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Beat-Autor William Burroughs wäre 100

03.02.2014, 14:51

New York - Zum Schreiben kam William Burroughs aus Langeweile. "Ich hatte nichts anderes zu tun", sagte der Autor einmal in einem Interview mit der Literaturzeitschrift "Paris Review". "Schreiben gab mir jeden Tag etwas zu tun. Die Ergebnisse waren meiner Meinung nach anfangs alles andere als spektakulär."

Romane wie "Naked Lunch" oder "Junkie" sollten allerdings später zu Welterfolgen werden und Burroughs zu einer Ikone der Popkultur machen.

Gemeinsam mit seinen Kollegen und Freunden Jack Kerouac und Allen Ginsberg bildete er den harten Kern der Beat-Generation. Aber so sehr die Drogen Burroughs auch Stoff für seine Werke lieferten - sie zerstörten auch seine Gesundheit und ließen ihn nie los. Am 5. Februar wäre Burroughs 100 Jahre alt geworden - er ist ein wenig im Schatten seines Kollegen Kerouac verschwunden, dessen Werke viele Kritiker als deutlich leichter zugänglich ansehen.

Geboren wurde Burroughs 1914 in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Sein Großvater hatte ein gutlaufendes Unternehmen für Rechenmaschinen gegründet, die Familie war wohlhabend. Nach der Schule ging Burroughs auf die Elite-Universität Harvard an der US-Ostküste und studierte Englisch. Danach reiste er durch Europa, studierte kurzzeitig Anthropologie in Wien und zog dann nach New York.

In der Metropole lernte er Kerouac und Ginsberg kennen und wurde drogenabhängig. Seine Erfahrungen verarbeitete er später in dem Roman "Junkie". Burroughs lernte in New York auch Joan Vollmer kennen, mit der er später nach Texas zog, wo das Paar einen Sohn bekam. Weil beide weiter Drogen nahmen und deswegen immer wieder mit dem Gesetz in den USA in Konflikt kamen, zogen sie weiter nach Mexiko-Stadt.

Dort kam es 1951 zur Tragödie: Angeblich bei einem betrunkenen Versuch, einen Apfel von Vollmers Kopf zu schießen wie in Friedrich Schillers Drama "Wilhelm Tell", erschoss Burroughs seine Partnerin vor den Augen des gemeinsamen Sohnes. Anwälte schafften es, dass Burroughs nur rund zwei Wochen im Gefängnis verbringen musste und Mexiko 1952 wieder verlassen konnte.

Burroughs blieb rastlos. Er reiste durch Südamerika, dann wieder nach Europa, wo er in London und Paris lebte. Im Pariser Beat Hotel begann er mit der Arbeit an seinem - von vielen Kritikern als Hauptwerk angesehenen - Roman "Naked Lunch". Burroughs benutzte dafür erstmals die "Cut-Out-Technik", bei der er aus zusammenhängenden Texten Stücke ausschnitt und neu zusammensetzte. Der Roman handelt viel von Drogen, Gewalt und Sex und löste deshalb zunächst einen Skandal aus. Später lobten ihn viele Kritiker, Star-Regisseur David Cronenberg verfilmte den Stoff 1991.

In Paris schaffte es Burroughs auch, sich eine disziplinierte Arbeitsroutine aufzuerlegen, wie er später in einem Interview erzählte. "Ich stehe um neun Uhr auf und bestelle Frühstück. Ich hasse es, für das Frühstück aus dem Haus zu gehen. Dann arbeite ich bis zwei oder halb drei und dann esse ich ein Brot und trinke ein Glas Milch. Danach arbeite ich bis sechs oder sieben und treffe mich später mit Freunden, trinke etwas, komme wieder, lese noch etwas und gehe ins Bett. Ich gehe früh ins Bett."

Aber das stabile Leben konnte Burroughs nicht lange aufrechterhalten. Er zog nach Tanger in Marokko und verfiel wieder den Drogen. "Ich habe in Tanger einen Monat in einem Raum verbracht und meinen Zeh angestarrt. Der Raum hatte sich mit leeren Verpackungen der Droge Eukodol gefüllt. Auf einmal wurde mir klar, dass ich nichts tat. Ich war dabei, zu sterben." Der Autor flog nach London, um sich dort bei einem Arzt Hilfe zu holen.

Danach zog Burroughs zurück nach New York, nahm wieder Kontakt zu seinen alten Freunden auf und fand neue wie den Künstler Andy Warhol, die Sängerin Patti Smith und die Publizistin Susan Sontag. Aber die Drogen ließen ihn nicht los und schließlich zog er zurück in seine Heimatgegend, den Mittleren Westen der USA. Seine letzten Jahre verbrachte der zur Ikone der Popkultur gewordenen Burroughs im kleinen Städtchen Lawrence im US-Bundesstaat Kansas.

Die großen Metropolen und das viele Hin und Her sei nichts mehr für ihn, sagte er einige Jahre vor seinem Tod 1997 der Lokalzeitung "Wichita Eagle". "Was ich an Kansas mag, ist, dass es nicht so gefährlich ist und verdammt viel günstiger. Und ich kann aufs Land fahren und fischen und schießen und all sowas."