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Comedian Atze Schröder in Magdeburg

Am 29. Juni kommt Atze Schröder mit seinem Programm „Turbo“ in den Magdeburger Elbauenpark und ist begeistert vom Magdeburger Humor.

Von Manuela Bock 05.06.2018, 01:01

Magdeburg l Lockenkopf, getönte Sonnenbrille und enge Jeans, das sind die Markenzeichen von Atze Schröder. Am 29. Juni legt der Comedian auf der Seebühne im Magdeburger Elbauenpark mit seinem Programm den „Turbo“ ein. Im Interview sprach er unter anderem darüber, dass „Turbo“ bei der Sommernachtssause für „Entschleunigung“ steht.

Sie kommen aus dem „Kohlenpott“ in die „Stadt des Schwermaschinenbaus“ – das schreit nach Parallelen in der Mentalität der Menschen und in der Geschichte. Spielen solche Dinge für Sie bei einem Auftritt eine Rolle?
Atze Schröder:
Das spielt wirklich eine Rolle, man fühlt sich etwas mehr verstanden. Ich kann einfach jeden Gag bringen. Das krasse Gegenstück dazu ist ein Gastspiel in der Schweiz in Bern. Da kannst Du eh schon mal auf halbe Geschwindigkeit stellen, und einige Dinge kann ich da nicht sagen, weil sie niemand versteht. Da spiele ich doch lieber einmal mehr in Magdeburg. Gerade in meinem Fach ist es wichtig, dass das Publikum dasselbe Verständnis von Humor hat. Das klappt bei euch seit Jahren ganz gut.

„Turbo“: Beim Titel Ihres neuen Programms gerät man irgendwie in Stress.
Ja, kann sein. Aber es geht aber genau um das Gegenteil. Die Aussage des Programms ist: „Runter vom Gas!“. Alles ist halb so wild. Wir machen uns verrückt wegen tausend Dingen, die meist gar nicht so wichtig sind. Und vieles ist so verlogen, schauen wir doch nur mal auf Facebook, Instagram oder Snapchat. Wenn da einer schreibt: „Ich bin gesegnet“, sitzt er vielleicht auch nur als armer Wicht in seinem Keller vor dem Bildschirm. Es ist doch so, überall sind nur Turbos. Sex-Turbo, Abi-Turbo, jedes Auto – Turbo, Turbo-Kapitalismus, Turbo-Kommunikation, wenn du heute nicht innerhalb einer Stunde die E-Mail beantwortest, giltst du schon fast als klinisch tot. Ich habe da echt Angst, dass uns allen die Köpfe platzen. Bei meiner Show sehe ich, wie alle im Publikum bei dem Thema nicken. Weil eben alle unter Druck stehen.

Also ist eigentlich die „Entschleunigung“ der gemeinsame Nenner Ihrer Show?
Korrekt. Man sollte lieber einmal häufiger ein paar Gänge runterschalten und sich der Familie, seinen Freunden und Alltäglichem widmen. Du kannst den Turbo-Gang einlegen. Du kannst es aber auch lassen. Und an den See fahren oder so.

Herrscht bei einer Open-Air-Show eine andere Atmosphäre als bei einer in der Halle? Sie spielen ja in Magdeburg auf der Seebühne im Grünen.
Eine Open-Air-Show ist immer etwas anders. Man kommt direkt mit einer anderen Grundstimmung auf die Bühne und erlebt den Abend mehr gemeinsam. Das ist oft fast wie ein Familienfest.

Sie ziehen den Großteil der Bevölkerung durch den Kakao und treffen mir Ihrer Comedy jeden von uns. Können Sie sich erklären, warum man Sie trotzdem noch gern mag?
Ich habe keine Ahnung. Vielleicht, weil meine Nummern zwar frech, aber nie ätzend sind. Obwohl – letztens war es wirklich hart an der Grenze. Da habe ich Max Giesinger durch den Kakao gezogen. Und das auch noch in Karlsruhe, wo er herkommt. Die Leute waren erst mal geschockt, dann konnten sie lachen. Und das Beste war: Der stand auch noch neben der Bühne.

Und? Konnte Max Giesinger auch lachen?
Ja, er hat gelacht und meinte: „Es ist eben jeder mal dran.“

Mögen Sie es lieber, wenn dem Publikum bei der Selbstreflexion das Lachen im Hals steckenbleibt oder wenn alles laut heraus gelacht wird?
Sowohl als auch. So ein Zwei-Stunden-Programm muss eine Dynamik haben. Es müssen langsame und schnelle Nummern dabei sein. Es muss Platz für Plattes geben, wo man selber denkt: „Ist das stumpf, aber ich muss leider lachen.“ Und auch der Humor, der hinter der Ecke lauert, gehört dazu. Das alles muss richtig platziert werden. Darum spiele ich vor der Tour gern in kleinen Clubs, um herauszufinden, wo die schnellen Lacher hingehören, und wann ich mal um die Ecke denken lassen kann.

Unterscheidet sich das Ergebnis dieser „Tests“ manchmal von Ihrer Wahrnehmung?
Ja. Ich liege tatsächlich oft falsch. Manchmal schreibe ich einen todsicheren Brüller – und keiner lacht. Und dann mache ich eine kleine Nebenbemerkung und die Hütte steht Kopf. Das ist das wahre Leben: Es wird immer da gelacht, wo man es nicht erwartet.

Ihre Markenzeichen sind Dauerwelle, getönte Pilotenbrille und enge Jeans: Tragen Sie das immer?
Mental schon.

Also nicht immer?
Sagen wir es so: Die Grenzen sind fließend. Und die Brillen sind ja gerade wieder total angesagt. Mir saß im Zug ein Typ gegenüber, die coolste Sau seit Snoop Dogg, und hatte genau so eine Brille auf.

Ist das für Sie auch eine Möglichkeit, die Rolle abzustreifen und Sie selbst zu sein?
Ja klar. Das ist ja normal. Man geht auf die Bühne und hat seine Show. Und dann geht man von der Bühne zu seinen Kumpels, ganz privat, um eigentlich ganz genau denselben Mist zu reden. Oder ich lese einfach mal ein Buch. Aber die Comedy steckt in mir, so oder so. Ein guter Comedian kann an jeder Theke alle unterhalten.

Zum Abschluss: Wer sitzt richtig bei Ihnen im Programm? Und was sollten Gäste einplanen, die Atze noch nie live gesehen haben?
Ich bekomme oft Post von Menschen, die in mein Programm mitgeschleppt worden sind. Die schreiben: „Atze, eigentlich fand ich dich immer blöd, aber ich habe an diesem Abend so viel gelacht, wie schon lange nicht mehr.“ Man muss sich bei mir definitiv darauf einstellen, dass man lacht, obwohl man es gar nicht will. Dieses Mal haue ich mich auch selbst in die Pfanne, und ihr könnt einfach nur lachen.