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Kabarett Vom ölgefüllten Füllhorn

Für zwei Stunden war Magdeburg der Nabel der Welt, zumindest beim 7. Sommer-Open-Air-Programm des Kabaretts „... nach Hengstmanns“.

Von Rolf-Dietmar Schmidt 10.06.2016, 23:01

Magdeburg l Dieses Kabarettspektakel bietet alles, was man sich in lauen Sommernächten wünscht. Beste Unterhaltung, spitzzüngige Texte voller Komik und Klamauk, Schenkelklopfen vor Vergnügen, exzellente musikalische Einlagen und sogar Lachtränen.

Die siebte Ausgabe des Kabarett-Freiluftvergnügens unter dem Schleppdach im Magdeburger Technikmuseum stellte alles in den Mondlicht-Schatten, was bisher hier über die Bühne ging. Verstärkt wurden Frank, Sebastian und Tobias Hengstmann durch eine hervorragend agierende weibliche Flanke mit dem schönen Namen Edelmuth Kriegenzicker. Sie heißt im wirklichen Leben Jana Stave und ist eine wirkliche Bereicherung.

Klaus Schae­fer, die zweite Verstärkung, ist im satirischen Geschehen der Hengstmänner kein Unbekannter und unter anderem als Bänkelsänger geschickt in die musikalischen Überleitungen eingebaut.

Christian Karius, in früheren Programmen vor allem durch sein musikalisches Talent auffällig, hat sich kabarettistisch enorm entwickelt und ergänzt als Nummer sechs auf der Bühne die Schar der Protagonisten.

Herausgekommen ist eine köstliche Geschichte, die mit der Magdeburger Maulwurfbrigade beim unermüdlichen Tunnelbau beginnt. Doch beim berühmten Tunnelblick kann es dann schon mal passieren, dass man beim Graben falsch abbiegt und auf eine sprudelnde Ölquelle stößt. Über Magdeburg bricht mit dem Ruf des Öls, der in aller Welt gehört wird, der Reichtum herein. Dallas lässt grüßen.

Für die Jüngeren, die mit der amerikanischen Fernseh-Kultserie „Dallas“ aus dem Leben der Schönen und Reichen nichts anfangen können, spielt der lokale TV-Sender MDF1 den Vorspann ein, gedreht mit den Kabarettisten und den typischen Erdöl-Förderpumpen vor der Kulisse der Tunnelbaustelle im Herzen Magdeburgs.

Wo Schönheit und Reichtum zu Hause sind, dürfen Promis nicht fehlen. Bei diesem Open-Air-Spektakel wurde über sie nicht nur hergezogen, nein, sie waren auch einbezogen. Wenn da verkündet wird, dass Amerika einen Trump, wir aber einen Trümper haben, dann klatscht der nicht nur Beifall, sondern erklärt via Fernseheinspielung die segensreichen Neuerungen durch den Reichtum, lässt den Tunnel gleich bis zur Fußball­arena weiterbauen. Das hört der Fußballpräsident des 1. FCM, Peter Fechner, nur zu gern, um auf gleichem Wege zu verkünden, dank des Reichtums nun den FC Bayern München zu kaufen.

Aus dem ölgefüllten Füllhorn plötzlichen Reichtums entwickeln die Kabarettisten jede Menge Nummern, gespickt mit Anspielungen, Frechheiten, Wortwitz und klugem Komödiantentum. Beim Besuch eines Scheichs (Sebastian Hengstmann) in der Elbestadt („Beim Barte des Propheten, jetzt kommen die Moneten!“) bleibt bei den Zuschauern kein Auge trocken. Die OPEC verlegt ihren Sitz in die Öl-Stadt Magdeburg, Steuern und Finanzbeamte werden abgeschafft, überall Briefkästen wie in Panama. Und die Gastarbeiter? Die kommen aus Halle.

Doch Reichtum ist nicht alles, das merken auch die Akteure, bevor die Geschichte ihr überraschendes Ende findet.

Gespielt wird im Technikmuseum Magdeburg bis zum 16. Juli.