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Bühne Theater auf dem Salzberg

Für die Mimen des Zielitzer Holzhaustheaters geht es wieder hoch auf die Halde. Geladen wird zu den Kalimandscharo-Festspielen.

Von Grit Warnat 07.06.2019, 01:01

Zielitz l Es ist Mittwoch, 5. Juni, kurz vor 17 Uhr. Der weißlich-rosafarbene Salzberg ist weithin sichtbar in der sich langsam senkenden Sonne. Theaterfrau Sigrid Vorpahl wartet auf die schauspielernden Mädchen und Jungen. Eine Probe ist angesetzt für das Märchenspiel „Hoppel, der kleine Angsthase“. Eigentlich soll es hochgehen auf die Bühne auf der Abraumhalde. Doch das Thermometer zeigt 34 Grad und Wolken ziehen sich verschwörerisch zusammen. Es grummelt. Kurzfristig finden sich alle lieber im Bergmannssaal des Kali-Werkes ein, der Ausweichspielstätte für die Kalimandscharo-Festspiele. Hierher geht es, wenn es oben zu windig, zu regnerisch oder eben zu heiß ist. Überhaupt ist es das Kali-Werk, das die Theatermacher seit langen Jahren unterstützt und ihnen die außergewöhnliche Bühne ermöglicht, die, wie Werk und Verein unisono sagen, Norddeutschlands höchste ist.

Sigrid Vorpahl nimmt vor der Bühne Platz, den Blick auf die Textblätter gerichtet. „Es war einmal ein kleiner Angsthase ...“ liest sie die ersten Zeilen des Märchens. Die Vereinsvorsitzende des Holzhaustheaters hat sich dafür einer Vorlage von Elisabeth Shaw bedient. Auch die Komödie „Schieß mich doch zum Mond“ stammt aus ihrer Feder – wie eigentlich fast alles in all den 20 Jahren der Kalimandscharo-Festspiele und des Theatervereins. Wie viele Stücke Sigrid Vorpahl schon geschrieben hat, weiß sie nicht. 30, so meint sie, werden es bestimmt gewesen sein.

Die jungen Darsteller kommen auf die Bühne, erzählen die Geschichte von Hoppel. Die Texte sitzen (fast). Sigrid Vorpahl wirft Bemerkungen ein, wenn ihre Eleven stimmlich zu blass oder das Requisit nicht am richtigen Platz ist. „Bitteschön laut und deutlich!“

Am 15. Juni muss alles klappen. Dann haben die jungen Talente ihre Premiere auf dem Berg. Aber schon einen Tag zuvor, am 14. Juni, beginnt die 20. Auflage der Kalimandscharo-Festspiele mit der Komödie „Schieß mich doch zum Mond“. Regie führt da Vorpahls Mann Bernd.

Zum Fototermin auf dem Salzberg lebte die Geschichte um das Londoner Blumenmädchen Eliza Doolittle, das gern ein feines Fräulein werden möchte und deshalb bei Professor Henry Higgins Sprechunterricht nimmt, schon mal in der imposanten Kulisse auf. London zwischen Bagger und Abraum. Die Stadtsilhouette samt Themse hat Bühnenbildner Marco Eidner (ehrenamtlich) gemalt, der auch den Wald für das Märchenspiel wachsen ließ. Und: Auch hier hat Sigrid Vorpahl die Vorlage von Berhard Shaw bearbeitet.

Die Kalimandscharo-Festspiele sind Höhepunkt im Veranstaltungskalender des Holzhaustheaters Zielitz, der Schauspielschule für Kinder und Jugendliche. 3000 Besucher zählten die Festspiele im vergangenen Jahr. Sigrid Vorpahl zeigt sich glücklich über die Kooperation mit dem Kaliunternehmen. „Wir wissen sehr wohl um den ganz besonderen Spielort“, sagt die Theaterwissenschaftlerin und Journalistin.

Zudem habe das Sommer-Open-Air mit seiner Premiere vor zwei Jahrzehnten die Arbeit des Vereins beflügelt. Viele Kinder wollten mitmachen. Hat sie keine Nachwuchssorgen im Verein? Das Nein kommt schnell und sehr entschieden. Damals waren 15 Leute im Verein, heute sind es 80. Die Hälfte sind Kinder, die andere Hälfte Jugendliche und Erwachsene. „Wir haben immer wieder erlebt, dass Eltern nicht nur die Begleitung ihrer Kinder sein wollten“, sagt sie.

Zugpferd des Vereins ist auch der Theaterneubau. Neben der Schule, mitten im Ort, wurde das Haus mit Theatersaal und großer Bühne 2015 eingeweiht. Das Theaterhaus und seine Bespielung sind aber auch eine Herausforderung für den Verein. Möglichst zweimal im Monat wird gespielt, in den Wintermonaten jede Woche. Das alles muss gestemmt werden. Und warum nutzt man jetzt nicht den Saal als Schlechtwetter-Ausweich für den Kalimandscharo? Sigrid Vorpahl lächelt. Die knapp über 90 Plätze seien für die Festspiele einfach zu wenig.

Gespielt wird an den Wochenenden vom 14. bis 30. Juni. Karten gibt es in den Service-Centern der Volksstimme und über das Besuchertelefon 39208/49 12 12.