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Comedy Bülent Ceylan macht Schluss mit lustig

Comedian Bülent Ceylan kündigt an, dass er in seinem neuen Tour-Programm "Lassmalache" politische Themen mit Humor verbinden will.

01.02.2018, 09:18

Mannheim (dpa) l Seine Waffe ist der Humor, aber manchmal ist bei Komiker Bülent Ceylan Schluss mit lustig. "Ab 40 wird man reifer und will auf der Bühne nicht nur Spaß machen", sagt der Comedian vor seiner großen Tournee. Premiere ist an diesem Freitag (2. Februar) in Frankfurt. "Lassmalache" heißt Ceylans mittlerweile 10. Programm. Es ist wieder viel Klamauk und sicher kein politisches Kabarett. Aber das Lachen dürfte manchem durchaus im Hals stecken bleiben.

Waffenexporte, Putin und Erdogan – das alles kommt vor. Und erstmals macht Ceylan den Mädchennamen seiner Mutter zum Thema: Merkel. Das Programm sei frecher und aktueller, meinen Zuschauer der Vorpremiere. Ceylan hört das gern. "Man will sich ja weiterentwickeln", sagt er. Manchmal sei es statt eines Witzes nötiger, eine seriöse Botschaft unter die Leute zu bringen. "Bei bestimmten Themen ist mir das wichtig. Ich möchte als Komiker ernst genommen werden."

Politik ist dem Comedian wortwörtlich in die Wiege gelegt worden. Seinen Vornamen verdankt er dem türkischen Ex-Regierungschef Bülent Ecevit, sein Nachname Ceylan bedeutet "Kleines Reh". Nach einer Jugend im Mannheimer Arbeiterviertel Waldhof studierte er einige Semester Politikwissenschaft und Philosophie. "Plan B wäre wohl Sonderpädagoge gewesen", sagt der Familienvater. Es kam anders.

An einem grauen Januar-Tag sitzt der Unterhaltungskünstler in einem Mannheimer Café und spannt von den Tournee-Proben aus. Doch der kostbare Moment der Ruhe dauert nicht lange. Zu bekannt ist der 42-Jährige ist seiner nordbadischen Heimatstadt. Eine Frau am Nachbartisch fragt freundlich und fotografiert mit dem Mobiltelefon.

Eine Tournee mit Terminen bis März 2019, eine Spielfilmpremiere im Frühjahr: Es läuft rund für den "Monnemer Türk", wie er sich selbst nennt. Angefangen hat alles vor gut 20 Jahren, einen Steinwurf vom Café entfernt, in der Rosengarten-Halle. Dort unternahm der jüngste Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters mit dem Musical "Human Pacific" erste Gehversuche. An seiner Seite ein anderer Sohn Mannheims: Soulsänger Xavier Naidoo ("Dieser Weg").

Schon damals trug Ceylan lange Haare, sein Markenzeichen. "Mit 16 hab ich die wachsen lassen, wegen der Musik. Pearl Jam, Nirvana, das war mein Ding", erzählt er. Etwas anderes kam hinzu: "Meine Schwester hatte einen Freund mit langen Haaren, das haben Frauen bewundert. Da dachte ich: Ich lasse meine Haare wachsen, damit ich eine abkriege. Was soll ich sagen – es hat geholfen!", sagt der Komiker und lacht.

Hätte er die Haare für sein Spielfilmdebüt kürzen lassen? "Nein", sagt er resolut. Aber seinen Kinnbart hat Ceylan für den Film abrasiert – kein allzu großes Opfer, meint er: "Der wuchs sowieso immer schief. Und jünger sehe ich ohne den auch aus."

"Verpiss dich, Schneewittchen!", heißt der Film, der Ende März in die Kinos kommt. Ceylan spielt in der Komödie den Musiker Sammy, unterstützt wird er von Schauspielprofis wie Josefine Preuß und Paul Faßnacht. "Das ist nicht nur zum Ablachen, sondern da sind auch Emotionen drin. Man sieht Bülent als Sammy auf eine andere Weise."

Gerne würde Ceylan mehr Filme drehen – am liebsten Unterhaltung mit ernstem Hintergrund. "Toll wäre etwas wie "Das Leben ist schön" oder "Ziemlich beste Freunde"", sagt er. "Ich weiß zwar nicht, ob die Zuschauer das von mir annehmen würden. Aber man darf träumen." Auf die Frage nach einem Vorbild muss er nicht lange überlegen. "Beim Film ist das der leider gestorbene Robin Williams. Wenn du es als Komiker schaffst, so tiefsinnig zu sein, ist das bewundernswert."

Im Programm "Lassmalache" schlüpft Ceylan auch wieder in die Rollen als Anneliese und Mompfreed. Es gibt auch Politik – wird es irgendwann Bülent Ceylan in der Politik geben? "Ich glaube nicht", sagt er. Auf der einen Seite wolle er mitgestalten, andererseits seien Politiker stark unter Druck. Obama zum Beispiel. "Bei seinem Amtsantritt sind mir die Tränen gekommen. Aber was konnte er durchsetzen?" Da konzentriere er sich lieber auf das, was er könne, meint Ceylan. "Meine Aufgabe ist nicht, zurechtzuweisen, sondern hinzuweisen. Nicht mit dem Zeigefinger – sondern über das Lachen."