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Gemälde Van Gogh auf Japanisch in Magdeburg

Ab Donnerstag zeigt das Magdeburger Kulturhistorische Museum die Replik eines Gemäldes von Vincent van Gogh.

Von Klaus-Peter Voigt 28.11.2018, 23:01

Magdeburg l Das Ergebnis beeindruckt. Mit seinem wuchtigen vergoldeten Holzrahmen, auch dem ursprünglichen nachempfunden, lässt es den Eindruck vom Original von 1888 nahezu perfekt erscheinen. „Einfach faszinierend“, sagt Museumsdirektorin Gabriele Köster kurz, als ihr das Bild gestern übergeben wird.

Eigens dazu war ihr Amtskollege vom Otsuka Museum of Art, Shusaku Tanaka, an die Elbe gereist. In seinem Gepäck befand sich das Kunstwerk als Geschenk an die Magdeburger. „Wir wollen uns für die gute Zusammenarbeit bedanken“, erläutert er. Für das eigene Haus sei man auf der Suche nach einem typischen Werk van Goghs gewesen.

Glücklicherweise existiert in den Unterlagen ein hervorragendes Farbfoto, mit dessen Hilfe nunmehr zwei Repliken angefertigt wurden. Die eigene habe mit 17 weiteren Bildern des Künstlers, darunter zahlreiche seiner fast legendären Sonnenblumen, in einer eigenen Abteilung des Museums in Otsuka, eine Flugstunde von Tokio entfernt, ihren Platz gefunden.

Dort gibt es ausschließlich Kopien unbezahlbarer Meisterwerke der westlichen Kunst. Seit der Gründung des Museums vor 20 Jahren ist die Sammlung auf mehr als 1000 Stücke angewachsen. Sie reicht von antiken bis zu modernen Gemälden aus mehr als 190 Kunstmuseen in 26 Ländern weltweit. Alle wurden in ihrer Originalgröße in einem aufwendigen Spezialverfahren reproduziert und nach einem Brand bei 1300 Grad Celsius auf Keramikplatten wiedergegeben. Nach Einschätzung Tanakas hätten diese eine Lebensdauer von mindestens tausend Jahren.

Von den besonderen Schwierigkeiten bei dem Gemälde van Goghs berichtet Tomoyuki Ueda, in dessen Händen die künstlerische Umsetzung lag. Es sei kompliziert gewesen, die originale Farbigkeit sowie den Pinselstrich nachzuahmen. Um dies möglichst authentisch zu erreichen, recherchierte er unter anderem in der Neuen Pinakothek in München und der Nationalgalerie in London. Für die Umsetzung, bei der das Bild in mehreren Schritten gedruckt wurde und dann mit dem Pinsel den letzten Schliff erhielt, benötigte der Kunsthandwerker Einfühlungsvermögen und das Wissen um die Technik des Malers.

Für das Kulturhistorische Museum hat das Geschenk aus Japan eine besondere Bedeutung. 338 Gemälde beklagen die Magdeburger Museen als Verluste in Folge des Zweiten Weltkriegs. Bilder von Max Liebermann, Paul Cèzanne oder Wilhelm Lehmbruck gehören dazu. Van Goghs „Der Künstler auf dem Weg nach Tarascon“ galt als Glanzstück der umfangreichen Kunstsammlung. Hunderte bei den Auslagerungen in einen Salzschacht im nahegelegenen Staßfurt (Salzlandkreis) dürftig erfasster Radierungen und Zeichnungen können nicht eindeutig belegt werden.

Der Magdeburger Historiker Tobias von Elsner hat lange geforscht und ist längst nicht sicher, dass alle zwischen 1942 und 1945 dort untergebrachten Stücke tatsächlich verbrannt sind. In dem Salzbergwerk befand sich neben dem Kunstdepot eine Produktionsstätte für Triebwerke. Beides stand ganz oben in den Listen der Vorauskommandos der US-Geheimdienste, die Produktionsstätten und Kunstschätze kontrollierten.

Nach ihrer Durchsuchung gab es in dem Stollen einen Brand, bei dem Unmengen von Kunst- und Kulturgut eindeutig zerstört wurden. Vermeintlich verlorene Gemälde von dort sind allerdings inzwischen wieder aufgetaucht. Nach Zeugenaussagen fanden sich zwischen den Ascheresten keine Anzeichen für Leinwand oder Bilderrahmen. Das Gemälde „Drei Putten“ von Hans von Marees wurde vor vielen Jahren in der Beutekunstausstellung des Moskauer Puschkin-Museums von einem Fernsehteam entdeckt. Es befand sich zuletzt im Tresor der einstigen Reichsbank am Domplatz. Dort hatten es russische Militärs entdeckt und nach Moskau bringen lassen.