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Humboldt-Forum Hartmut Dorgerloh wird Schlossher in Berlin

Hinter den rekonstruierten Fassaden des Berliner Schlosses entsteht ein großes Kulturhaus. Der künftige Chef wird Hartmut Dorgerloh heißen.

Von Nada Weigelt 13.05.2018, 23:01

Berlin (dpa) l Die Verantwortlichen preisen das Humboldt-Forum im Berliner Schloss gern als „größtes Kulturvorhaben in Europa“. Doch nicht nur deshalb muss der künftige Chef eigentlich ein Tausendsassa sein. Am Dienstag will der Stiftungsrat den 55-jährigen Kunsthistoriker Hartmut Dorgerloh zum „Generalintendanten“ küren. Seine Wahl gilt als so gut wie sicher.

Der gebürtige Ost-Berliner, seit 15 Jahren Chef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, wird als erfahrener Museumsmann, Teamworker und Kommunikationstalent gelobt. Als Grütters ihn im März für das Amt vorschlug, war die Resonanz durchweg positiv. „Eine Supersache“, so fasste es Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat zusammen.

Freilich: Lange hatte Grütters zuvor nach einem weltweit renommierten Aushängeschild für das ehrgeizige Mammutprojekt gesucht. Denn das Humboldt-Forum, direkt gegenüber der Museumsinsel im Herzen Berlins gelegen, soll von Ende 2019 an nicht nur ein Ausstellungshaus werden, sondern auch eine „internationale Dialogplattform für globale kulturelle Ideen“, wie es im Koalitionsvertrag heißt. Kostenpunkt: Rund 600 Millionen Euro.

Der Österreicher Max Hollein wurde gehandelt, inzwischen zum Direktor des renommierten New Yorker Metropolitan Museum of Art berufen. Schließlich war der Kulturstaatsministerin auch schon vor drei Jahren mit der Wahl des britischen Museumsstars Neil MacGregor zum Gründungsintendanten ein echter Coup gelungen. Doch ausgerechnet dessen Erfahrungen mit den Eitelkeiten der Berliner Kulturszene machten eine Neuauflage unmöglich.

Denn das Humboldt-Forum gründet, wie die „Süddeutsche Zeitung“ es formulierte, „auf einem schwindelerregenden Geflecht politischer Interessen“. Nicht nur vier Ministerien und der Bundestag reden mit, auch der Förderverein, eine Bau- und eine Kulturstiftung. Vor allem aber bei den künftigen Nutzern blockierten Engstirnigkeit, Eifersüchteleien und Kompetenzgerangel einen großen Aufbruch.

So fürchtete die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, den Zugriff auf ihre Sammlungen zu verlieren – sie wird mit ihrer ethnologischen und ihrer asiatischen Sammlung auf 23.000 Quadratmetern die mit Abstand größte Fläche bespielen. Das Land Berlin, neben der Humboldt-Universität dritter Nutzer, lehnte die von Grütters gewünschte Führung „aus einem Guss“ gar ganz ab und handelte sich einen Sonderstatus aus. Angesichts der schwierigen Gemengelage, vielleicht auch wegen des im internationalen Vergleich eher bescheidenen Gehalts, hielt sich die Zahl der Bewerber um den Intendantenposten in engen Grenzen. In Dorgerloh sehen die Beteiligten aber nun den richtigen Mann, die unterschiedlichen Interessen zu bündeln und die inhaltliche Arbeit voranzutreiben.

Der 55-Jährige hat bei der Schlösserstiftung in Potsdam (550 Mitarbeiter, 750 Hektar Parkanlagen, 30 Museumsschlösser) viel Managementqualitäten bewiesen. Und auch mit dem schwierigen Machtgefüge der befreundeten Preußen-Stiftung ist er bestens vertraut. Für seine neue Aufgabe im Humboldt-Forum soll bei der morgigen Sitzung auch die mühsam ausgehandelte Führungsstruktur beschlossen werden. Danach wird der „Generalintendant“ die Richtlinienkompetenz und die Verantwortung für das Gesamtkonzept bekommen.