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Buchhandel Suche nach Strategien

Es sind nur wenige Klicks am PC und dem Leser liegt die Weltliteratur zu Füßen. Gerade für kleine Buchhandlungen ist das existenzbedrohend.

28.11.2016, 23:01

Magdeburg (dpa) l Die Zahl der Buchhandlungen in Sachsen-Anhalt ist in den vergangenen Jahren weiter zurückgegangen. Während es 2009 landesweit noch 177 Händler für Bücher, Zeitungen und Zeitschriften gab, registrierte das Statistische Landesamt fünf Jahre später nur noch 138. Der Großteil der Schließungen geschehe im ländlichen Raum, sagte das Vorstandsmitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Helmut Stadeler, der Deutschen Presse-Agentur. Noch aber habe jede Kreisstadt einen unabhängigen Buchhändler.

„Die Buchhandlung ist ja nicht nur eine Verkaufsstelle, sondern auch ein kultureller Ort“, sagte Stadeler. Das könne gerade für kleine Händler eine Strategie für das Überleben sein, denn das unterscheide sie von den Online-Riesen. „Wir müssen dem Trend entgegenwirken, dass Kunden zuerst bei Amazon schauen, obwohl der Buchladen um die Ecke dieselben Konditionen bietet“, sagte Stadeler. Dabei wünscht er sich mehr Eigeninitiative der Händler. Diese könnten im Internet präsenter auftreten.

Ein gutes Beispiel ist der Magdeburger Buchhändler Wolfram Wahle. Seit drei Jahren führt er die Buchhandlung „Fritz Wahle“ in vierter Generation. Für sein besonderes Engagement wurde er kürzlich mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet – als einziger Händler in Sachsen-Anhalt. „Ich gebe mir viel Mühe, Literatur nicht nur über dem Ladentisch, sondern auch darüber hinaus zu verbreiten“, sagte Wahle. Jährlich würde er etwa 20 Lesungen und Veranstaltungen organisieren. Außerdem sei es ihm wichtig, eine Nische auszufüllen. Sein Spezialgebiet ist die regionale Literatur. Dafür arbeitet er mit kleinen Verlagen aus Sachsen-Anhalt zusammen und hat bereits selbst einige Bücher zur Stadtgeschichte Magdeburgs herausgegeben.

Wolfram Wahle investiert außerdem seit drei Jahren viel Zeit in seinen Webshop. Seiner Meinung nach reicht es aber nicht, einmalig ein Angebot online zu stellen. „Ich betrachte es eher als ein Schaufenster, das ich ständig pflege und neu bestücke“, sagte Wahle. Mittlerweile mache er mit Online-Bestellungen etwa zehn Prozent seines Umsatzes. Im etwa 100 Kilometer weiter nördlich gelegenen Salzwedel kommt Deutschlands älteste Buchhändlerin auch ohne einen Internet-Auftritt zurecht. Helga Weyhe hat ganz andere Sorgen. „Alle Nase lang fragen mich die Kunden, wie es mit dem Laden weitergeht“, sagte die 93-Jährige, die die von ihrem Großvater eröffnete Buchhandlung nun seit 1944 führt. Jedes Exemplar, das im Laden steht, sucht sie noch selbst aus. Um Absatzzahlen macht sie sich dabei keine Gedanken. Ihr ist klar, dass es unmöglich ist, jemanden zu finden, der den Laden in diesem Stil weiterführt. Aber auch ein Nachfolger mit neuem Konzept sei bisher nicht in Sicht.