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Filmdreh Eine deutsche Superheldin

Sue kann sich unsichtbar machen und muss ihre Mutter retten: In Thüringen entsteht der erste deutsche Kinderfilm mit einer Superheldin.

Von Marie Frech 14.10.2017, 05:13

Erfurt (dpa) l Im Labor herrscht angespannte Stimmung. Und Sue kann sich nicht mehr zurückhalten. „Ich bin doch unsichtbar! Aber das ist ja für dich nichts Neues“, blafft die Zwölfjährige ihre Mutter, eine Wissenschaftlerin, an. Dabei ist die Lage gerade brenzlig, und in der Szene im Labor geht es um viel mehr als nur um den schwelenden Konflikt zwischen Mutter und Tochter.

Die beiden sind Charaktere in einer neuen Kinoproduktion unter Federführung des MDR, die unter anderem in Thüringen und Sachsen entsteht. Sue wird gespielt von der zwölfjährigen Nachwuchsdarstellerin Ruby M. Lichtenberg, ihre Mutter von Victoria Mayer. Die Dreharbeiten sollen bis Mitte November beendet sein. Der Filmstart ist für den Winter 2018/19 geplant. Danach soll der Film auch ins Fernsehen kommen.

In dem Labor kommt Sue mit einer Flüssigkeit in Berührung, die Krankheiten heilen soll, aber den Nebeneffekt hat, unsichtbar zu machen. Ein Mittel, das natürlich auch finstere Gestalten interessiert. „Es ist der erste deutsche Superheldinnenfilm – und der zweite große Superheldinnenfilm nach ‚Wonder Woman‘“, sagt Regisseur Markus Dietrich am Set nahe Erfurt.

Tatsache ist, dass bisher die Zahl der Filme mit einer Superheldin als Hauptfigur überschaubar ist – obwohl es in den Comic-Universen der großen US-Verlage DC und Marvel viele starke Frauen- und Mädchenfiguren gibt. Doch der erste Film der neueren Generation der Comicadaptionen fürs Kino ließ lange auf sich warten, bis mit „Wonder Woman“ einer Heldin ein Film gewidmet wurde.

Ob „Die Unsichtbaren“ tatsächlich, wie Dietrich es wünscht, der nächste große Superheldinnen-Hit mit Fortsetzungenpotenzial wird, bleibt abzuwarten. Erst einmal soll der Film bei anderen Problemen helfen.

Zumindest in den deutschen Fernsehproduktionen für Kinder sind die Rollen nämlich nach wie vor zwischen weiblichen und männlichen Charakteren ungleich verteilt. Nur eine von vier Figuren ist im Kinderfernsehen weiblich. Das geht aus einer Studie der von der Schauspielerin Maria Furtwängler ins Leben gerufenen MaLisa-Stiftung hervor. Die Organisation setzt sich unter anderem für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein.

„Wenn wir etwas nicht sehen können, fällt es uns schwer, es uns vorzustellen“, fasste die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Elizabeth Prommer, die Bedeutung von Repräsentation auf dem Bildschirm zusammen. Jungen bekämen ein breites Angebot an Identifikationsrollen präsentiert.

„Es gibt Dicke und Dünne, Schlaue und Langsame, Sportler und Techniker. Mädchen bekommen dagegen viel weniger Entfaltungsmöglichkeiten präsentiert.“ Entscheidend sei das, was auf dem Bildschirm zu sehen ist. „Es muss sichtbar sein“, so Pommer.

Da wirkt es schon ungewöhnlich, dass ausgerechnet eine unsichtbare Heldin für mehr Gleichberechtigung sorgen soll. Aber es gehe in seinem Film eben genau darum, sichtbar zu werden, sagt der „Unsichtbaren“-Regisseur Dietrich. Der Film erzähle auch eine Geschichte des Erwachsenwerdens. Es gehe um die Teenager-Zeit, in der man mit dem Gefühl kämpft, unsichtbar zu sein. Und darum, dass die Hauptfigur lernt, sich auch mit passiven Superkräften durchzusetzen.