieg führte.

Schon jetzt bereiten sich die Buchverlage auf den 100. Jahrestag der "Urkatastrophe" vor. Gesamtdarstellungen, Neueditionen zeitgenössischer Literatur, Studien über Einzelaspekte des Ersten Weltkrieges sind geplant, einige auch schon erschienen.

Zahlen, wie viele Publikationen bis zum Jahrestag 2014 geplant sind, gibt es nicht. Doch neben den bereits existierenden Untersuchungen über den Ersten Weltkrieg dürfte die Zahl neuer oder neu aufgelegter Untersuchungen und Editionen sehr umfangreich sein. Die Verlage planen in unterschiedlichen Dimensionen. Einige wollen erst im kommenden Jahr ihr Programm starten, andere präsentierten sich bereits auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober.

"Das Interesse ist groß", sagt die Sprecherin der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG) in Darmstadt, Christina Herborg. Der Jahrestag werde eines der großen historischen Themen, sagt sie mit Blick auf die nächsten Monate und weist unter anderem auf den von Anton Holzer herausgegebenen Bildband "Die letzten Tage der Menschheit" mit Texten des 1936 gestorbenen österreichischen Schriftstellers Karl Kraus hin.

"Wir haben mit "Die Schlafwandler" von Christopher Clark das wichtigste und entscheidende Buch auf den Markt gebracht", sagt der Sprecher der Deutschen Verlags-Anstalt in München, Markus Desaga. Das kürzlich in Deutsch erschiene Werk des Historikers, das den Weg in die Katastrophe als vermeidbare Verkettung falscher Entscheidungen gepaart mit Eitelkeit und Unzulänglichkeit der handelnden Personen beschreibt, erreichte bereits Platz eins der Sachbuch-Bestellerliste. Außer der umfassenden Studie über den Weg in den Krieg plant die Verlags-Anstalt mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" zusammen für den kommenden März indes nur noch einen Sammelband.

Der Deutsche Taschenbuchverlag (dtv) in München präsentierte auf der Frankfurter Buchschau "Und wir verrosten im Hafen" von Nicolas Wolz, ein Spezialthema auf der Basis von Tagebucheintragungen oder Briefen deutscher Matrosen. "Wir wollten eine Besonderheit auf den Markt bringen", sagte eine Sprecherin.

Professor Oliver Janz legt im Campus Verlag sein Buch "14 - Der große Krieg" vor. Im Klett-Cotta-Verlag ist unter anderem schon eine historisch-kritische Ausgabe von Ernst Jüngers "In Stahlgewittern" erschienen, die die verschiedenen Versionen des Buches über Jahrzehnte hinweg mit allen seinen Änderungen gegenüberstellt.

Während beim Fischer Verlag für diesen Herbst Publikationen geplant sind, startet Beck erst im nächsten Jahr. "Wir lassen es etwas langsamer angehen als die Kollegen", sagte eine Sprecherin. Neuerscheinungen sind erst für das Frühjahr 2014 geplant.

Der Historiker Sönke Neitzel erwartet durch die Vielzahl neuer Bücher keine wirklich neuen Forschungsergebnisse. "Ich erwarte, dass es Neuinterpretationen geben wird auf der Grundlage schon bekannter Quellen." Jede Generation habe einen eigenen Blick auf Geschichte. Für Neitzel ist die gesamte Geschichte Europas ohne 1914 nicht zu verstehen.