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Festival Der neue Intendant beim Kurt-Weill-Fest

Jan Henric Bogen ist ab 2020 neuer Intendant beim Kurt-Weill-Fest. Im Interview sprach er über sein Konzept und der Faszination Weill.

Von Grit Warnat 14.03.2019, 00:01

Dessau l Wenn am Sonntag das Kurt-Weill-Fest Dessau zu Ende geht, dann haben wieder Tausende die Festspiele erlebt. Unter den Gästen: Jan Henric Bogen. Der 35-Jährige ist ab 2020 neuer Intendant.

Volksstimme: Herr Bogen, Sie sind Musikwissenschaftler und Jurist. Das sind zwei sehr verschiedene Bereiche. Wofür schlägt Ihr Herz stärker?
Jan Henric Bogen: Meine Leidenschaft ist die Kunst. Als ausgebildeter Jurist habe ich aber auch Fähigkeiten im Management und verstehe mich daher als Kunstermöglicher.

Intendant beim Kurt-Weill-Fest ist kein Vollzeit-Job. Sie arbeiten an einem Theater in Belgien. Verraten Sie uns mehr.
Ich bin an der Opera Vlaanderen in Antwerpen und Gent Deeputy Artistic Director, also stellvertretender Intendant und Casting-Direktor. Ich bin gerne dort, aber die Intendanz beim Kurt-Weill-Fest in Dessau und die damit verbundene künstlerisch-inhaltliche Gestaltung haben mich sehr gereizt.

Wie sind Sie auf die ausgeschriebene Intendantenstelle in Dessau aufmerksam geworden?
Bei meinem ersten Theaterjob in Hagen habe ich vor einigen Jahren Johannes Weigand kennengelernt. Es ist ein schöner Kontakt entstanden, dadurch habe ich auch mein Augenmerk auf das Anhaltische Theater Dessau gerichtet und so von der Ausschreibung gehört.

Sie sollen das Präsidium der Kurt-Weill-Gesellschaft mit ihrem künstlerischen Konzept überzeugt haben. Was ist Ihr Konzept?
Ich will Fragen stellen und so mit Publikum und Künstlern in einen Dialog treten. 2020 geht es um die Frage „Was sind Grenzen?“. 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung werden Grenzen eher auf- als abgebaut. Die Welt hat einen amerikanischen Präsidenten, der eine Mauer plant, und Großbritannien verlässt gerade die EU. Das nehme ich zum Anlass, um über Grenzen nachzudenken. Es geht dabei um politische, geografische, soziale, religiöse, aber auch um künstlerische Grenzen. Das alles passt zu Kurt Weill, weil er eben auch – teilweise gewollt und teilweise gezwungen – Grenzen überschritten hat.

Das hört sich recht politisch an.
Das darf es auch sein. Es soll natürlich ebenso unterhalten, Spaß machen, anregen, uns miteinander diskutieren lassen.

Wie kann man Weill noch neu entdecken?
Ich liebe das Werk Kurt Weills, aber ein Festival über drei Wochen mit 50 Veranstaltungen muss man im Heute sehen. Ich möchte nicht nur Weill auf der Bühne haben, sondern seine Werke, seine Intentionen zum Beispiel auch zeitgenössischen Komponisten gegenüberstellen.

Wann hatten Sie Ihre erste Begegnung mit Weills Musik?
Meine erste Arbeit am Theater Hagen war „Street Scene“ von Weill, eine amerikanische genreübergreifende Oper, die zeigt, dass er sich nicht in Schubladen stecken lässt. Ich war damals Dramaturg für die Produktion und habe mich intensiv mit seiner Biografie und seinem Werk auseinandergesetzt.

„Street Scene“ würde zu Ihrem Grenzen-Thema passen. Planen Sie die Oper im nächsten Jahr?
Lassen Sie das noch laufende Festival zu Ende gehen. Vorher will ich mich nicht zum Programm äußern.

Sie erleben dieser Tage Ihr erstes Weill-Fest. Wie nehmen Sie es wahr?
Ich finde das Festival in einem sehr guten Zustand vor. Es gibt ein interessiertes Stammpublikum und wird wirklich gut angenommen. Ich habe Leute kennengelernt, die ihren Jahresurlaub nehmen, um dieses Festival zu erleben. All diese Gäste beleben nicht nur das Festival. Ich sehe, wie die Stadt aufblüht.

Zwei Jahre lang gab es eine vierköpfige Interims-Intendantenlösung. Mit dem Dessauer Theater-Intendanten und seinem Generalmusikdirektor war das Haus in das Festival stark involviert. Wie werden Sie es halten?
Die Zusammenarbeit mit dem Theater will ich ganz eng haben. Wie gesagt, ich kenne Johannes Weigand, ich bewundere sein Engagement für dieses Haus, das dem Weill-Fest auch eine sehr wichtige Infrastruktur bietet.

Das Musikfest ist vor Jahren auch auf Wunsch des Landes Sachsen-Anhalt in die Region gegangen. Werden Sie an Spielorten wie Magdeburg und Halle festhalten?
Ich habe mit unseren Kooperationspartnern bereits Gespräche geführt. Es ist wichtig, in die Region zu gehen, die ich mit jedem Aufenthalt hier mehr entdecke, und die es unbedingt verdient, besucht zu werden.