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Kabarett Neues Soloprogramm auf Magdeburger-Bühne

Sebastian Hengstmann steht in Magdeburg mit seinem Soloprogramm auf der Bühne. Die Groko hat er sich dabei auf die Fahne geschrieben.

Von Klaus-Peter Voigt 09.02.2018, 23:01

Magdeburg l Im Kabarett „... nach Hengstmanns“ wird auf Vielfalt gesetzt. Alle Akteure treten regelmäßig solistisch auf, die Brüder Sebastian und Tobias agieren im Doppelpack oder setzten gemeinsam mit Vater Frank auf die Wirkung einer Dreierbande. Das sorgt für Abwechslung, bringt individuelle Farben deutlich ins Spiel. Dazu kommen regelmäßig Gäste, die ein „weiter so“ wie in der Politik, vermeiden helfen. Die eigenen Handschriften bleiben erkennbar.

Nun ist es wieder Sebastian Hengstmann, der sich sein eigenes Programm geschaffen hat. Der Rest der Kabarettistenfamilie übernahm die Regie. Er will die ganz persönliche Sicht vornehmlich auf die aktuelle deutsche Politik vermitteln. Dabei schlüpft Hengstmann gern – manchmal ein Quäntchen zu viel - quasi in die Rolle des „Erklärbärs“. Jedes Thema wird analysiert und mit Akribie beleuchtet. Der Grundgedanke dabei: Es gibt kein Falsch oder richtig, es gibt nur Meinungen und die in unglaublicher Vielfalt. Mit Blick auf Facebook und Internetforen lässt sich das kaum widerlegen. Mann oder Frau suchen dort gezielt nach Gleichgesinnten, nach Übereinstimmungen mit den eigenen Vorstellungen. Ergo, so findet jeder aus der Mannigfaltigkeit etwas, das für die Wirklichkeit gehalten wird.

Es ist die deutsche Parteiendemokratie, die im Fokus der kabarettistischen Betrachtungen steht. Sebastian Hengstmann macht das Dilemma aus. Für ihn gilt es als ausgemacht, dass sich „die Parteien ihre Wähler aussuchen“. Gerade die Union habe das mit ihrer Suche nach der Mitte perfektioniert. Es fehle am Wandel und klaren politischen Positionen, für die eingetreten werde, die sich nicht nach der Stimmungslage beliebig verändern, nur um immer die größtmögliche Zahl an Stimmen zu erhalten. Das betreffe nach seiner Sicht alle, von grün über liberal und konservativ bis zu sozialdemokratischen Akteuren. Jeder nimmt sich des Zauberwortes der „Mutti“ an und möchte massentauglich sein.

Und Hengstmann plädiert für die GroKo. Na klar, für Kabarettisten verspricht schließlich eine solche Konstellation Themen ohne Ende. Ständig sucht er die Interaktion mit dem Publikum. Das spendiert ihm Zwischenrufe, es entstehen daraus Dialoge. Da wird das neue Programm besonders authentisch, da beweist der Mann auf der Bühne seine Fähigkeit zu reagieren. Es fehlt an Zäsuren im fast zwei Stunden dauernden Programm. Musikalische Stärken spielt Hengstmann zu selten aus. Das Loblied auf den Bundespräsidenten, auf der Gitarre begleitet, kommt an. Der habe die Parteien schließlich nach der Wahl dazu verdonnert, sich zu einigen, heißt es. Schon wirkt die kabarettistische Weltsicht lockerer, nicht minder bissig, ohne an Verbindlichkeit zu verlieren. Der andere Song „Ich geh nach Bayern und werde Mitglied der CSU“ gehört dann auch zu den Höhepunkten des Abends. Solche „Zwischenspiele“, zu denen ein Auftritt der Kultfigur Malte gehören könnte, sind zu selten, erleichterten dem Publikum, die enorme Fülle an Informationen und Wertungen aufzunehmen. Aber, das ist nur meine Meinung.