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Erfurter Sender Kinderkanal muss kämpfen

Sandmännchen, Bernd das Brot oder Kikaninchen sind die Aushängeschilder des Kinderkanals. Der Erfurter Sender wird 20 und muss kämpfen.

22.12.2016, 05:52

Erfurt (dpa) l Der gemeinsame Kinderkanal von ARD und ZDF (Kika) ist seit nunmehr 20 Jahren eine feste Bildschirmgröße. Er ging am 1. Januar 1997 auf Sendung und konnte sich seither trotz gestiegener Konkurrenz erfolgreich behaupten. Dennoch muss der in Erfurt ansässige Kika seine 2015 erstmals errungene Marktführerschaft in diesem Jahr wieder abgeben, wie Kika-Programmgeschäftsführer Michael Stumpf sagt.

Was ist geplant zum 20. Geburtstag?

Mit uns haben im nächsten Jahr drei große Marken Jubiläum. Die 20. Staffel der Serie „Schloss Einstein“ (MDR) startet ab 14. Februar und im Mai wird die 10. Staffel der Sendung „Die beste Klasse Deutschlands“ (Kika) ausgestrahlt. Außerdem begeht im September die Quizshow „1, 2 oder 3“ (ZDF) ihr 40-jähriges Jubiläum. Das werden wir feiern. Zudem wollen wir uns im Jubiläumsjahr ein bisschen mehr in die Karten schauen lassen und für Kinder und Erwachsene einen Blick hinter die Kulissen gewähren.

Worauf können sich die Zuschauer 2017 im Programm freuen?

Wir haben im Geburtstagsjahr viele tolle Formate im Programm. So gibt es beispielsweise nächstes Jahr zu Weihnachten neue Folgen von „Beutolomäus“ (Kika), dem einzig wahren Sack des Weihnachtsmanns. Außerdem zeigen wir die Neuverfilmung der Serie „Die lausige Hexe“ (ZDF) und auch „Nils Holgersson“ (BR) kommt in einem neuen, frischen Design als Serie auf den Bildschirm. Ab 5. März hat bei uns die Animationsserie „Insectibles“ (Kika) ihre deutsche Fernsehpremiere. Sie erzählt die Geschichte eines Jungen und seines Großvaters, die geschrumpft werden und mit Insekten im Garten Abenteuer erleben. Darüber hinaus legen wir 2017 Schwerpunkte auf die Bundestagswahl und das Reformationsjubiläum.

Wie haben sich Markt und Kika in den vergangenen 20 Jahren entwickelt?

Trotz des digitalen Wandels ist Fernsehen damals wie heute Leitmedium bei Kindern. Der Markt ist allerdings ein ganz anderer als noch vor ein paar Jahren. Die Konkurrenz ist durch mehr Kindersender und Angebote im Netz wie Video on Demand, Games und Apps größer geworden. Und auch die Mediennutzungszeit ist eine ganz andere. Die Frage ist heute nicht mehr in erster Linie, wie viel Fernsehen Kinder schauen dürfen, sondern wie viele Apps sie nutzen dürfen und wie viel Smartphonezeit sie haben.

Wie beliebt ist Kika heute bei den 3- bis 13-Jährigen?

2015 haben wir mit einem Jahresmarktanteil von 19,0 Prozent in unserer Zielgruppe der 3- bis 13-Jährigen und in unserer Sendezeit von 6 bis 21 Uhr erstmals in der Geschichte des Senders die Marktführerschaft übernommen. Das werden wir in diesem Jahr nicht schaffen, weil sich unser Konkurrent Super RTL noch einmal anders aufgestellt und mit Toggo plus im Sommer einen zweiten Sender aufgebaut hat. Damit übernimmt Super RTL wieder die Führung, aber es ist immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Wo sehen Sie die Stärken des ARD/ZDF-Kinderkanals?

In der Verlässlichkeit und Vielfalt, die wir anbieten. Unser Auftrag ist das Beraten, Bilden, Informieren und Unterhalten. Das decken wir in der ganzen Bandbreite ab. Wir geben den Eltern seit 20 Jahren ein gutes Gefühl, wenn sie sagen: „Mein Kind schaut Kika.“ Unsere Formate sind nah an der Lebenswelt der Kinder und werden zu einem großen Teil auch hier in Deutschland produziert. Wir haben eine gesunde Mischung aus Eigenproduktionen und Zukäufen und müssen anders als die Privaten keinen Werbekunden gefallen.

Mit dem Kinderkanal ist auch der bislang größte Betrugsskandal im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbunden. Ein spielsüchtiger Herstellungsleiter veruntreute jahrelang mit Scheinrechnungen Beitragsgelder. Wirkt der Imageschaden noch nach?

Nein. Bei unseren Zuschauern, den Kindern, hat der Skandal nicht wirklich Schaden angerichtet. Es gab keinen Einbruch in der Beliebtheit. Der Skandal – er ist ja mittlerweile ein paar Jahre her – war aber ein großes Medienthema. Heute wären derartige kriminellen Machenschaften nicht mehr möglich. Wir haben inzwischen Strukturen verändert, ein Mehr-Augen-Prinzip eingeführt und sind wieder zum Normalprogramm übergegangen. Dennoch ist es wie eine Wunde, die man trägt und auf die man immer mal wieder angesprochen wird.