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Geburtstag Gänsehaut unter Rundbögen

88 Bauwerke wollen an der Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt erkundet werden. Zum 25. Geburtstag wird besonders viel Kultur geboten.

Von Grit Warnat 19.05.2018, 01:01

Magdeburg l Alljährlich in den Sommermonaten macht sich das Rossini-Quartett mit seinen Gästen auf den Weg zu romanischen Klöstern, Kirchen, Schlössern, um in tausendjähriger Geschichte zu musizieren. Heute starten die Musiker um den Geiger Marco Reiß ihre 16. Tournee an der Straße der Romanik. Gespielt wird in Hillersleben. Das dortige einstige Kloster des Benediktinerordens wurde von den Rossinis schon mehrfach bespielt. Und doch ist ein Konzert in großer Geschichte immer etwas Besondere, sagt Reiß.

Er kann sich noch bestens an die Zeit vor 18 Jahren erinnern, als er erstmals mit dem Dirigenten und Komponisten Reinhard Seehafer über die Idee sprach, die damals noch recht junge Touristenstraße mit Musik und Geschichten zu beleben. 2003 gab es in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband die ersten Konzerte. Reiß, der nicht müde wird, für Magdeburg und Sachsen-Anhalt kulturell Werbung zu machen, nennt die Straße der Romanik einmalig. „Sachsen-Anhalt hat mit ihr das größte Alleinstellungsmerkmal“, sagt der Geiger. Das Quartett und die von Anbeginn dabeigewesenen Gäste wie Sängerin Undine Dreißig und Geiger Yoichi Yamashita kennen fast alle Sehenswürdigkeiten an der Straße der Romanik. 61 der auf 88 Bauwerke aufgestockten Tourismusstraße haben sie schon bespielt. „Außerdem lernen auch wir immer wieder dazu“, sagt Reiß und meint die literarischen Exkurse mit Wolfgang Klose. Jede Reise steht unter einem Motto. In diesem Jahr geht es um Geschichten rund um die Architektur der Bauwerke.

Wenn das Rossini-Quartett heute in Hillersleben auf seine 16. Entdeckungsreise entlang der Straße der Romanik geht (Gast ist unter anderem der Solohornist des Gewandhausorchesters Leipzig), gibt es gleichzeitig auf der Südroute den Beginn von insgesamt 15 Konzertlesungen mit Schriftstellerin Regine Sondermann und Querflötistin Brunhild Fischer. im Mittelpunkt steht Editha aus Wessex (910–946), die Gemahlin Ottos des Großen, über die die Magdeburgerin Sondermann vor einigen Jahren ein Buch geschrieben hatte und nun in 70-minütigen Veranstaltungen Szenen daraus lesen wird.

„Ihr wollt mich lieben, doch kennt ihr mich nicht“, mit diesem Satz beginnt der Roman, eine Mischung aus Fakten und Fiktion. Als die Gebeine der Königin 2007 im Magdeburger Dom gefunden worden waren, hatte sich die Schriftstellerin auf Spurensuche begeben. Sie erzählt, sie habe bei ihren Recherchen kleine Scherben eines kurzen Lebens gefunden und diese Stück für Stück zusammengesetzt. Einzelne Szenen aus dem Buch wird Sondermann lesen – angepasst an den Veranstaltungsort. „Wenn man an den einstigen Schauplätzen liest und dazu improvisierte Musikstücke hört, dann bekommt man Gänsehaut“, sagt die Magdeburgerin. „Die über 1000 Jahre alte Geschichte von Editha wird durch die Musik lebendig.“