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Grabungen 2018 Von Unterwasserarchäologie bis Raubgräbern

Von Unterwasserarchäologie bis Raubgut- Sicherstellung. 2018 war außergewöhnliches Fundjahr für die Archäologen in Sachsen-Anhalt.

31.12.2018, 23:01

Halle (dpa) l In Sachsen-Anhalt können Archäologen 2018 auf außergewöhnliche Funde und spektakuläre Projekte zurückblicken. Insgesamt gab es 550 Grabungen, 29 mehr als im Vorjahr. "Bei der Auswertung der Funde geht die Entwicklung in Richtung des verstärkten Einsatzes naturwissenschaftlicher Methoden", sagte Landesarchäologe Harald Meller der Deutschen Presse-Agentur. "Insbesondere die Bestimmung des genetischen Fingerabdrucks haben in der Archäologie zu einem Quantensprung geführt. Wir bekommen jetzt Erkenntnisse, die früher undenkbar gewesen wären."

Nach monatelangen Untersuchen stand 2018 fest, in dem rund 3800 Jahre alten bronzezeitlichen Hügelgrab "Bornhöck" bei Dieskau (Saalekreis) wurden zwei Fürsten bestattet. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit war einer der Fürsten Eigentümer der Himmelsscheibe von Nebra", sagte Meller.

Bei archäologischen Grabungen im Umfeld der "Himmelsscheibe von Nebra" wurde bei Obhausen (Saalekreis) ein rund 3000 Jahre alter, bronzezeitlicher Hortfund mit drei unterschiedlich großen Halsringen entdeckt. Nach Angaben des Projektleiters, Peter Ettel, von der Universität Jena ist die Tradition, Hortfunde zu opfern, mit der Himmelsscheibe europaweit bekannt und setzt sich in der späten Bronzezeit fort.

Am Süßen See westlich von Halle kam erstmals eine Unterwasserdrohne bei der Suche nach archäologischen Schätzen zum Einsatz. Das automatisch arbeitende Gerät ortete Reste eines vermutlichen Hügelgrabes und an einer anderen Stelle in einem Radius von 20 Metern, kreisförmig angeordnete Löcher. Die Auswertungen der Daten läuft noch.

Eine rund 7000 Jahre alte "Worfelschale" haben Archäologen in Halle in monatelanger Kleinarbeit im Füllmaterial eines Brunnens aus Niederröblingen (Landkreis Mansfeld-Südharz) freigelegt. Die Schale ist vermutlich aus Birkenholz. "Das ist die älteste bekannte "Worfelschale"", sagte Archäologin Susanne Friederich. Das Wort "worfeln" kommt von werfen.

Mit der Digitalisierung der Museumsbestände wurde in diesem Jahr begonnnen. Bislang konnten der komplette Hauptkatalog mit 185.862 Karteikarten für archäologische Funde sowie über 10.000 Fundmünzen und rund 423.000 Fotografien digitalisiert werden. Im Museum lagern etwa 35 Millionen analoge Bild-, Plan- und Schriftdokumente und rund 16 Millionen archäologische Fundkomplexe.

Ein seltener Fall: Einen rund 3100 Jahre alten Bronzeschatz stellte die Polizei bei einer Wohnungsdurchsuchung in Querfurt (Saalekreis) sicher. Ein ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger wurde darauf aufmerksam, als die Stücke im Internet angeboten wurden. Es handelt sich um eine Bronzetasse, in der drei bronzene Anhänger sowie 94 kleine Beschläge und Gürtelschnallen aus Bronze lagen.

Umfangreiche Untersuchungen ergaben, dass der Herrscher aus dem Grabhügel von Helmsdorf (Landkreis Mansfeld-Südharz) vor 3846 Jahren ermordet wurde. Der Herrscher ist in der Epoche der Himmelsscheibe von Nebra einem Attentat zum Opfer gefallen, ist sich Frank Ramsthaler, stellvertretender Leiter des Instituts für Rechtsmedizin der Universität des Saarlandes in Homburg, sicher. "An den Knochen können eindeutig drei Verletzungen nachgewiesen werden. Bei der Tatwaffe könnte es sich um einen Dolch handeln, dessen Klinge gut 15 Zentimeter lang gewesen sein muss."

In das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle sind laut Meller in diesem Jahr rund 75.000 Besucher gekommen und damit rund 12.000 mehr als noch 2017. Für 2019 ist die Eröffnung der nächsten Erweiterung der Dauerstellung geplant. "Es geht um die Zeit der Germanen zwischen den Jahren 200 und 500", sagte Meller. Im November öffnet dann im Landesmuseum die Sonderschau "Ringe der Macht". Zu sehen sind zahlreich Leihgaben aus ganz Europa.