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Domplatz-Open-Air Straßenkampf und Emotionen

Die Proben für die „West Side Story“ auf dem Domplatz gehen in die heiße Phase. Freitag ist Premiere.

Von Grit Warnat 13.06.2017, 01:01

Magdeburg l Anton Zetterholm und Iréna Flury sitzen in einer imposanten Kulisse. Links ein zehn Meter in die Höhe ragendes Hochhaus, daneben eine Tankstelle mit zwei Dieselzapfsäulen, daneben ein weiteres Hochhaus. Zetterholm und Flury strahlen, beide fühlen sich wohl in dem City-Look des einstigen New York. Hier treffen ab Freitag zwei Straßengangs aufeinander. Iréna Flury singt, spielt, tanzt die Maria, Schwester des Anführers der „Sharks“, die sich ausgerechnet in Tony, ein Mitglied der „Jets“ verliebt.

„Es ist meine erste Maria“, sagt die österreichisch-schweizerische Darstellerin. An ihrer Seite hat sie Anton Zetterholm, den sympathischen Schweden, der auch bei der Pressekonferenz nicht müde wird, Deutschland im Allgemeinen für seine Stadttheaterlandschaft und das Theater Magdeburg für sein Musicalengagement zu loben.

Zetterholm hat die Rolle des Tony. Er nennt sie „Hauptrolle der Hauptrollen“. Beide sind sich einig: Auch wenn das Musical 60 Jahre alt ist, hat es nichts von seiner Aktualität verloren. Zetterholm: „Die Liebe über Grenzen ist unsterblich und so unglaublich aktuell, wenn man sieht, was in der Welt passiert.“

„Es ist so viel Substanz und so viel Tiefe in dem Stück“, sagt Gil Mehmert. Der Regisseur, der nach „Les Misérables“ (2013) zum zweiten Mal Regie beim Magdeburger Domplatz-Open-Air führt und unter anderem in Hamburg mit dem Musical „Das Wunder von Bern“ und „Hair“ in München erfolgreich war, sieht die „West Side Story“ sehr „gegenwärtig und zeitlos“. Die Stadt, der Pavillon werde eine Verbeugung vor den 1950er Jahren, sagt er, die Bandenchefs in Magdeburg seien motorisiert. Es werde geprotzt. Das Spiel unter freiem Himmel lasse zu, mit Autos zu agieren. „Die eigentliche West Side Story spielt auch draußen. Hier können wir es krachen lassen“, sagt Mehmert.

Karen Stone, Generalintendantin des Theaters Magdeburg, die von Anbeginn ihrer Amtszeit auf ein Musical als Open Air auf dem Domplatz setzte, spricht von einem Sommer­event nicht nur für Magdeburg und Sachsen-Anhalt. 44 Darsteller plus 32 Musiker der Magdeburgischen Philharmonie, 42 Mitarbeiter hinter der Bühne. „Wir haben uns einen guten Platz in Deutschland erkämpft“, sagt sie und betont, dass die Entscheidung, auf dem Domplatz alljährlich im Sommer zum Musical zu laden, die richtige ist.

Fast 23  000 Plätze stehen zur Verfügung. Die Auslastung, so die Theaterchefin, liege bereits bei 98 Prozent. Ein Wert, den es so noch nicht gab.