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Festival Wo die Kunst schwimmt

Im Magdeburger Wissenschaftshafen schwimmt die Kunst: Beim Festival Opus Aquanett sind Bäuche von Schiffen Ausstellungshallen.

Von Grit Warnat 16.06.2017, 01:01

Magdeburg l Zugegeben, die Stege aufs Boot, die schmalen Treppchen runter in den Bauch, wieder hoch an die Luft, ab in den nächsten Leichter, sind wagemutige Zuwegungen zu einer Ausstellung. Sonst mit Getreide und Metallen beladen, gibt es Malerei und Skulpturen, Installationen, Grafiken, Videos. Ein Ort des Gütertransports lädt zum Betrachten, zum Begegnen.

Auch wenn es heiß ist unter dem Stahldach der schwimmenden Konstruktionen, ist es gerade dieser Stahl in seinen Ausmaßen, der der Ausstellung ein besonderes Ambiente verleiht. Der veranstaltende Verein Kulturanker steht für solche besonderen Ausstellungsorte, hatte in Magdeburg zum Beispiel das einstige Altstadtkrankenhaus und Ex-Knast mit Kunst bespielt. Nun der Wissenschaftshafen. „Diesen Raum als Ausstellungsort finde ich überaus gelungen“, sagt Christian Gracza. Der Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler ist neben Maler Robin Zöffzig (zuletzt diskutiert wurde seine Interpretation des Magdeburger Stadtwappens mit der barbusigen Jungfrau) Kurator der Schau. 50 Künstler mit nationalen und internationalen Positionen haben sie gewinnen können. Mehr als die Hälfte der ausgestellten Arbeiten sind für die Ausstellung entstanden.

Vereint sind sie im „Opus Aquanett“, so der Titel des Kunstfestivals, das auf verschiedene Positionen zu den großen, weiten Themen Wasser und Wandel setzt. Manche Werke sind sehr nah am Wasserbegriff, andere behandeln das Thema nicht vordergründig. Zu den Exponaten gehören der Wasserspeier des Magdeburger Steinbildhauers Eike Rothe und die runde Temperaarbeit „Ozeanisch“ des Magdeburger Malers Reinhard Rex, das Ölgemälde des Kolumbianers Juan Miguel Restrepo, das einen Fisch in einem dunklen, gefliesten Raum zeigt, sowie die historisch-dokumentarische Video-Arbeit „Ship“. Die Slowakin Ilona Németh hat sich dafür einer alten Schwarz-Weiß-Dokumentation zur einst boomenden Binnenschifffahrt bedient. „Das Wasser ist nur sichtbar als Fluss. Es geht aber nicht um Wasser, sondern vielmehr um Wasserwege als Verbindungen, Verkehrsadern Europas“, sagt Gracza und unterstreicht: „Wasser ist nur der Aufhänger. Wir wollen den Begriff weiter fassen.“ Wie in der autobiografischen Arbeit von Julia Zorkovská, die Speichelproben ihrer glücklichen und unglücklichen Partnerschaften mikroskopisch fotografiert hat. Die Arbeit ist erstmals zu sehen.

Bedrückend der tote syrische Flüchtlingsjunge, in schwarz-grauen Öltönen von der Dresdnerin Nina K. Jurk angedeutet. Das Foto ging um die Welt. Jurk zeigt eindrinlich: Wasser bedeutet nicht nur Leben.