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Gartenreich Dessau Park-Chefin mit grünem Daumen

Die neue Chefin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Brigitte Mang, ist mit historischen Parks bestens vertraut. Aber auch mit Gegenwind.

20.08.2016, 23:01

Wien (dpa) l Ihr gefallen Calla, Kamelie und Magnolie zwar besonders. Aber nach zwölf Jahren an der Spitze der österreichischen Bundesgärten ist Brigitte Mang mehr denn je eine Bewunderin der floralen Vielfalt. "Ich nehme das große Herz für die Botanik als Ganzes mit nach Dessau", sagt die 57-jährige Mutter zweier erwachsener Söhne. Als künftige Chefin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz sei ihr die zum Weltkulturerbe zählende Landschaft in Sachsen-Anhalt schon seit Jahren durch Fachreisen und -tagungen bestens bekannt. "Ich bin mit den Gärten, den Schlössern, Seen und Wäldern vertraut", sagt sie der Deutschen Presse-Agentur.

In Österreich war sie Chefin über sieben Bundesgärten und rund 250 Mitarbeiter. Das Weltkulturerbe Schloss Schönbrunn gehörte zu ihrem Reich. Ihr Credo: Das Gesamtkunstwerk aus Schloss und Garten gilt es vor unangemessenen, nicht-wertschätzenden oder gar dauerhaft schädigenden Eingriffen zu bewahren.

So war sie skeptisch, als vom Österreichischen Skiverband die Idee lanciert wurde, in Schönbrunn am Hang zur Gloriette eine Weltcup-Anfahrt zu veranstalten. Das alljährliche Gratis-Open-Air-Konzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn mit mehr als 100.000 Besuchern hatte dagegen "dank perfekter Organisation" ihren Segen. "Ein Weltklasse-Orchester, ein Weltklasse-Schloss, ein Weltklasse-Park – das passt."

Zum 1. Juli wurden zu ihren Lasten und ihrem Leidwesen die Bundesgärten neu organisiert. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) verfügte, dass die Dienststelle aufgelöst und der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn angegliedert wird. "Das ist so, als würde das Max-Reinhardt-Seminar das Burgtheater übernehmen", hieß es in der Wiener Stadtzeitung "Falter". Mang habe sich schützend vor die Anlagen gestellt und mit pingeligen Nutzungsregelungen die Ansinnen der Eventmanager zurechtgestutzt, fand das Blatt auch einen möglichen Grund für den Schritt. Mang selbst will sich dazu nicht äußern.

Zu ihrem Vermächtnis gehöre, dass es gelungen sei, die Gesamtkunstwerke aus Park und Schloss auf Augenhöhe mit anderen Kunst- und Kulturinstitutionen der Alpenrepublik zu bringen, meint Mang. Auch den Erhalt der botanischen Sammlungen mit ihren weltweiten Schätzen zählt die studierte Landschaftsarchitektin, die vor ihrer Direktionszeit 15 Jahre lang selbstständig war, zu ihren Erfolgen. Ihr Führungsstil? "Ich höre zu, lege Wert auf Loyalität, auf Kompetenz und Handschlag-Qualität."

Mang, die aus einer Architektenfamilie stammt, ist eine begeisterte Sportlerin. Jeden Tag laufe oder schwimme sie. "Ich kann das im eigenen Garten machen", sagt die Park-Chefin schmunzelnd. Einen grünen Daumen hatte sie aber lange Jahre nicht. Erst in ihrer Zeit als Chefin der Bundesgärten habe sie sich den erarbeitet. "Jetzt habe ich zu Hause einen herrlichen Vorgarten."